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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Bauarbeiter und richtete kurz seine Taschenlampe darauf. Es war niemand zu sehen. Dann zog er seine Walther und schlich auf das Hotel zu.
    Die Vordertür war unverschlossen. Bond ging hinein. Es roch nach Schimmel, aber auch nach neuem Beton und frischer Farbe. Die Rezeption am Ende der Lobby hatte keinen Tresen. Zur Rechten lagen Tagungsräume und eine Bibliothek, zur Linken ein großer Frühstücksraum und Salon mit verglaster Außenwand. Der Blick von hier aus ging nach Norden über die Gärten, hin zu den Zwölf Aposteln, die sich im Halbdunkel immer noch schwach abzeichneten. Die Bauarbeiter hatten hier ihre Bohrständer, Tischsägen und anderen Werkzeuge zurückgelassen, allesamt angekettet und mit Vorhängeschlössern gesichert. Im Hintergrund führte ein Durchgang in die Küche. Bond sah die Schalter für die Wand- und Deckenbeleuchtung, beließ aber alles im Dunkeln.
    Unter den Bodenbrettern und in den Wänden huschten winzige Tierfüße umher.
    Bond setzte sich auf eine Werkzeugkiste, die in einer Ecke des Frühstücksraumes stand. Nun musste er einfach ausharren, bis der Feind auftauchte.
    Bond dachte daran, was Lieutenant Colonel Bill Tanner kurz nach seinem Beitritt zur ODG zu ihm gesagt hatte: »Hören Sie, 007, Sie werden in Ihrem Job häufig warten müssen. Ich hoffe, Sie sind ein geduldiger Mann.«
    Das war er nicht. Aber falls die Mission es erforderte, wartete er.
    Es ging schneller als gedacht. Ein Lichtstrahl traf die Wand. Bond stand auf und blickte zu einem der Vorderfenster hinaus. Ein Wagen kam auf das Hotel zu und hielt dann im Dickicht unweit des Eingangs.
    Jemand stieg aus. Bonds Augen verengten sich. Es war Felicity Willing. Sie hielt sich den Bauch.
    Bond steckte die Pistole ein, riss die Tür auf und rannte zu ihr. »Felicity!«
    Sie torkelte vorwärts und fiel auf den Kies. »James, hilf mir! Ich bin … hilf mir! Ich bin verletzt.«
    Vorn auf ihrer Bluse befand sich ein roter Fleck. Auch ihre Finger waren blutig. Bond kniete sich hin und nahm sie in den Arm. »Was ist passiert?«
    »Ich bin … ich bin zum Hafen gefahren, um nach einer Ladung zu sehen. Da war ein Mann«, keuchte sie. »Er hat eine Pistole gezogen und auf mich geschossen! Er hat nichts gesagt – er hat einfach geschossen und ist weggelaufen. Ich habe mich zum Wagen geschleppt und bin hergefahren. Du musst mir helfen!«
    »Wieso hast du nicht die Polizei …?«
    »Er war von der Polizei, James.«
    » Was? «
    »Ich habe die Dienstmarke an seinem Gürtel gesehen.«
    Bond hob sie hoch und trug sie in den Frühstücksraum. Dort legte er sie auf einige zusammengefaltete Planen, die jemand vor der Wand aufgestapelt hatte. »Ich suche einen Verband«, murmelte er. Dann fügte er wütend hinzu: »Das ist alles meine Schuld. Ich hätte es vorhersehen müssen! Du bist das Ziel von Vorfall Zwanzig. Lamb hat es nicht auf ein Kreuzfahrtschiff abgesehen, sondern auf die Hilfsgütertransporte. Er wurde von einem der großen amerikanischen oder europäischen Agrarkonzerne angeheuert, von denen du mir erzählt hast. Der Auftrag beinhaltet deinen Tod und die Zerstörung der Nahrungsmittel. Er muss jemanden bei der Polizei bestochen haben, ihm zu helfen.«
    »Lass mich nicht sterben!«
    »Das wird schon wieder. Ich besorge dir etwas Verbandmaterial und verständige Bheka. Ihr können wir vertrauen.«
    Er wollte die Küche ansteuern.
    »Nein«, sagte Felicity mit erschreckend ruhiger Stimme.
    Bond blieb stehen und drehte sich um.
    »Wirf dein Telefon weg, James.«
    Der Blick ihrer wachsamen grünen Augen war wie der eines Raubtiers auf ihn gerichtet. Sie hatte seine Waffe in der Hand, die Walther PPS .
    Er griff nach dem leeren Holster. Felicity hatte die Pistole entwendet, als er sie ins Haus getragen hatte.
    »Das Telefon«, wiederholte sie. »Berühre nicht das Display. Halt es einfach am Rahmen, und wirf es in die Ecke.«
    Er tat wie ihm geheißen.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Es tut mir so leid.«
    Und James Blond glaubte, dass das in einem winzigen Winkel ihres Herzens sogar ehrlich gemeint war.

67
    »Was ist das?«, fragte James und wies auf ihre Bluse.
    Es war natürlich Blut. Echtes Blut. Ihr eigenes. Felicity spürte immer noch den Schmerz auf ihrem Handrücken, wo sie mit einer Sicherheitsnadel eine Vene angestochen hatte. Das austretende Blut hatte ausgereicht, um ihre Bluse zu beflecken und den glaubhaften Eindruck einer Schusswunde zu hinterlassen.
    Sie antwortete ihm nicht. Aber sein Blick fiel auf den blauen Fleck

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