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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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cocktailspezifischen Eiskübeln - rund, gewürfelt, zerstoßen und rasiert - angebrachten schwachen Glühbirnen angeleuchtet wurde. »Wie geht es dir?« Er sprach so leise wie möglich, ohne zu flüstern.
    »Gut«, sagte sie knapp mit Blick auf ihre Arbeit, während sie zu gleichen Teilen flüssigen Ingwer und frisch gepressten Apfelsaft in einen doppelten Kartoffelwodka und eine Eisklippe schüttete.
    »Das sieht gut aus«, sagte er.
    »Sazerac und Sidecar«, verlangte der einzige Kellner, als würde er in einer noblen Hotellobby jemanden ausrufen.
    Matty saß da im sepiabraunen Raum und blickte in die leuchtenden Eiskübel. Die Sache mit Minette war, sie war kein Mädchen, sie war - wie sollte man es anders ausdrücken - eine Frau, eine forsche, präsente Frau mit klarem Blick, mit Reife und einem rotbraunen Sommersprossensattel auf dem Nasenrücken. Und Matty dachte, Geht es also unterm Strich immer darum? Augen, Ausstrahlung und Sommersprossen auf einer markanten Nase? Ja und nein, ja und nein, aber doch, ja, natürlich, bis in den Tod; es sind die optischen Reize, die den Tagtraum beflügeln.
    »Weißt du was?« Er beugte sich zur Barkeeperin vor, sprach unbewusst in dem dezenten Tonfall, den der Raum zu gebieten schien. »Es hat doch was mit mir zu tun.«
    Weder sah sie ihn an, noch hielt sie in ihrer grimmigen Geschäftigkeit inne, und Matty dachte gerade, Mixologin, und wollte sich aufmachen, als sie ihm, noch immer ohne zu lächeln und ohne ihn anzusehen, ein Apfel-Wodka-Ingwer-Getränk hinschob. Matty dankte ihr still für diese Ehrenrettung in letzter Sekunde und hätte sich zu gern an ihren Namen erinnert.
     

5 Steckbriefe
     

    Der Anruf von Kenny Chan, Sergeant des Raubdezernats im Neunten, erreichte Matty, als er dem Tagesbarkeeper im Kid Dropper gerade eine Vergrößerung von Billy Marcus' Führerscheinfoto aushändigte.
    »Mr Matty, wir haben heute Morgen einen von Ihren Steckbriefen aufgegriffen, Shawn Tucker?«
    »Wen?«
    »Tucker alias Blue Light? Sein Komplize hat ihn bei einem Raub verpfiffen.«
    »Mein Steckbrief?« Er konnte sich nicht erinnern. »Wer ist der Komplize?«
    »Welcher Raubüberfall? Wir hatten einige Gegenüberstellungen, bisher drei Treffer für Tucker, aber die Opfer beschreiben alle einen unterschiedlichen zweiten Mann. Offensichtlich demokratisch, unser Blue Light, schnappt sich, wen er kriegen kann, nimmt, was gerade rumliegt, Revolver, Messer, Stock, Tomahawk, sagt >Beute machen<, und auf geht's. Sieben Opfer kommen noch rein, das ist wie Schlussverkauf mit diesem Flachwichser. Wollen Sie warten, bis wir durch sind, oder wollen Sie jetzt mit ihm reden?«
    »Warten. Soll er erstmal die Treffer kassieren.«
    »Ein Opfer ist im Übrigen von Ihrem Kiez.«
    »Ach ja?«
    »Alter Chinese namens Ming Lee.«
    »Wer?«
    »Moment.« Er dämpfte die Muschel, um mit jemandem zu reden. »Entschuldigung, Ming Lam«, dann: »Grüße von Fenton Ma.«
    Matty hatte keine Ahnung, wer dieser Blue Light war, aber da jedenfalls einer seiner Kandidaten ihn identifiziert hatte, wollte Matty unbedingt, dass Eric Cash den Kerl in Augenschein nahm - Gegenüberstellung, Lichtbildvorlage, Vorbeifahren, egal -, also rief er endlich den Roten Danny an, um ihn hinter dem Rücken des Staatsanwalts zur Zusammenarbeit zu bewegen. Er wurde auf Spanisch, dann auf Englisch vom Anrufbeantworter begrüßt. »Danny. Matty Clark. Rufen Sie mich bitte an.« Was er wahrscheinlich nicht tun würde.
    In der Hoffnung auf einen zweiten Blue-Light-Treffer rief er den israelischen Flamingo Avner Polaner an. Ein weiterer Anrufbeantworter: »Wenn Sie Informationen zur Initiative Stoppt Berkmann benötigen, gehen Sie bitte zum Sanaa-Deli in der Rivington Street 31 und fragen Sie nach Nazir oder Tariq. Wenn Sie Avner Polaner persönlich sprechen wollen, ich bin bis Ende des Monats in Tel Aviv.«
    Nichts. Matty dachte einen Moment nach, dann fiel ihm Harry Steele ein; Zeit, die kleine Gefälligkeit einzustreichen. »Ich brauche Ihre Hilfe mit jemandem.«
    »Was für ein jemand?«
    »Eric Cash. Er soll sich wieder einkriegen. Ich nehme an, Sie wissen, wovon ich rede.«
    »Wissen Sie noch, wo ich wohne?«
    «In der Synagoge.«
    »Kommen Sie in einer Stunde vorbei. Nein, anderthalb, das wäre famos.«
    »Was soll das heißen, >famos    «Nur so ein Ausdruck.«
     
    »Wer zum Teufel ist Blue Light?«, fragte Matty Yolonda im nach Reinigungsmitteln riechenden Fahrstuhl, als sie ins Raubdezernat im zweiten Stock des neunten

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