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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Da sind noch ein paar Fragen, die du beantworten mußt, aber ehrlich. Zuerst mußt du mir mal dein tatsächliches Alter verraten.«
    »Ich bin achtzehn.« Meine Antwort kam ohne Zögern.
    »Ich habe keine Ahnung, warum ich bei meiner Ankunft über mein Alter Lügen verbreitete und behauptete, ich wäre sechzehn. Es hatte mich nur immer schon ein wenig in Verlegenheit gebracht, daß sich meine Mutter Hals über Kopf in eine Ehe mit meinem Vater gestürzt hatte. Dabei hatte sie ihn vor dem Tag ihrer Begegnung in Atlanta noch nie gesehen.«
    Sein Schweigen war so plastisch, daß die Luft davon zitterte. Verzweifelt sehnte ich mich nach Licht.
    »Außerdem, was für einen Unterschied macht schon ein Jahr?« fragte ich. Es war beängstigend, wie er im Dunkeln dasaß und kein Wort sagte. Ich wagte kaum noch zu atmen. »Troy habe ich von Anfang an erzählt, daß ich siebzehn war und nicht sechzehn, denn er wirkte nicht so kritisch wie du. Bitte, Tony, laß mich jetzt zu ihm. Er braucht mich, und ich kann ihn aus seiner Depression herausziehen. Ehrenwort, ich war schwerkrank; wenn ich dazu in der Lage gewesen wäre, wäre ich auf allen vieren zu Troy zurückgekrochen.«
    Er rückte seinen Stuhl, um die Ellbogen auf seinen Schreibtisch zu stützen. Dann verbarg er den Kopf in seinen Händen. Das Licht vom Fenster hinter ihm bildete einen purpurroten Rahmen. Hinter dunklen Wolkenstreifen tauchte die Mondsichel auf und verschwand wieder, kleine Sterne blinkten und erloschen. Die Zeit verrann, eine Zeit, die mit Troy besser verbracht wäre. »Laß mich jetzt zu Troy gehen, bitte, Tony.«
    »Nein, noch nicht.« Seine Stimme klang belegt und rauh. »Setz dich jetzt hierher und erzähl mir, was du über die Begegnung zwischen deiner Mutter und deinem Vater weißt –den Monat, den Tag und das Jahr. Nenne mir den Tag ihrer Eheschließung. Sag mir alles, was deine Großeltern über deine Mutter erzählten. Solltest du dann jede einzelne meiner Fragen beantwortet haben, kannst du zu Troy gehen.«
    Im Dunkeln verlor ich jedes Zeitgefühl. Ich sprach zu einem Mann, den ich nur in Umrissen wahrnahm. Unaufhörlich erzählte ich: die Geschichte der Casteels und ihrer Armut; über Leigh VanVoreen und was ich von ihr wußte – und das war erbärmlich wenig. Als ich zu Ende war, hatte Tony tausend Fragen. »Brüder im Gefängnis, fünf an der Zahl…« wiederholte er. »Und sie hat ihn genug geliebt, um ihn zu heiraten. Dein Vater haßte dich aber von allem Anfang an? Ist es dir je gedämmert, warum?«
    »Meine Geburt war der Tod für meine Mutter«, war meine schlichte Antwort. Die ganze Sicherheit, die mir meine neue Kleidung gegeben hatte, war verschwunden. Der frühe Abend war dunkel und kühl, und die Party-Gäste waren so weit weg, daß man nicht einmal ihr lautestes Gelächter hören konnte. Und in dieser Stimmung kamen die Berge wieder und umgaben mich. Wieder war ich eine lumpige Hillbilly-Casteel, schlecht, schlecht, bodenlos schlecht. Mein Gott, wieso starrte er mich nur so an? Kleine Teile meiner Zweifel wuchsen zu einem ganzen Berg an. Für die Stonewalls war ich nicht gut genug, also konnte ich unmöglich zu den Tattertons passen. Mit diesen Gedanken saß ich niedergeschlagen da, wartete und wartete.
    Nachdem ich seine letzte Frage beantwortet hatte, schienen dreißig Minuten vergangen zu sein. Aber er saß noch immer mit dem Rücken zum Fenster, während das Mondlicht auf mein Gesicht fiel und die rosa Farbe meines Sommerkleides in Asche verwandelte. Seine Stimme klang ruhig, vielleicht zu ruhig, als er endlich sprach. »Als du kamst, hielt ich dich zuerst für eine Antwort auf meine Gebete, dachte, du wärst gekommen, um Troy vor sich selbst zu retten. Ich glaubte, du wärst gut für ihn. Er ist ein introvertierter, junger Mann, und die meisten Mädchen tun sich schwer, ihn kennenzulernen. Ich vermute deshalb, weil er Angst hat, verletzt zu werden. Er ist sehr verletzbar… und dann hat er noch diese merkwürdigen Ideen von seinem Tod in jungen Jahren.«
    Ich nickte, hatte aber das Gefühl, ein Blinder in einer Welt zu sein, die nur er klar erkennen konnte. Warum sprach er so vorsichtig? Hatte er uns nicht sogar zum Heiraten ermutigt, indem er keinen Einwand gegen unsere Pläne vorbrachte. Und weshalb war er zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, ohne jeden Humor und ganz freudlos?
    »Hat er dir seine Träume erklärt?« fragte er.
    »Ja, das hat er.«
    »Glaubst du das, woran er glaubt?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich

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