Cash
»Aber entweder Waffe, oder du verpasst die Begrüßungsparty.«
«Und die Show«, fügte Daley hinzu.
Bailey schloss die Augen und sprach schneller, als wollte er etwas abwehren, übertönen. »Also, mein Mädchen, das ist nicht, die ist nicht von der Straße, die hat einen Collegeabschluss, ich meine, ich weiß gar nicht, was sie an mir findet, klar? Und irgendwie, zuerst? Da war's ein Spaziergang, ihr was vorzumachen mit dem Zeug ... High sein und sagen, man ist müde. Sie ist so unschuldig, verstehen Sie? Aber manchmal, wenn man so unschuldig ist, also, wenn man ein Gewissen hat? Die Unschuldigen lassen sich manchmal viel schwerer belügen als die Schlaumeier. Hab ich ihr also vor einem halben Jahr oder was gebeichtet, dass ich abhängig bin, okay? Ich sag euch, Mann, ich war so was von platt, die zuckt nicht mit der Wimper, schnallt mich einfach zwei Tage lang ans Bett, bis ich clean bin, wie beim Wolfsmenschen.«
»Wow«, sagte Daley.
»Aber zu meiner Verteidigung? Ich bin eigentlich kein schlechter Kerl...« Bailey flatterte, wiegte sich vor Schmerz. »Zum Beispiel draußen auf der Straße? Da bin ich so was wie der Babysitter vom Viertel. Ich meine, die Leute wissen, dass ich, wissen Sie ... Aber ich mach es nie vor andern, ich verführe auch nicht oder so 'ne Scheiße ... Ich habe einen, einen Schachclub gegründet, ein Basketballteam. In der Highschool? War ich Sportler. Mann, ich hab nicht mal Zigaretten geraucht, bis ich fünfundzwanzig war, konnte ich gar nicht ausstehen, den Gestank.«
»Und dann?«
»Neugier«, murmelte Albert.
»Ätzend.« Lugo spähte auf die Anzeige im Kabelkasten: 1:15. »Versuchs noch noch mal bei deinem Kumpel.«
«Wissen Sie, was dann passiert? Geht nicht ran.«
«Versuchen«, sagte Daley.
Albert bekam die Voicemail. »Hey, yo ...«, fing er halbherzig an, dann klappte er plötzlich auf seinem Stuhl zusammen, als wollte er etwas vom Boden aufheben, und kam vor Schmerz zischend wieder hoch.
»Du wirkst langsam ein bisschen fahrig, Bruder ... Wird's gehen?«
»Klar.« Sein Gesicht zog sich zusammen, dann traten ihm die Augen aus den Höhlen. »Merke ich jetzt, das wird nicht lustig da drin.«
»Wir wollen dir ja immer noch helfen, Mann.« Lugo hob die Hände. »Aber eine Hand wäscht die andere.«
»Ja, weiß ich ja, weiß ich, aber ...« Alberts Hände flatterten über dem Telefon. »Scheiß drauf, ich hab's verdient.«
Der große, beinahe leere Raum hüllte sich in kurzes, enttäuschtes Schweigen, abrupt durchbrochen von Geohagan und Scharf, die mit ihrer letzten Festnahme durch die Tür kamen, einem übergewichtigen Latino mit Yankees-Bomberjacke und langem Zopf. Sie bugsierten ihn zu einem Schreibtisch, der so weit wie möglich von Lugos und Daleys Spielwiese entfernt war, ketteten ihn an den Stuhl und legten Scharfs Handy vor ihn auf den Tisch.
»Du weißt, wies läuft, Bruder«, sagte Geohagan, »also ran.«
Matty war am Strand mit Minette und seinen Söhnen, die wieder klein waren, da wurde er vom Telefon geweckt.
»Was soll ich mir denn sagen«, zischte Billy ihm ins Ohr, »dass es Zeit war für ihn? Dass er heimgeholt wurde? Dass es das Beste war für ihn? Dass es ihm jetzt bessergeht? Dass er auf irgendeiner, einer Wolkenwiese herumtollt? Dass er geopfert wurde, damit keine größere Katastrophe passiert?«
»Okay, hören Sie ...«, fing Matty an.
»Und mein Sohn wacht nicht über mich, er lebt nicht in meinem Herzen weiter, er redet nicht mit mir, ich rede mit mir, und ich sage mir ...«
»Okay, Moment, Halt.«
»Man soll seine Erinnerungen in Ehren halten ... Meine Erinnerungen fühlen sich an wie Messer, und ich würde sie mir liebend gern herausbrennen, wenn ...«
»Hören Sie auf!«
»Und dieser Mensch, der nicht helfen will? Ein paar Stunden im Knast, und der will sich kein Foto angucken? Die Katakomben. Scheiß auf die Katakomben. Mein Sohn hat den Rest seines ... hat die ganze Ewigkeit in den Katakomben.«
6 Einwen Teufel weißt du
Als Matty gerade telefonisch versuchte, mit der Bezirksstreife die Routen für den zweiten Angriff am Abend umzustellen, erschien Steven Boulware wieder auf dem Bildschirm, mit einem ganzen Bart von Mikrofonen.
»Um ein Uhr nachmittags wird es im Eugene Langenshield Center in der Suffolk Street einen Gedenkgottesdienst zu Ehren, zur Feier von Ike Marcus geben, meinem Freund Ike Marcus, gefolgt von einem Trauerzug zur Eldridge Street siebenundzwanzig, wo er« - Boulware kämpfte - »wo er uns verlassen
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