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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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intimes Blitzgewitter hier unten vor einigen Tagen nur ein Traum gewesen.
    »Und da ist noch mehr, mehr, für das ich momentan schwer Worte finde, also ...« Er verlor sich.
    »Herrgott.« Sie verzog das Gesicht und ließ die Augen von rechts nach links schnellen wie den Schwanz einer Katzenwanduhr.
    Eric wartete, bis sie hinter der niedrigen Decke verschwunden war, und zog sich das letzte Gramm rein.
    Wie konnte ein Mensch sich so schnell wandeln?
     
    Eine Stunde, nachdem er Mattys Büro verlassen hatte, stand Billy erneut mit Mayer Beck zusammen, diesmal vor der Eldridge Street 27, wo beide die Überbleibsel des Schreins betrachteten: nichts außer einigen auf Größe eines Gummibalgs geschrumpften traurigen Ballons, dem zerfledderten Foto von Willie Bosket, das gegen die Häuserwand flappte, und den letzten Sonnenstrahlen, die in den bunten Botanica-Scherben funkelten.
    »Also.« Beck wandte sich zu ihm und zog einen Stenoblock aus der Gesäßtasche. »Was gibt's?«
    Eric wartete, bis das Ziviltaxi von der Lemlich-Siedlung weggefahren war, und ging dann an der Minipiazza direkt gegenüber vorbei: vier schäbige Läden - eine Pizzeria, ein Krämer, ein chinesischer Imbiss, ein Waschsalon -, die alle weiter von der Straße ab lagen als die Häuser zu beiden Seiten, so dass die paar Extrameter Gehweg ein natürliches Revier für die jungen Männer bildete, die dort jetzt herumlungerten, die meisten von ihnen mit seitlich aufgesetzten Basecaps und zeltgroßen weißen T-Shirts, die ihnen bis über die Knie reichten. Ein Kinderspiel, später am Abend an ihnen vorbei in die Pizzeria zu gehen - mit einem Stück herauszukommen und einfach dort herumzustehen wie eine Yuppie-Pinata, war der heikle Teil.
     
    »Ich habe es ihm gesagt«, berichtete Billy und zerrte an seinem Hosenstoff, während er Matty über den Schreibtisch hinweg ansah. »Donnerstag, ein Uhr.«
    »Und er weiß Bescheid«, fragte Matty, »dass ipp nicht dabei ist.«
    »Ja, das ist angekommen. Voll und ganz.«
    »Und Sie sind nicht ab?«
    »Ab?«
    »Durch die Mitte.«
    «Nein. Ich, nein.«
    »Okay, prima.« Matty tätschelte Billys Hand auf der Schreibtischunterlage. »Gut gemacht.«
    Billy ruckte zur Bestätigung mit dem Kopf, blieb sitzen.
    »Ich rufe Sie an.« Matty wandte sich demonstrativ anderen Dingen zu. »Sobald sich etwas tut.«
    »Kann ich nicht noch ein bisschen bleiben?«, fragte Billy kleinlaut. »Ich störe auch nicht.«
    »Ich finde, Sie sollten nach Hause gehen und sich noch ein bisschen ausruhen, bevor ...«
    »Im Moment« - Billys Stimme wurde lauter - »brauche ich mein Bett nur anzugucken und kriege schon Alpträume.« Matty zögerte. »Na schön, klar, kein Problem. Dann ruhen Sie sich eben hier aus.«
    Nach kurzem Aktenstudium gegenüber einem gedankenverlorenen Billy fing Matty Mullins' Blick auf und signalisierte ihm: Ruf mich an. »Möchten Sie etwas, Billy? Wasser? Kaffee?«
    »Danke.« Er beugte sich vor. »Ich hatte letzte Nacht so einen Traum.«
    Mattys Handy klingelte. »Clark.«
    »Was willst du?«, fragte Mullins.
    »Im Ernst?« Matty sprang auf und kritzelte eine Phantasieadresse hin. »Bin sofort da.« Und zu Billy: »Muss los.«
    «Dieser Fall?«
    »Ein anderer. Wir sind vielleicht ein paar Stunden weg, ich fahre Sie nach Hause.«
     
    Als er sein Stück aufgegessen hatte, wusste er nicht, was er mit seinen Händen machen sollte, wohin mit seinem Blick.
    Um zehn Uhr abends herrschte reger Fußgängerverkehr zwischen der Minipiazza mit den vier Läden und der Lemlich-Siedlung direkt gegenüber der Madison Street, aber die Gruppe der zeltbetuchten jungen Männer blieb im Großen und Ganzen vor den Läden versammelt. Je mehr sie ihn zu ignorieren schienen, desto heftiger fühlte er sich beobachtet. Unmöglich konnte er die ansprechen; oder sollte er ...
    Nach einigen quälenden Minuten entfernte sich eins der T-Shirts und schlenderte über die Madison in die Lemlichs, und Eric dachte, vielleicht sollte er auch gehen, zurück zum Berkmann; das hier nahm garantiert kein gutes Ende.
    Dann kam ein anderer, ohne ihn anzusehen, langsam in seine Richtung geschlenzt, der mit dem großen T-Shirt und dem gespreizten Seitwärtsgeschlenker aussah wie ein hartgesottener Pinguin. »Sie wünschen, Officer?«, sagte der Junge, den Blick weiter in die Ferne gerichtet. Auf einem Goldmedaillon, einem von dreien um seinen Hals, stand sein Name: David.
    »Sehe ich aus wie ein Bulle?«, fragte Eric ernsthaft.
    »Sollen Sie ja nicht.«
    »Ich bin

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