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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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unzertrennlich
    Fass mich an ich mach dich ein
    Wag es und du bist allein
     
    Tristan klappte das Notizbuch zu und machte sich auf zu seiner Lieferung für Smoov, seiner letzten von dreien und der einfachsten, einer Ladenkanzlei in der Hester Street wenige Blocks von den Lemlichs entfernt.
    Die Kanzlei war ein langgestreckter Raum aus Holz, muffig wie in einem alten Saloon, und abgesehen von einem Foto von einem weißen Greis mit Gitarre hingen die Wände voller Plakate, hauptsächlich von vorzeitlichen morenos und borinquenos mit Popcorn-Frisuren und Sonnenbrillen und erhobenen Fäusten vor Mikros oder Menschenmengen. Normalerweise fand er es beklemmend, hierherzukommen, ihm versagte die Stimme, die ganze Tour lohnte kaum die 25 $, aber seit dieser Sache war er nicht mehr so nervös in einer solchen Umgebung, nicht mal in den Lokalitäten oben in der Stadt. Auch wenn ihm noch immer nicht nach Reden war ...
    Er ging zur Empfangsdame, einer Chinesin mit kurzen platinblonden Haaren, die sich aufsetzte und bei seinem Anblick lächelte, als hätte er ihr gerade den Tag versüßt, wobei er sich das Lächeln wohl nur dadurch verdient hatte, dass er ein Siedlungs-Puerto-Ricaner war.
    »Che!«, rief Danny hinten von seinem Schreibtisch.
    Tristan sah, dass Danny einen Klienten hatte, einen Weißen, der ihm irgendwie bekannt vorkam, aber er musste das Dope abliefern, das Geld kassieren und abhauen, keine Fotos schießen.
    »Ich meine damit, ich könnte wohl gezielt eine einstweilige Verfügung gegen diesen einen Detective erwirken, aber ...«
    »Ich sagte, das will ich nicht.«
    Als Tristan sich Dannys Schreibtisch näherte, erstarrte er, konnte nicht mal seinen Muskeln befehlen, sich abzuwenden.
    »Dann weiß ich nicht genau, was Sie eigentlich ...«
    »Nichts. Ich will nicht mal... Ich weiß nicht, ich weiß nicht.«
    »Che!« Danny lehnte sich zurück, als wollte er ihn bewundern, und gaffte ungeniert, als er das glattrasierte Kinn sah, den nackten Blitz. Das kannte Tristan. Mit gesenktem Blick stellte er den knittrigen braunen Beutel auf den Schreibtisch. Der andere war so in sein Elend versunken, dass er ihn nur flüchtig ansah, aber jetzt waren sie einander so nah wie in jener Nacht.
    Danny streckte sich noch weiter nach hinten, um das Geld aus seiner Jeanstasche zu ziehen, und lächelte Tristan derweil schmerzlich an, als wüsste er nicht, ob er die Narbe kommentieren oder lieber so tun sollte, als starrte er sie nicht die ganze Zeit an. »Wie geht's denn so, Bruder?« Strahlend strich Danny vor den Augen seines Klienten die vier zerknitterten Zwanziger mit dem Handballen glatt. Der Klient sah aus, als wollte er sich vor lauter Jammer aus irgendeinem Fenster stürzen.
    »Okay.«
    »Was macht La Raza?«
    »Okay.« Blickte stur aufs Geld. Jetzt blickten alle aufs Geld.
    »Himmel Herrgott, Danny, Zwanzig sind Zwanzig, zerknittert oder gebügelt«, schimpfte der Mann. »Geben Sie sie dem Jungen doch einfach.«
    »Das ist respektlos.« Danny zwinkerte Tristan zu. »Oder ...«
    Tristan wusste, dass Danny ihn um ein Haar wieder Che genannt hatte - dass dieser alte Spitzname nun endlich gegessen war.
    Der andere sah ihn noch einmal an, und ganz kurz blitzte in seinen Augen ein Wiedererkennen auf. Tristan drehte sich der Magen um, aber schon war das Lichtlein erloschen, und der Mann runzelte wieder den Schreibtisch an.
    Auf dem Weg hinaus, an der Empfangsdame vorbei, musste sich Tristan heftig ein Grinsen verkneifen. Erst die Ermittlerin gestern Abend, jetzt dieser Depp. Tristan hatte schon immer gefunden, dass er für andere unsichtbar war, aber noch nie hatte er das als übersinnliche Stärke empfunden.
     
    Auf dem Weg von Boulwares Wohnung zurück zum Achten überquerte er die Delancey zur Westseite der Pitt Street, als er seinen Namen hörte.
    Auf der Straße war keiner.
    »Matty.«
    Sie standen in zweiter Reihe in der Pitt Street, Billy und seine Tochter.
    »Hallo.« Matty ging zu dem Toyota Sequoia, zu dem Mädchen am offenen Beifahrerfenster.
    Billy beugte sich über sie, um Matty anzusehen. »Matty, ich glaube, Sie kennen meine Tochter noch nicht.«
    »Nein, stimmt.« Er lächelte, aber ihr Name wollte ihm nicht einfallen, ihr Name, Nina. »Nina, stimmt's?« Sie nickte und reichte ihm die Hand. »Ich bin Matty. Detective Clark.«
    »Hi.« Sie sah stark aus und hatte eine kleine Stimme.
    Während er ihre langgliedrige Hand schüttelte, betrachtete er die Bandage um den Bizeps; ein bisschen hoch für einen Unfall mit dem

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