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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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zu können. - Du fehlst mir, Ikey, und wir sehen uns in meinem Träumen.«
    Begleitet von Pfiffen und Applaus, rot erhitzt von ihrem Coup, trat sie von der Bühne, wischte wieder an Mattys Knien vorbei und ließ sich auf ihren Platz in der Mitte der Reihe fallen, hinein in das aufgescheuchte Flüstern ihrer Freundinnen, mit wild wanderndem Blick.
    »Also, wenn sie ihre Haut mehr pflegen würde«, sprach Yolonda aus dem Mundwinkel, »wäre sie ein hübsches Mädchen.«
     
    Nach Fraunces Taverns Kabinettstückchen fiel die Halle in hüstelndes Schweigen, und man wartete ein wenig zu lange auf den nächsten Redner. Mit einem Blick ins Programm begriff Matty den Grund der Verzögerung, dann sah er zu, wie Minette damit umging. Als die ihrer Tochter vorsichtig die Rednerliste zeigte, erstarrte Nina, ganz so, wie Matty erwartet hatte. »Jetzt?« Das Mädchen erbleichte vor Entsetzen.
    Steven Boulware erhob sich von seinem Gangplatz und blickte ins Publikum. »Nina Davidson.«
    »Nina.«
    »Danach gehe ich nicht hoch!« Ihr versagte die Stimme. »Willst du, dass jemand vor dir hochgeht?«, fragte Minette so gefasst wie möglich.
    Nina fegte sich die Tränen aus dem Gesicht und starrte geradeaus.
    »Nina Davidson.« Boulware hob einen Finger. »Zum Ersten ...«
    Das hitzige Geflüster in der Reihe vor ihr drang schließlich zu Fraunces Tavern, die, noch immer triumphal gerötet, wach und hungrig die ausklingenden Seufzer, das letzte Gurren, die abschließenden Kommentare aufsog. Schnell erfasste sie, was der Aufruhr zu bedeuten hatte, was sie unwissentlich dazu beigetragen hatte, und sackte in sich zusammen; die Euphorie wich einer schmerzhaft sichtbaren Selbstverachtung.
    »Nina Davidson, zum Zweiten ...«
    »Nina.« Minette war dicht am Ohr ihrer Tochter. »Wenn du da jetzt nicht raufgehst, wirst du es dein Leben lang bereuen.«
    «Pech für mich.«
    Boulware lächelte sie in gespieltem Vorwurf an. »Ach, Nina ...«
    «Mom«, zischte sie flehentlich, und Minette winkte Boulware widerwillig ab.
    »Na, dann muss ich wohl ran.« Boulware trat auf die Bühne.
     
    Die Vorstellung, Boulwares Trauerrede über sich ergehen lassen zu müssen, war unerträglich, also trottete Eric die Treppen hinunter und zur Tür hinaus, geradewegs in eine Art Marschkapelle hinein, die sich auf den Stufen zum Langenshield formiert hatte: eine Gruppe lockiger Kids, zu jung für ihre Barte und Zwirbelschnäuzer, mit Fez, Zylinder, Melone, Narrenkappe, in Burnus, geschnürten und beschleiften Tuniken, Fliegerbrillen und Salomeschleiern, mit Posaunen und Tubas, Lotusflöten und Sousaphonen, Kornetts und Kazoos; zu viel beschissenes was auch immer. Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Gedenkfeier zurück, zu Boulware, zum aufreibenden Bemühen, die beiden Bullen und Ikes verbliebene Familie zu ignorieren.
     
    »Was bleibt mir jetzt noch zu sagen?«, hob Boulware an. »>Er hat mir Hoffnung gegeben, dank ihm glaube ich an mich selbst, dank ihm ... glaube ich. Wohin jetzt, an wen soll ich mich wenden?<« Er blickte ins Publikum. »Herrje, die Tücken des Finales.«
    Plötzlich stand Nina auf, den Blick fest zu Boden gerichtet, und ging so ruhig, als würde sie ein Diplom entgegennehmen, die wenigen Seitenstufen zur Bühne hinauf. Boulware stockte, unsicher, was er tun sollte. Zunächst behauptete er seinen Platz, dann trat er zögerlich vom Mikrofon zurück, überließ es ihr schließlich mit höfischer Geste und Verbeugung und ließ sich vom Bühnendunkel schlucken wie ein Conferencier bei der Oscar-Verleihung.
    Nina stand da, gesenkten Blicks, die mehrseitige Rede in der Faust zerkrumpelt. Das Schweigen schien sich ewig hinzuziehen, Matty sah, wie sich Minettes Schultern hoben und mit der Luft in ihrer Lunge stockten.
    Die Menge wartete, bis Nina sich gesammelt hatte.
    »Mein Bruder hat mich vor zwei Wochen eingeladen, mit ihm hierherzukommen und diese neue Halle anzugucken«, murmelte Nina ins Mikro. »Ich hab Okay gesagt ... Aber dann hatte ich nicht so richtig Lust, also habe ich ihn angerufen und gesagt, ich hätte Training.«
    Wieder wartete das Publikum.
    »Es tut mir so leid ...«, brach es aus ihr heraus. In Windeseile war sie über die Kulissen wieder auf ihrem Platz und stierte vor sich hin, bevor Boulware überhaupt das Mikro zurückerobern konnte.
    »Zufrieden?« Sie wischte sich die Augen. Minette drückte ihrer Tochter nur die Hand, das Gesicht, der Streifen, den Matty sehen konnte, war feucht und zittrig.
    »Ich muss mal

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