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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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gesagt haben, wo sie sind.«
    Leerer Blick ins Nichts. Er hatte nicht die Kraft und die Stimme, diese Frage zu beantworten.
    Es war zwecklos.
    Er hatte alles gesagt, was es zu sagen gab. Ich stand auf und wollte mich auf den Weg machen.
    »Ich komme bald wieder, Großvater«, sagte ich an der Türschwelle. »Paß gut auf dich auf. Hörst du?«
    Dann kehrte ich zu Logan auf die Veranda zurück. Logan war jetzt in Begleitung eines großen, jungen Mannes mit kastanienbraunem Haar, der sich umdrehte, als er das Klappern meiner Absätze hörte. Ich erstarrte… Dann wurden mir die Knie weich.
    Mein Gott!
    Es war Tom.
    Mein Bruder Tom stand vor mir und grinste mich freundlich an – wie es schon immer seine Art gewesen war. Nur daß er in den zwei Jahren und acht Monaten Vater vollkommen ähnlich geworden war!
    Tom ging mit ausgebreiteten Armen und einem Grinsen auf mich zu. »Kann’s nicht glauben!« Ich lief ihm entgegen und seine starken Arme umfaßten mich. Wir umarmten und küßten uns, lachten und weinten und versuchten beide gleichzeitig zu sprechen.
    Bald schritten wir alle drei Arm in Arm, ich in der Mitte, die Main Street hinunter. Wir setzten uns auf eine Parkbank, die zufälligerweise gegenüber der Kirche stand, unweit des Pfarrhauses. Fanny hätte nur herunterzuschauen brauchen, um uns sitzen zu sehen, auch wenn sie zu feig war, sich zu ihrer eigenen Familie zu gesellen.
    »Also, Tom«, platzte ich heraus, »erzähl mir alles, was nicht in deinen Briefen stand.«
    Tom warf Logan einen verstohlenen Blick zu und schien etwas verlegen. Logan sprang sofort auf und meinte, daß er auf dem schnellsten Wege nach Hause müßte. »Tut mir leid, Logan«, entschuldigte sich Tom, »hab’ aber nur ‘n paar Minuten für meine Schwester zur Verfügung, um Jahre nachzuholen. Bis nächste Woche.«
    »Bis morgen in der Kirche«, sagte Logan nachdrücklich zu mir.
    Logan verließ uns. Ich konnte mich nicht an Tom sattsehen. Seine strahlenden, grünen Augen blickten fest in meine. »Donnerwetter, wenn du man nicht ‘ne Augenweide bist.«
    »Es heißt ›eine Augenweide‹.«
    »Hätt’s wissen müssen. Immer noch die Schulmeisterin!«
    »Du bist nicht dünner geworden, Tom, aber so viel größer. Du siehst phantastisch aus, Tom. Ich hätte nie gedacht, daß du Vater so ähnlich werden würdest.«
    Er mußte aus meiner Stimme etwas herausgehört haben, denn auf einmal lächelten seine Augen und sein Mund nicht mehr. »Gefällt es dir nicht, wie ich aussehe?«
    »Aber natürlich gefällt es mir, wirklich. Du siehst wirklich gut aus –, aber mußt du ausgerechnet Vater so ähnlich sehen?« Ich hatte die Worte beinahe herausgeschrien. Nun hatte ich seine Gefühle verletzt, ohne es zu wollen. »Entschuldige, Tom«, sagte ich gepreßt und berührte seine riesengroße Hand. »Es hat mich nur völlig überrascht.«
    Er hatte einen seltsamen Ausdruck im Gesicht. »Viele Frauen halten Vater für den bestaussehenden Mann.«
    Unwillig wandte ich mich ab. »Ich möchte nicht über ihn sprechen, bitte. Hast du irgend etwas über Keith und Unsere-Jane gehört?«
    Er wandte sich halb ab, und ich sah ihn im Profil. Die Ähnlichkeit mit Vater verblüffte mich erneut. »Ja, hab’ gehört, es geht beiden gut, und Unsere-Jane ist gesund. Wenn Vater nicht getan hätt’, was er gemacht hat, dann wär’ sie jetzt zweifellos tot.«
    »Entschuldigst du ihn womöglich?«
    Er sah mich wieder an und grinste. »Du sprichst wie früher. Klammere dich nicht an deinen Haß, Heavenly… Gib ihn auf, bevor er dich auffrißt und du schlimmer wirst als Vater. Denk an die, die dich lieben wie ich. Verdirb dir nicht alles, nur weil du einen gemeinen Vater gehabt hast. Leute ändern sich. Er kümmert sich doch um Großvater, oder? Das hättest du ihm wohl nie zugetraut? Und Buck Henry ist überhaupt nicht so brutal, wie er das erste Mal, als wir ihn gesehen haben, gewirkt hat; du siehst, ich bin weder verhungert noch krank, noch abgerackert. Und ich werde die High School gleichzeitig mit dir abschließen.«
    »Deine Haare sind nicht mehr feuerrot…«
    »Tut mir leid, aber mich freut’s. Sag mir, ob meine Augen noch vor Übermut sprühen?«
    »Ja, das tun sie.«
    »Dann habe ich mich also doch nicht so sehr verändert, oder?«
    Er hatte ein aufrichtiges Gesicht und klare, helle Augen, hinter denen sich kein Geheimnis verbarg, während ich meinen Kopf und meine Augen gesenkt halten mußte. Ich fürchtete mich unsäglich davor, daß er mein schreckliches

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