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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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Jungen da?«, und nickte zu einem ernsten, ziegenbärtigen Latino in Baggyjeans und Kapuze, der allein in einer Reihe saß. »Passt der hierher?«
    Matty drehte sich zu ihm, der Junge sah ihm nicht allzu besorgniserregend aus, aber sie sollten ihn sich wohl draußen mal vornehmen.
    »Was ist?«, fragte Yolonda.
    »Was soll sein?«
    Sie strich Matty übers Gesicht. Ihre Fingerspitzen wurden nass.
     
    Als die Band von »St. James Infirmary« zu »Midnight in Moscow« überging, trottete Boulware mit dreien seiner Redner im Schlepptau auf die Bühne und fing an zu tanzen, mit überraschend elegantem, minimalistischem Hüftschwung, schlangengleichem Schlurfen, eine Hand flach auf dem Bauch, die andere wie zum Schwur erhoben. Fraunces Tavern eiferte ihm nach, doch brannte ihr die Katastrophe mit Ikes Schwester noch immer in den Gliedern, sie war nicht bei der Sache, so wenig wie Russell und Jeremy, die sich verwirrt und verlegen möglichst weit in die Kulissen drückten.
    Calloway Junior zauberte ein zweites Stöckchen aus der Innentasche seines Smokings und überreichte es Boulware, der sich nach einer Minute Mitdirigierens den Stühlen und Kameras zuwandte und tönte: »Vergesst eure Kerzen nicht!«, das Signal für die Band, zu beiden Seiten von der Bühne zu strömen, durch die Gänge dem Tageslicht entgegen, und die Gäste zu entlassen.
     
    Kaum auf der Straße, knüpfte Yolonda ihn sich vor. »Hey, komm mal eben her.« Sie führte den ziegenbärtigen Jungen am Ellbogen seines Sweatshirts beiläufig aus der Menge.
    »Wozu?« Als wüsste er es nicht. Ein Goldring durchstach den äußeren Zipfel seiner linken Augenbraue, und er wich zurück, um dieses Auge genauso wachsam aufzusperren wie das andere, wodurch in seinem Blick dauerhaft kampflustiges Erstaunen lag.
    »Wie heißt du?«
    »Hector Maldonado. Und Sie?«
    »Detective«, antwortete sie. »Und der Tote, wie hieß der?«
    «Warum fragen Sie mich das?«
    «Nur so.«
    »Warum?« Er verschränkte die Arme vor der Brust. Yolonda wartete.
    »Keine Ahnung, wie der Depp heißt. Ich bin hier, um meine Hausaufgaben in Medienkunde zu machen, und Sie wissen genau, wieso Sie mich hier krallen.«
    »Ja, wieso denn?«
    »Weil Sie den Typen nicht finden können, der ihn eingetütet hat, und ich bin ein plätano aus der Siedlung. Und das von einer Rica wie Ihnen - Scheiße, Mann.«
    »Hast du deine Hausaufgaben dabei?«, fragte Yolonda freundlich.
    »Meine Notizen.« Maldonado zerrte eine Handvoll loser Blätter aus seiner vorderen Hosentasche und hielt sie ihr hin, damit sie das halbherzige Gekritzel lesen konnte.
     
    nicht zu den juristen zu hause anrufen glauben in mir ike welt wir leben halt drin
     
    »Ja, Ike ... sehen Sie?«
    »Wie heißt du noch mal?«
    »Hab ich doch gesagt, Hector Maldonado. Sollten Sie vielleicht aufschreiben.«
    »Du bist ganz schön frech, weißt du das?«
    «Sie auch!«
    »Wie war's, wenn ich dich mitnehme, dann können wir uns auf dem Revier weiter unterhalten.«
    »Bitte! Und dann geh ich gleich zu diesen Ü-Wagen-Niggern und erzähl denen, wieso Sie mich gekrallt haben. Das war doch eine scheißgeile Medienkunde, oder?
    »Hau ab.«
    »Ha!« Maldonado trollte sich im Triumph, Yolonda tat das Ganze mit einem Schulterzucken ab.
     
    Matty ließ die Prozession zum sechs Blocks entfernten Tatort ziehen, blieb stattdessen vor dem Langenshield auf dem Gehweg stehen und wartete auf Yolonda, im Blick allerdings Minette, die auf und ab schritt, während sie mit ihrem Mann telefonierte, eine Hand auf dem Ohr, um sich gegen das Getöse abzuschirmen. Nina klebte an ihr und nahm ihrer Mutter das Telefon ab, um auch noch mit Billy zu sprechen; ob er ihr wohl erzählte, dass er doch noch geblieben war, fragte sich Matty, jedenfalls lange genug, um ihren Auftritt mitzuerleben? Was auch immer Billy ihr erzählte, es schien zu wirken. Minette sah zu, wie sich die Gesichtszüge ihrer Tochter entspannten.
    Yolonda gesellte sich kurz darauf zu ihnen und sah Matty an: der Junge im Kapuzenpulli ein Blindgänger.
    »O Gott, du warst so tapfer da oben.« Yolondas Stimme kletterte in die Höhe, als sie Nina in den Arm nahm.
    »Danke.« Das Mädchen umschlang sich selbst.
    »Ihr Mann zu Hause?«, fragte Yolonda Minette.
    »Entweder schon da oder auf dem Weg«, antwortete Minette. »Er war dem einfach nicht gewachsen.«
    »Gehst du zu dieser Geschichte?« Yolonda spitzte das Kinn zum Ende der Prozession.
    »Ich komme nach.« Matty sah sie an: Und geh mir jetzt nicht auf

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