Cash
telefonieren«, sagte er zu Yolonda.
Matty war auf dem Weg zum Ausgang so beschäftigt damit, seine Exfrau anzuwählen, dass er beinahe mit Billy zusammenstieß, der sich mit ausgestrecktem Arm an dem Halbrund abstützte, das die Rückseite der Haupthalle vom Vorraum trennte. Er stand da mit gesenktem Kopf, als hätte er den Reden wie Übertragungen aus einem knisternden Radio gelauscht.
»Hallo«, sagte Matty.
»Hallo!« Billy richtete sich schnell auf, als hätte man ihn bei irgendetwas erwischt. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie herkommen?« Seine Augen waren schlaff vor Schlaflosigkeit, und er sah aus, als hätte er den ganzen Tag kein fließend Wasser gesehen.
»Mir war nicht klar, dass ich das hätte tun sollen«, sagte Matty.
»Ist der Kerl noch aufgetaucht?«, fragte Billy. »Wie war das noch, Eric Cash?«
»Nein.«
»Nein. Wieso überrascht mich das nicht?«
«Was hatte ich Ihnen gesagt?«
«Ja, ich weiß.«
»Lassen Sie das meine Sorge sein.«
«Ich weiß, tut mir leid.«
»Ich wollte damit nur sagen ...« Matty lenkte ein, erschrak, als er die Stimme seiner Exfrau in seiner Hand hörte, und schaltete das Telefon aus. »Also, ich muss sagen, nach allem, was da drin erzählt wurde? Ihr Sohn klingt wirklich grandios.«
»Hab ich's Ihnen nicht gesagt?« Billy strahlte.
»Wie halten Sie sich denn.«
Die Frage schien Billy zu treffen wie ein Sonnenstrahl und einen Euphorieschub auszulösen - »erstaunlich gut, ehrlich gesagt« -, der ebenso schnell wieder verflog; Billys Miene schrumpelte in ihre Mitte zurück. »Wirklich gut.«
»Gut.« Matty sah auf sein Telefon. Er würde nicht zu Hause anrufen. Er wollte es gar nicht wissen. »Kommen Sie wieder rein?«
»Nein.« Billy deutete unbestimmt auf die Straße. »Ich war nur, also, ich warte auf den Wagen.« Dann: »Könnten Sie ...«
»Kann ich ...«
»Nina sagen, ihr sagen, ihre Rede ...«
«Sagen Sie es ihr selber.«
»Ist gut.« Mit einer Geste schickte er Matty wieder rein.
Auf dem Rückweg sah Matty Mayer Beck, der auf einem hinteren Gangplatz saß; sein Scheitelkäppchen war endlich im Einklang mit der Umgebung.
»Traurig, wie?«
»Nicht jetzt.«
»Vielleicht hätte ich sagen sollen, die Tücken des Halbfinales«, hob Boulware erneut an.
»Jeremy, was hat Ike noch mal zu dir gesagt? >Wer Gedichte schreibt, lutscht auch Schwänze«
Leises Gelächter schwappte durch den Saal.
»Also, sosehr ich Ike geliebt habe, er war mein Seelenbruder, mein Mitbewohner, mein siamesischer Zwilling im Geiste, hier muss ich ihm eins draufgeben. Das stammt nicht von ihm. Er hat's von meinem Dad. Das hat Dad zu mir gesagt, als ich ihm erzählte, dass ich Schauspieler werden will. >Wer Gedichte schreibt, lutscht auch Schwänze<. Ike fand das immer zum Grölen, aber in meiner Familie war das kein Witz. Auf meiner Scholle war das so, wenn man nicht gerade für Joe Pa spielte und wie Willy Joe werfen konnte, fuhr man in die Grube ein. Und der Erste in der Familie, der je einen Collegeabschluss macht, rennt zu seinen Eltern und erzählt ihnen, er will Schauspieler werden? >Hältst du uns zum Narren, Steve? Spuckst du uns ins Gesicht?< Das war kein Witz, Ike ...
Aber ich hab durchgehalten, ich hab durchgehalten.
Dann hab ich aufgegeben.
Als Ike eines Tages nach Hause kam, war ich am Packen. >Steve, was geht hier ab?< Ich sagte, ich gebe auf, mir reicht's. Vier Jahre Sprache und Stimme und Bewegungstraining und Drehbuchanalyse und Schauspieltechnik und Impro und Shakespeare und Ibsen und Pinter und Brecht und Tschechow. Vier Jahre Workshops und Studios und Agenten und Vorsprechen. Vier Jahre Ablehnungen. Vier Jahre lang bei jeder Niederlage die Stimme meines Vaters im Kopf: > Wer Gedichte schreibt< ... Ike, es ist so weit. Ich gebe auf.
Und dann wappnete ich mich für eine seiner berühmten Motivationsreden.
Aber wisst ihr, was er zu mir gesagt hat? Er sagte: >Schön, du warst ja sowieso nie ein richtiger Schauspieler.< Ein Köder, versteht ihr? Aber nein. Er sagte, ein richtiger Schauspieler, jeder richtige Künstler sei von Natur aus zu diesen drei Wörtern unfähig: Ich. Gebe. Auf. Nichtige Künstler schmeißen nicht hin<, sagte er zu mir, nichtige Künstler können gar nichts anderes machen und nur beten, dass sie gut genug werden, damit es für sie hinhaut. Also ist ja gut, dass du es jetzt rausgefunden hast, Steve. Soll ich dir tragen helfen?<«
Boulware pausierte, um sich und einigen anderen ein kleines Lachen zu
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