Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
eingetreten. Ich habe mich davor gefürchtet, seitdem ich in den Canyons die Toten auf der Hochebene gesehen habe. Ein geliebter Mensch verlässt mich.
Die Chefsortiererin, Rebecca, ist etwa so alt wie meine Mutter und hat mir zunächst ein paar Testaufgaben gestellt. Nachdem sie meine Ergebnisse kontrolliert hat, teilt sie mir lächelnd mit, ich könne sofort anfangen.
»Du wirst merken, dass wir hier ein bisschen anders arbeiten, als du es gewöhnt bist«, erklärt sie mir. »In der Gesellschaft hast du allein sortiert. Hier musst du mit Oker und den Medics alles genau absprechen.« Sie legt den Datenpod auf den Tisch. »Wenn wir einen Fehler machen, etwas auslassen oder ein Muster übersehen, könnte das schwerwiegende Folgen haben.«
Das ist wirklich ein Unterschied zu meiner bisherigen Arbeit. In der Gesellschaft durften wir nicht wissen, in welchem Zusammenhang die Daten standen, die wir geordnet haben. Sämtliche Informationen waren verschlüsselt.
»Ich habe eine Datenbank angelegt, in der alle Informationen über die Dorfbewohner und die Farmer aus den Canyons gesammelt sind, die ihr ganzes Leben außerhalb der Gesellschaft verbracht haben.«
Ich würde so gerne nach Eli und Hunter fragen und wie es ihnen geht, aber ich muss mich jetzt auf das Heilmittel, Ky und meine Familie konzentrieren.
»Wir haben Daten über Ernährung, Alter, Hobbys, Berufe und Familiengeschichte abgespeichert«, erklärt Rebecca. »Manche stammen aus externen Quellen, die meisten aber von den Personen selbst.«
»Keine besonders verlässlichen Informationen«, bemerke ich.
»Stimmt«, gibt sie zu. »Aber das ist alles, was wir haben. Natürlich gibt es zahlreiche Übereinstimmungen zwischen den Datensätzen, aber es ist uns bereits gelungen, einige wichtige Faktoren zu extrapolieren. Unsere Ergebnisse weisen zum Beispiel auf bestimmte Ernährungs-und Umwelteinflüsse hin.«
»Soll ich gleich mit dem Sortieren der Elemente für das Heilmittel beginnen?«, frage ich hoffnungsvoll.
»Später«, erwiderte Rebecca. »Vorher habe ich noch ein anderes Projekt für dich. Du musst ein Optimierungsproblem mit Nebenbedingungen für uns lösen.«
Ich glaube, ich weiß schon, worum es dabei geht. Diese Frage beschäftigt mich, seitdem ich weiß, dass es für die neue Form der Seuche kein Heilmittel gibt. »Ihr wollt wissen, wie lange es dauert, bis die Erhebung die Versorgung der Versunkenen einstellt«, sage ich. »Wir müssen wissen, wie viel Zeit uns bleibt.«
»Richtig«, bestätigt Rebecca. »Wenn niemand mehr übrig ist, der gerettet werden kann, wird uns der Steuermann nicht ausfliegen. Bitte arbeite zunächst daran, während ich weiter die Grundlagen zur Erforschung des Heilmittels recherchiere. Wenn du fertig bist, kannst du mir helfen.« Über den Tisch hinweg schiebt sie mir einen Datenpod zu. »Darauf findest du das Protokoll von Xanders Befragung. Es enthält Informationen über die Infektionsraten, die bereitgestellten Helfer und Hilfsmittel sowie Patientendaten. Vom Steuermann haben wir noch zusätzliche Angaben erhalten.«
»Mir fehlen aber noch einige Informationen«, wende ich ein. »Zum Beispiel die Menge der ursprünglich vorhandenen Helfer und Hilfsmittel sowie Angaben zur Größe der Bevölkerung.«
»Die ursprünglich vorhandene Menge der Mittel musst du aus der Verbrauchsrate hochrechnen«, erwidert sie. »Die Einwohnerzahl der Provinzen beträgt laut Angaben des Steuermanns circa 20,2 Millionen.«
»Mehr nicht?«, frage ich erstaunt. Ich dachte, die Gesellschaft wäre viel größer gewesen.
»Nein«, sagt sie.
Die Erhebung wird herauszufinden versuchen, wie sie Mittel und Personal am effektivsten einsetzen kann. Sie braucht Leute, die die Versunkenen pflegen, und andere, die die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Energie gewährleisten. Doch selbst wenn eine kleine Bevölkerungsgruppe durch einen früheren Kontakt mit dem Virus geschützt ist, ist die Anzahl derer, die sich um ihre Mitmenschen kümmern können, begrenzt.
Ich muss wissen, wie viele Menschen wahrscheinlich immun sind und wie viele noch versinken werden. Welchen Prozentsatz an Kranken können die Gesunden am Leben erhalten, und wie schnell wird dieser Prozentsatz sinken?
»Oker schätzt, dass fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung von vornherein gegen jede Form der Seuche immun sind«, erklärt Rebecca. »Zu dieser Gruppe kommt dann noch der geringe Prozentsatz von Leuten wie Xander, die geimpft waren und dann zu genau der richtigen Zeit
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