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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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beschissene New York City. Ich habe den Saw Mill Parkway genommen statt den Thruway und lande irgendwie auf der Whitestone Bridge, dann ...«
    »Sie kommen jetzt aus ...«
    »Tarrytown, dem Con-Ed-Sanierungsseminar, aber wenn es einen Tag früher passiert wäre, wäre ich aus Riverdale gekommen, nur etwa eine halbe Stunde von hier.«
    Matty nickte, als hätte alles, was er da hörte, Hand und Fuß. »Sind Sie allein hier?«
    »Allein, ja.«
    »Sie sind allein hergefahren.«
    «Ja, aber das war nicht...«
    Bei Marcus untergehakt, lenkte Matty den Mann nach draußen und deutete auf den brummenden SUV mitten auf der Straße. Marcus erschrak, als fiele er aus einem Baum. »Schlüssel stecken?«
    »Ich fasse es nicht...«
    Matty schnappte sich Jimmy Iacone, der gerade zum Rauchen nach draußen trat. »Hey, Jimmy, würdest du bitte für Mr Marcus den Wagen parken?« Iacone bockte ein wenig bei dieser Aufforderung, doch langsam schien der Name durchzusickern. »Einfach auf den Parkplatz.« Zu Marcus sagte Matty: »Wie gesagt, es tut mir leid, dass wir uns unter diesen Umständen begegnen.«
    »Die haben mich heute Morgen geweckt, die Polizei da oben, beziehungsweise so ein Vize von Con Ed, wahrscheinlich um es persönlicher zu machen, und ich weiß nicht, aber ganz ehrlich: Ich finde, ich gehe bisher ganz gut damit um, nur eins muss ich sie fragen, und das ist die Haupt...« Marcus sah einen Augenblick in die Ferne und legte die Hand auf den Mund. »Haben Sie seinen Führerschein?«
    »Wir haben seine persönlichen Sachen«, sagte Matty vorsichtig; er hätte gern Yolonda an seiner Stelle hier gehabt.
    »Okay. Haben Sie gesehen ... Hat er sich zufällig als Organspender eingetragen? Und wenn ja, könnte ich das, als sein Vater, rückgängig machen? Ich will nicht, dass jemand seine Organe abgreift. Wirklich nicht.«
    »Nein nein, wir kümmern uns drum.«
    Zwei junge Latino-Polizisten mit blau-schwarzen NYPD-Windjacken und Fiberglashelmen kamen durch die Glastür und schoben ihre Einsatzfahrräder an Matty und Marcus vorbei die Behindertenrampe hinunter. Vom Parkplatz kommend, raunte ihnen Jimmy Iacone zu: »Ihr seht aus wie zwei Playmates für Blueboy.«
    »Ach, und du Zicke hast gesagt, uns sieht keiner«, trällerte der eine Wachtmeister dem anderen zu, und alle drei glucksten über das verrückte Leben und zogen ihrer Wege.
    »Mr Marcus, wollen Sie mit nach oben kommen, da könnten wir uns hinsetzen und reden.«
    »Klar.« Er warf den Kopf herum.
    Matty wandte sich zum Eingang, aber er spürte, dass Marcus auf einmal nicht mehr bei ihm war. Er blickte stattdessen gebannt auf John Mullins, der eine rotverweinte Frau und ein fassungsloses junges Mädchen zur Wache führte. Als Matty Marcus gerade fragen wollte, ob das seine Frau und seine Tochter seien, lief der ohne ihn ins Haus, und Matty sah ihn nur noch mit wehenden Schnürsenkeln die Treppe hinaufsprinten; der Kollege am Tresen war nun endlich aufgestanden, tat aber nichts.
    Marcus war nicht im ersten Stock in einem der diversen Diensträume oder Toiletten, nicht im zweiten, im Möchtegern-Fitnessraum oder der Umkleide, sondern im menschenleeren dritten, in dem es nur Lagerräume und Waffenschränke gab. Der Mann war offensichtlich blind aufwärtsgerannt, bis es keine Treppen mehr gab. Als Matty ihn fand, tigerte er zwischen verriegelten Waffenschränken und baumelnden Chemikalienschutzanzügen hin und her. »Mr Marcus.«
    »Bitte.« Er schnappte nach Luft. »Ich will sie jetzt nicht sehen.«
    »War das Ihre Familie?«
    »Können Sie sie hier rausschaffen?«
    Matty konnte nicht erkennen, ob Marcus verstört oder bloß außer Atem war.
    »Ich flehe Sie an.«
     
    Das Büro des Captain wurde gerade renoviert, und Carmody telefonierte im Büro des Lieutenant, also war das ruhigste Plätzchen, das Matty dem Vater anbieten konnte, die durch eine hüfthohe Trennwand halb hinter dem dichtgedrängten Meer aus Schreibtischen verborgene Bereitschaftsecke.
    Matty setzte Marcus an den Resopaltisch, der als Esstisch diente, schaltete den tragbaren Fernseher aus, bevor Meldungen über den Mordfall kamen, und schichtete die vielen über den Tisch verstreuten Seiten der Post und der News auf, um den ganzen Stapel zu entsorgen. Am wabernden Aroma chinesischen und dominikanischen Fastfoods konnte er so wenig ändern wie an der angrenzenden Toilette, in der sich gerade jemand plätschernd erleichterte.
    Er hätte alles darum gegeben, jetzt Yolonda an seiner Stelle zu haben. Zumindest

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