Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
Vom Netzwerk:
Leben retten könnten? Wie das jetzt? Selbst wenn dieses afro-hispanische Überfallkommando wahr wäre, was nicht der Fall ist, bleibt die Frage, was für ein Mensch ist das, der sich weigert, das für einen Freund zu tun? Verzeihung, für einen Arbeitskollegen.«
    »Ich wollte nur weg«, piepste Eric in die Lücke zwischen seinen Händen. »Ich hatte Angst.«
    »Was?« Matty kniff ungläubig die Augen zusammen und fragte Yolonda: »Er hatte was?«
    Yolonda sah hilflos und tief bekümmert aus, wie eine machtlose Mutter, die zusieht, wie ihr Kind vom Ehemann geschlagen wird. Endlich hob Eric den Kopf und sah Matty mit offenem Mund an.
    »Richtig, schau mir genau in die Augen, du dreckige kleine Ameise.«
    »Matty ...« Yolonda streckte die Hand aus.
    »Ich hab mir deine Scheiße den ganzen Tag angehört. Du bist ein egoistischer, selbstmitleidiger, feiger, neidzerfressener, missgünstiger, gescheiterter Kellner. Das ist dein täglich Brot. Dazu eine Knarre und ein Eimer Wodka? Ich glaube nicht, dass der Schuss gestern Nacht aus Versehen losgegangen ist, ich glaube, du warst eine wandelnde Zeitbombe, die letzte Nacht hochgegangen ist.«
    Eric saß da in verzückter Hingabe, das Kinn erhoben wie zum Kuss, den Blick fest auf Matty geheftet.
    »Wir geben dir noch eine letzte Chance, uns zu erzählen, was passiert ist. Deine Haut zu retten und uns eine Version zu liefern, die deine Rolle in dieser Geschichte erklärt, aber komm in die Gänge, hier, jetzt ... Und ich schwöre beim Allmächtigen, wenn du uns nur noch ein Mal diesen unsäglichen Schwachsinn über einen, einen Hispano und, oder, und, oder irgendeinen Schwarzen auftischst, die aus irgendwelchen Schatten gesprungen kamen oder woher auch immer, sorge ich persönlich dafür, dass das hier eine ganz schlimme Tour für dich wird.«
    Sie warteten, Eric zuckte auf seinem Stuhl, Yolonda sah ihn mit großen, traurigen Augen an, Matty zornfunkelnd und zugleich betend, es möge auch nur entfernt gerechtfertigt sein, diesen Mann derart anzugehen.
    »Ich kann nur sagen, wie es war«, sagte Eric schließlich mit winzigkleiner Stimme, den Blick noch immer auf Matty gerichtet. Und damit hatte es sich.
     
    Jimmy Iacone lief geknickt zum Landsman zurück. Matty hatte gar nichts sagen, hatte ihm nur seine fassungslose Verachtung aufbrennen müssen, und schon hatte er im Dienstraum wortlos auf dem Absatz kehrtgemacht. Zu seiner Überraschung entdeckte er einen Block vom Hotel entfernt Billy Marcus, der den hügeligen Innereien der kürzlich kollabierten Synagoge in der Rivington gegenüberstand und die Zerstörung bestaunte, als könnte er sich nicht entscheiden, ob der Anblick Wirklichkeit war oder bloß ein halluzinatorischer Fortsatz seiner neuen Augen.
    Und ob es nun an der Last der beiden überquellenden Einkaufstüten in seinen Händen lag, an emotionaler Erschöpfung oder einfach an der Sonne, die ihm in die Kniekehlen schnitt, wiederholt knickte er ein und richtete sich schnell wieder auf, was für alle Welt, die nicht Bescheid wusste, nach einem weggetretenen Junkie aussah.
    »Mr Marcus?«
    Billy fuhr herum, und eine Literflasche Haarconditioner purzelte auf den Gehweg. Jimmy hob sie auf und stopfte sie vorsichtig in eine der übervollen Einkaufstüten.
    »Verzeihung, ich hatte vergessen zu fragen: Brauchen Sie jemanden, der Sie zur Identifizierung begleitet? Oder kümmert sich ein anderes Familienmitglied darum?«
     
    Matty, Yolonda, der Bezirksstaatsanwalt Kevin Flaherty und Deputy Inspector Berkowitz, Upshaws Mann für diesen Fall, standen wieder vor der Einwegscheibe und betrachteten Eric Cash, der vornübergebeugt auf seinem Stuhl saß, Stirn auf der Tischkante, Hände zwischen den Knien. Flaherty und Berkowitz waren beide stundenlang durch die Wache gelaufen und hatten mit ihren jeweiligen Vorgesetzten telefoniert.
    »Die Sache stinkt«, sagte Matty.

    »Warum?«, fragte Yolonda, »weil du ihn fertiggemacht hast und er kein Geständnis abgelegt hat?«
    »Er ist zu arglos, um so zu mauern. Wir knallen ihm die Augenzeugen vor den Latz, und er verlangt noch immer nicht nach einem Anwalt? Will nicht mal telefonieren? Was ist das, irgendeine umgekehrte Psychologie?«
    Berkowitz hielt sich zurück und beobachtete die beiden wie ein Vater, der seine Kinder das Rätsel selber lösen lässt. Flahertys Handy klingelte, er trat zur Seite und steckte sich einen Finger ins freie Ohr. »Ja, also, zu diesen Augenzeugen.«
    »Hey.« Matty hob beide Hände. »Was soll ich dazu

Weitere Kostenlose Bücher