Cash
Schütze ist, aber wir haben die Waffe noch nicht gefunden, und die Kriminaltechniker sollen einen Schmauchspurentest durchführen.«
»Und?«
»Das muss ein Vorgesetzter anordnen.«
«Scheiße, es ist noch nicht mal sieben.«
»Halb acht. Die Sache ist, ich brauche ihn jetzt, es sind schon dreieinhalb Stunden durch.«
Captain Mangini dämpfte abrupt den Hörer, Matty trommelte mit einem Bleistift auf seine Schreibtischunterlage, solange er die gedämpften Halbtöne über sich ergehen ließ, in denen Mangini mit seiner Frau diskutierte, die er wahrscheinlich gerade mit seinem Telefonat geweckt hatte.
»Also, wie jetzt?« Der Cap wieder in der Leitung.
»Wie wär's damit ...« Matty saß da, die Handflächen nach oben. »Wie wär's, wenn einer meiner Männer dort anruft und einfach sagt, dass Sie es sind?«
»Meinetwegen.« Dann: »Moment, wegen einem Schmauchspurentest?«
»Genau.«
»Sagten Sie nicht eben, Sie haben zwei Zeugen?«
«Schon, aber ...«
»Wozu brauchen Sie dann Schmauchspuren?«
«Weil ich welche will. Weil ich meine, auf Nummer sicher ist besser.«
Der Cap seufzte. Matty stellte sich vor, wie er dalag und sein Haar am Kopfkissen klebte.
»Na schön, hören Sie.« Mangini hustete, schnaubte. »Tun Sie mir einen Gefallen? Rufen Sie den DI an und klären das mit ihm?«
»Berkowitz?« Matty runzelte die Stirn. »Wann hat der denn Dienst?«
»Acht etwa.«
Bei Vorgesetzten konnte acht acht bedeuten oder neun oder auch zehn; zehn Uhr, sechs Stunden nach dem Schuss. Matty legte auf und rief Deputy Inspector Berkowitz an, bekam den Anrufbeantworter und hinterließ Anliegen und Handynummer, mehr konnte er nicht tun. Er stand auf, um noch einmal nach Eric Cash zu sehen, hielt inne, was hatte er vergessen ... Er setzte sich wieder und rief endlich die Kollegen in Tarrytown an, damit sie Isaac Marcus' Vater in seinem Hotel benachrichtigten, wobei ihm seine Frau bestimmt inzwischen die Nachricht hinterbracht hatte. Niemand wusste, wo die Mutter des jungen Mannes zu finden war.
Kaum hatte Matty aufgelegt, klingelte sein Telefon; er hoffte auf Berkowitz oder Bobby Oh.
»Hey, Matty.« Lieutenant Carmody in der Leitung. »Ich habe gerade die Nachrichten gesehen. Was bitteschön ist denn da unten los?«
»Ja, Morgen, Lieutenant, ich wollte Sie nicht stören, wir haben alles im Griff.«
»Soll ich reinkommen?«
«Schon gut, Boss, danke.«
»Na schön, sagen Sie Bescheid, wenn sich was tut.«
«Auf jeden Fall, Boss.«
Vom Schreibtisch aus sah er, wie Eric Cash zur Toilette geführt wurde; er schlurfte aus dem Vernehmungsraum, als müsste er einen hinten offenen Krankenhauskittel tragen.
Um halb acht, rund dreieinhalb Stunden nach dem Mord, stand der rothaarige Zeuge, Randal Condo, zum dritten Mal gegenüber der Eldridge Street 27, diesmal mit Kevin Flaherty, einem stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt.
»... die drei Arm in Arm wie bei einer Revue. Sie waren direkt unter der Laterne. Wie auf der Bühne.«
Inzwischen bestand der Tatort nur noch aus dem Flatterband, Blut auf dem Gehweg, einem Paar weggeworfener, umgedrehter OP-Handschuhe und einem Häuflein unbedeutenderer Reporter, die wie Jungen auf einem Tanzball die beste Methode ersannen, an den Staatsanwalt und den Zeugen auf der gegenüberliegenden Straßenseite heranzukommen.
»Standen sie mit dem Gesicht zu Ihnen?« Als ihm der Bezirksstaatsanwalt, ein junger Ex-Polizist, einen Kaugummi anbot, schob sich sein - nunmehr bedauerlicherweise - tätowiertes Handgelenk aus der steifen weißen Manschette: ein Armreif aus Stacheldraht.
»Nein, mit dem Rücken. Ich bin von der Ecke auf Nikki zu.«
»Auf Ihre Freundin.«
Beide legten ein Pauschen ein, als eine große blonde Frau auf einem Fahrrad direkt vor ihnen hielt, um den Schauplatz zu begutachten; das Tattoo in ihrem Kreuz kräuselte sich vom Gesäß ihrer Jeans aufwärts wie blauer Rauch.
»Ihre Freundin«, wiederholte Flaherty.
»Ja, und sie ging mir entgegen, und sie waren halt so zwischen uns, auf der anderen Seite, also ...«
»Haben Sie gehört, was sie geredet haben?«
»Eigentlich nicht.« Randal beschirmte die Augen vor dem Tageslicht, das Weiß seiner Augäpfel war jetzt so rot wie sein Haar.
»Viele Anwohner sagen, sie hätten Streit gehört.«
»Ich nicht, aber vielleicht Nikki. Nimmt sie jemand ins Kreuzverhör?«
»Bestimmt. Also, Arm in Arm in Arm, mit dem Rücken zu Ihnen ...«
»Genau, und wir gingen aufeinander zu, Nikki und ich, dann fiel ein Schuss, der
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