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Caruso singt nicht mehr

Titel: Caruso singt nicht mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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sich ein.
    »Was hielten Sie von Alexander?« fragte er.
    »Er war mit Rena befreundet. Ich weiß eigentlich wenig über ihn«, sagte sie zögernd und erzählte im dann, wie sie ihn vor zwei Tagen auf der Koppel getroffen hatte. »Er war – unhöflich. Unverschämt«, sagte sie. »Einerseits. Und andererseits …« Sie erinnerte sich an den Blick, den er ihr zugeworfen hatte. »Ganz kurz habe ich gedacht, er suche Hilfe.« Sie hatte den Gedanken sofort wieder verworfen.
    »Kannten Sie seine Eltern?«
    »Flüchtig«, sagte Anne. »Der Vater arbeitet in Bad Moosbach beim Katasteramt. Die Eltern stammen nicht von hier. Wie ich.« Manchmal brauchte man den Kontakt zu seinesgleichen.
    »War Alexander vielleicht gar nicht so sehr an Rena als an Ihnen interessiert?« fragte Kosinski in aller Unschuld. Ihre Reaktion überraschte ihn.
    »Warum zum Teufel sollte er sich nicht für Rena interessieren?« fuhr sie ihn zornig an.
    »Und was fand sie an ihm?« fragte der Inspektor ruhig zurück. Anne hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    Fast hätte sie ihm erzählt, was sie wirklich glaubte: daß Rena einfach nur dankbar war – dafür, daß ein gutaussehender junger Mann sich für sie interessierte. Ob er für sie der Richtige war – das kam erst an zweiter Stelle. So ist das in diesem Alter, dachte Anne traurig. Da weiß man noch nicht, was man wert ist. Und auch nicht, was man will.
    »Rena war verliebt in ihn. Zumindestens bis …«
    »Bis wann?« Kosinski hatte sich zurückgelehnt, die Hand auf dem träge hingestreckten Kater Boris, der sich neben ihn auf die gepolsterte Gartenbank geschlichen hatte.
    Anne seufzte. »Seit dem Brand war sie komisch. Nicht mehr ansprechbar. Vor allem nicht auf den Jungen …«
    »Hat Alexander angerufen? Ist er vorbeigekommen?«
    »Bis auf diese seltsame Begegnung bei der Koppel – nicht, daß ich wüßte.« Sie zögerte, schüttelte dann den Kopf. »Ich glaube nicht.«
    »Frau Burau«, sagte Kosinski bedächtig, setzte sich auf und klopfte sich eine Ernte 23 aus der Schachtel. Auch »Eckstein«, oder »Juno« oder »Overstolz« hätten gut zu ihm gepaßt, fand Anne. Sie mußte ihm das irgendwann mal sagen.
    Es kostete ihn drei Versuche mit dem Zündholzheftchen, bis er die Zigarette angezündet hatte. Anne sah ihm zu.
    »Frau Burau« – paff – »Sie erinnern sich doch sicherlich an den Autopsiebefund bezüglich Ihres Pferdes« – paff »Hella«, assistierte Anne, die sich über seine bürokratische Ausdrucksweise wunderte. »Sie meinen die Stute, die beim Brand umgekommen ist.«
    »Genau.« Paff. »Beziehungsweise schon vorher.«
    »Frau Burau« – Anne begann, das Zeremoniell amüsant zu finden, mit dem Kosinski das Unvermeidliche hinauszögern wollte.
    »Lieber Herr Kosinski«, sagte sie mit fester Stimme. »Was wollen Sie mir denn nun eigentlich sagen?«
    Der Inspektor seufzte. »Es sieht so aus, als ob der Junge das gleiche mit Ihrem Araber versucht hätte.«
    »Was?« Anne war schockiert. »Er hat versucht …?«
    Kosinski nickte. »Alexander hatte alles dabei, was man dazu so braucht. Stricke. Zwei Skalpelle. Eine Drahtschlinge mit zwei hölzernen Griffen an jedem Ende. Killerwerkzeug. Profimäßig.«
    »Um Himmels willen.« Anne hatte sich vorgebeugt, die Fäuste auf die Knie gelegt und starrte den Inspektor an, der wie ein großer, grauer Raubvogel auf ihrer Terrasse saß und gelassen zurückstarrte.
    »Er dürfte es gewesen sein, der Sie im Kühlhaus eingesperrt hat. Damit er Ruhe hatte.«
    »Um Himmels willen …« Anne lehnte sich zurück und ließ die geballten Fäuste sinken. »Weiß Rena …?«
    »Keine Ahnung.«
    Anne spürte, wie ihr in der milden Oktobersonne kalt wurde. Rena war in der Nacht bei Alexander gewesen. Es fragte sich nur, ab wann. Als er noch lebte? Wußte sie, was er vorhatte? Hatte sie versucht, ihn daran zu hindern? Handgreiflich sogar?
    »Alle Indizien sprechen dafür, daß der Junge nicht nur bei Ihnen tätig war«, sagte Kosinski und guckte sie scharf an.
    »Sie meinen, daß Alexander der Pferdeschlitzer von der Rhön war?« fragte Anne, deren Gedanken sich überschlugen. Was wußte Rena? War sie in Gefahr gewesen?
    »Möglich«, antwortete Kosinski vorsichtig. Polizisten sollten keine Gewißheiten, sondern höchstens einen Verdacht äußern. Aber für ihn war der Fall klar.
    »Und wer hat …?« Kosinski kriegte Mitleid mit der Frau, die mit geballten Fäusten neben ihm saß und offenbar das Schlimmste befürchtete.
    »Machen Sie sich

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