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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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»Kommentar? Vorschlag?«
    »Ich verstehe nicht, wieso Sie mir meinen Wagen wegnehmen müssen.«
    »Bruder ... Hast du uns überhaupt ansatzweise zugehört?«
    »Ja, aber warum müssen Sie mir meinen Wagen wegnehmen?«
    Daley und Lugo sahen sich an.
    »Das ist dein geringstes Problem, Bruder.«
    »Wenn ich den Wagen verliere, Mann, ich schwöre, dann ...«
    Lugo weitete die Augen und legte sich behutsam die Fingerspitzen an die Schläfen. »Eine Frage«, sagte er sanft. »Als du kleiner warst, und die Lehrerin sieht dich morgens den Klassenraum betreten, ist sie da ganz blass geworden und hat angefangen zu zittern?«
    »Was?«
    »Also, mal ganz unter uns.« Daley beugte sich weit vor. »Wir scheißen auf dieses Pseudonummernschild. Wir machen hier Überstunden mit dir, weil du ein guter Kerl zu sein scheinst, und mal ehrlich, du steckst in der Scheiße.«
    »Aber wie gesagt, Bruder, wir können nur hoffen, dass du uns eine Pistole lieferst.« Lugo klang betrübt. »Sonst sind wir machtlos.«
    »Und zwar innerhalb der nächsten Stunde, weil länger dürfen wir nicht bleiben, also ...«
    »Hey, yo, ich würde ja helfen, wenn ich könnte.«
    »Nein, das hast du verwechselt, Bruder.« Daley lehnte sich zurück und verschränkte die Hände über dem Bauch. »Wir helfen dir.«
    »Ich weiß aber nichts von einer Pistole.«
    »Musst du ja auch nicht.« Daley schwang wieder vor. »Ein Typ kennt einen, der einen kennt.«
    »Du bist kein schlechter Kerl.« Lugo schnürte das Paket. »Das wissen wir.«
    »Darum reden wir ja auch mit dir.«
    »Die anderen Male, wo man dich hochgenommen hat, haben die Kollegen da so mit dir kommuniziert? Haben die dir so eine Unterhaltung gewidmet?«
    »Nein.«
    »Pass auf.« Daley fasste ihn am Arm, sah ihm in die Augen. »Er und ich, wir haben das mindestens schon vierzigmal gemacht. Typen sagen, >Weiß nichts von 'ner Pistole<, und am Ende haben wir einen Kracher.«
    »Und dabei haben die uns noch nicht mal verarscht«, sagte Lugo. »Naja, einige schon.«
    »Okay, aber meistens? Kennt man halt um sieben Ecken die ganze Welt. Typ ruft einen anderen an, der wieder einen, und ab geht's. Der Letzte, der genau da saß, wo du jetzt sitzt? Tiefer in der Scheiße als du, ehrlich gesagt, und mitgespielt hat? Spaziert hier bei Sonnenaufgang raus, reibt sich die Handgelenke und überlegt, wo er frühstücken soll. Das passiert, Bruder. Aber in deinem Fall? Aufgrund der dringenden Erfordernisse muss es jetzt gleich sein.«
    »Ich weiß nichts von einer Pistole.«
    »Das haben wir auch nie behauptet. Hörst du uns überhaupt zu?« Offensichtlich nicht; der Junge murmelte in sich hinein und starrte in seinen Schoß. Lugo und Daley sahen sich schulterzuckend an und wechselten die Gangart. »Und dein Cousin da drin?«
    «Benny? Das ist mein bester Freund.«
    »Hier reiten sich die besten Freunde permanent gegenseitig in die Grütze. Aber darauf wollten wir ja gar nicht hinaus.«
    »Benny weiß auch nichts von Pistolen.«
    »Nein? Meinst du nicht, er kann einen Kontakt herstellen?«
    »Nee, Mann, Benny ist seit sechs Jahren Abräumer im Berkmann, der ist nicht... Er hat mir das Arbeiten beigebracht.«
    »Sicher?«
    »Klar.«
    »Dann muss ich dir leider sagen, Bruder, dass du erledigt bist.« Der Junge schüttelte bekümmert den Kopf, dann sah er Lugo an: »Aber warum müssen Sie mir denn meinen Wagen wegnehmen?«
     
    Nachdem er eine Stunde lang am Schrein herumgelungert hatte in der Hoffnung, wenn schon nicht jemand anders, dann jedenfalls Billy zu erwischen, hatte Matty sich ins No Name summen lassen und sich durch die doppelte Lage schalldämpfender Theatervorhänge unmittelbar hinter der ramponierten Industrietür gekämpft.
    Trotz der späten Stunde war der schmale Raum voll, beide Barkeeper, der junge haargelackte Besitzer und die langgliedrige, italienisch angehauchte Urheberin seiner beiden deprimierendsten Sexerlebnisse des Jahres, rasselten ihre silbernen Cocktailshaker wie Maracas. Die neue Hostess, die ihn noch nie zuvor gesehen hatte, wollte ihn gerade fragen, ob er reserviert habe, besann sich aber eines Besseren und deutete galant auf den letzten freien Platz an der Bar - nicht, weil sie wusste, dass er einmal hier gearbeitet hatte, sondern weil sie ihn richtig gelesen hatte und keine Bar und kein Restaurant hier unten je einen Polizisten abwies.
    Matty beobachtete aus nächster Nähe seine mürrische Ungelegenheitsgeliebte, ihr schlankes, dunkles, nüchternes Gesicht, das von diskret unter vier

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