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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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sowieso nicht interessieren. Stattdessen rief er noch einmal Bobby Oh an. »Wo bleiben die Pinselaffen?«
    »Was soll ich sagen?«
    »Keine Waffe?«
    »Das hätten Sie bereits erfahren.« Dann: »Sie sollten sie anrufen.«
    Matty atmete noch ein letztes Mal durch, dachte an einen Bambuswald oder einen Gebirgsbach, wie auch immer die aussahen oder klangen, und wählte dann die Nummer der Spurensicherung, inständig hoffend, dass er nicht den Wadenbeißer dranbekam.
    »Baumgartner.«
    »Ja, hallo Sarge«, sagte Matty und dachte, Scheiße auch, »hier ist Matty Clark vom achten Revier? Ich habe hier einen Mord, einen Verdächtigen, aber keine Waffe und brauche einen Schmauchspurentest.«
    »Mord?«
    »Ja.«
    »Bestätigt?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »Gouverneur.«
    «Name des Arztes?«
    Matty sah auf seine Notizen. »Prahash, Samram Prahash.«
    «Und Verdacht woher?«
    «Zwei Zeugen.«
    »Sichtbare Spuren auf Kleidung oder Händen?«
    »Ich glaube schon, ja«, log Matty. »Wann wurde geschossen?«
    Matty atmete ein, er wusste, was jetzt kam - und legte eine halbe Stunde drauf: »Gegen halb fünf.«
    «Und wie spät ist es jetzt?«
    Guck doch auf die Scheißwanduhr; Matty stellte sich Baumgartner in seinem Stuhl vor, groß wie ein Seelöwe mit entsprechendem Schnäuzer.
    »Sarge?«, säuselte Baumgartner. »Wie spät ist es jetzt?«
    «Ungefähr halb sieben.« Pedantenarsch.
    »Na schön«, seufzte Baumgartner, »da muss ich erst meinen Boss fragen, aber ich sage Ihnen gleich, wie Sie sicherlich ohnehin schon wissen, nach mehr als zwei Stunden ist ein Schmauchspurentest nicht mehr beweiskräftig.«
    »Hören Sie« - Matty biss die Zähne zusammen - »wenn Sie Ihren Boss an den Apparat kriegen, sagen Sie ihm, dass die Kanäle schon alle dran sind«, log er wieder, »sagen Sie ihm, wir haben da unten mehr U-Wagen als Bewohner. Sagen Sie ihm, da rollt eine Lawine auf uns zu.«
    »Na gut«, sagte Baumgartner, »ich melde mich wieder.«
    «Am besten direkt.« Matty gab ihm seine Mobilnummer. »Wie war noch gleich der Name?«
    «Clark. Sergeant Matthew Clark. Achtes Revier.«
     
    Um 7.00 Uhr standen zwei von Mattys Detectives, Yolonda Bello und John Mullins, im Henry Hudson Parkway 2030 in Riverdale vor einem fünfundzwanzigstöckigen weißen Backsteinmonstrum mit Blick auf den Fluss im geradezu urzeitlichen Angesicht der Jersey Palisades. Das war nicht Isaac Marcus' aktueller Wohnsitz, denn das war eine Absteige in Cobble Hill, eine haschverhauchte Laube für Kleine Strolche, in der keiner seiner gerade erst aufgewachten vier Mitbewohner den Ermittlern hatte sagen können, wo Ike ursprünglich her war. Riverdale war die Adresse, die auf seinem Führerschein stand, außerdem das Zuhause von William Marcus, seines Vaters vermutlich oder zumindest eines Blutsverwandten.
    Die beiden Polizisten waren mit dieser Aufgabe betraut worden, weil das Haus in Riverdale mehr oder weniger auf ihrem Weg zur Arbeit lag: Yolonda wohnte nur drei Blocks entfernt, Mullins zehn Minuten nördlich in Yonkers. John kam für gewöhnlich als teilnahmsloser Klotz rüber, wofür er eigentlich nichts konnte, aber Yolonda war, wenn in der richtigen Stimmung, eine Meisterin mit ihrer streichelweichen Stimme und ihren feuchtglänzenden großen Augen, die aussahen, als sei sie ständig den Tränen nahe. Als sich die beiden der barfüßigen, etwa vierzigjährigen Frau, die ihnen die Tür öffnete, als Detectives auswiesen, schlug deren Schläfrigkeit blitzschnell in Zorn um.
    »Herrgott noch mal, hat diese Psychotante etwa Anzeige erstattet?«
    »Was?«, ließ sich ein aufgeschreckter Teenager aus der Essnische vernehmen. »Wie Anzeige. Was für eine Anzeige?«
    »Das Mädchen hat sie das gesamte Spiel durch verdroschen, sie hat sich das selbst eingebrockt. Der Schiedsrichter hat nicht ein Mal ein Foul gegeben«, warf die Frau Yolonda entgegen. »Sie ist diejenige, die Beine gestellt hat, Ellbogen ausgefahren und lauter dummes Zeug geredet hat, und hundert Zeugen werden das bestätigen. Ich meine, Himmel noch mal, haben Sie sich mal angeguckt, was das Mädchen für ein Brecher ist?«
    Die Frau trug eine sorgfältig zerschlissene Jeans und ein frisch gebügeltes weißes T-Shirt.
    »Die sacken mich heute ein, ich bin fertig.« Das Mädchen war jetzt in heller Aufregung. »Ich hab's dir doch gesagt!«
    »Ganz ruhig, Nina, keiner ist hier fertig.« Die Frau wandte sich jetzt wieder an die schweigenden Ermittler. »Das ist alles totaler Schwachsinn.«
    Worüber auch

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