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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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wurde schwächer, als sie sich zum Zimmer wandte. »Matty von der Polizei.«
    Matty von der Polizei.
    »Ja, hallo.« Minette sprach gehetzt. »Wir kommen, wir kommen.«
    »Soll ich vielleicht...«
    »Nein, alles in Ordnung.«
    »Sie schaffen es ...«
    »Ich sagte Ja.«
    »... rechtzeitig?«
    »Ja. Wenn ich jetzt endlich auflegen kann.« Und legte auf.
     
    Eric erwachte von der Stimme eines Nachrichtensprechers in nyi aus dem Fernseher über dem Bett des neuen Nachbarn, eines imposanten Mannes unbestimmten Alters und unbestimmter Herkunft, dessen Hände vom Handgelenk bis zu den Fingerknöcheln zur Größe von Baseballhandschuhen angeschwollen waren, worunter die Finger verschwanden wie Würstchen im Schlafrock.
    Auf Erics Nachttisch stand ein Korb aus dem Berkmann von Harry Steele mit Carr's-Crackern, cremigem Burrata-Käse im Seihtuch, einer Nashi-Birne und einer Flasche Sancerre, aber ohne Korkenzieher. Auf dem beiliegenden Kärtchen stand: >Wenn ich etwas tun kann, KS.<
    Er fand die Fernbedienung für seinen Fernseher nicht, so sah er also bei seinem Nachbarn mit, während er darauf wartete, entlassen zu werden.
     
    Ein Pult war in der Pitt Street aufgestellt worden, direkt vor der Polizeiwache, Speisekabel für die verschiedenen Mikros und Kameras ragten ins Gebäude hinein wie die Tentakeln einer Qualle.
    Matty stand jetzt neben DI Berkowitz, einem Inspector vom DCPI und einer erhöhten Staffelei mit Eric Cashs klassischer Gaunerskizze. Es war zwanzig nach eins, von Billy noch immer keine Spur, und Matty wählte wieder alle verfügbaren Nummern.
    Berkowitz grimassierte einmal demonstrativ in Richtung Armbanduhr und trat dann mit vorwurfsvollem Prüfblick zurück. »Ist dieser Mann zu fassen?«
    Die Fotografen und Reporter, Telefon schiefnackig eingeklemmt, Kippe im Mundwinkel, wurden ausgesprochen unruhig, und die leeren Kaffeebecher türmten sich auf den Dächern und Kühlerhauben der Streifenwagen und Zivilsedans, die schräg auf dem Gehweg standen.
    »Unglaublich«, murmelte Berkowitz. »Habt ihr euch diesen Hirnwichs gemeinsam ausgeköchelt oder Sie allein?«
    Matty nahm nicht an, dass er eine Antwort erwartete.
    Ein Mann in Handschellen, der hinter dem Pult in die Wache geführt wurde, stolperte über den Kabelsalat und fiel der Länge nach hin. Als er von dem festnehmenden Beamten aufgerichtet wurde, war seine Wange zerschrammt. »Das habt ihr jetzt auf Film«, bollerte er die Presse an, »ihr seid alle Zeugen.« Der Polizist holte den Hut des Verhafteten aus dem Rinnstein und setzte ihn ihm wieder auf den Kopf, bevor er ihn ins Haus bugsierte.
    »Zum Teufel mit dem Kerl.« Berkowitz tauchte in das Meer aus Mikrofonen ein.
    »Leider ist William Marcus, der Vater von Isaac Marcus, in einer dringenden Familienangelegenheit verhindert, wir haben aber zuvor gemeinsam mit dem New York City Police Department mit ihm und seiner Familie gesprochen ...«
    Da entdeckte Matty ihn, den Davidson-Marcus-Clan, an der gegenüberliegenden Pitt-Delancey-Ecke, irrlichternd und zerfahren wie eine mehrköpfige Wüstenkreatur.
     
    Billy stand vor den Mikros und blinzelte den weißen Strauß zerknitterter Papiere in seinen Händen an; der Mund bewegte sich, doch die Worte wollten nicht schlüpfen.
    »Gemeinsam mit ...« Billy sah die versammelte Presse an, hustete, wechselte die Gangart. »Jedes Leben ...«, und hustete wieder.
    Minette beugte sich zu Matty vor und flüsterte: »Dieses Zimmer ...«
    »Mein Sohn ...« Billy hustete und hustete, als müsste er sterben.
    Schließlich trat einer der Reporter vor und reichte ihm eine Flasche Wasser. Billy öffnete sie langsam, um sich zu fangen.
    »Mein Sohn Ike liebte diese Stadt.« Er gab sich einen Ruck, sah kurz auf seine Notizen. »Besonders liebte er die Lower East Side, die Heimat seiner Ahnen« - ohne aufzublicken, beschrieb er mit dem Arm einen eleganten Bogen, wie um ein Königreich zu umreißen - »ebenso wie seine Wahlheimat ... Inmitten dieser tiefen Liebe wurde er kaltblütig und ertraglos von so gesinnungslosen wie gewissenlosen Verbrechern niedergestreckt. Von gesinnungs ... von feig ...«
    Mit langer Miene, die Hände über dem Gürtel verschränkt, neigte sich Berkowitz vor, um Mattys Blick einzufangen. Matty tippte von hinten sachte an Billys Arm; der Mann fuhr bei der Berührung zusammen, nahm jedoch den Hinweis auf. »Mein Sohn Ike liebte New York ...«
    Vom Basketballplatz auf der anderen Straßenseite neben dem Geflügelmarkt waberten auf einmal die

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