Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
»Und so begriff ich erst viel zu spät, daß kein Mann an Jillian etwas anderes als ihre Fassade lieben konnte, trotz aller Schönheit, die Jillian besaß. Denn hinter Jill steckte nichts, sie ist nur die Hülle einer Frau. Alles Liebe, Nachdenkliche und Freundliche hatte ihre Tochter bekommen. Und so fiel es mir immer eher auf, wenn Leigh im Zimmer war, als bei ihrer Mutter. Bald bemerkte ich, daß da ein reizendes Mädchen heranwuchs, das nur selten einen Blick in den Spiegel warf. Ein Mädchen, das gern einfache, weite Kleider trug, die bei jeder Bewegung flatterten. Ihr glattes Haar trug sie lang und offen. Obendrein kümmerte sich Leigh mit Vergnügen um Troy. Und dafür liebte und bewunderte ich sie.
Leigh war ein sinnlicher Mensch, ohne es zu wissen. Sie war kerngesund, und das strahlte Erotik aus. Sie bewegte sich mit schwingenden Hüften und ihre kleinen Brüste tanzten ungebändigt unter der flatternden Kleidung. Leigh lehnte mich ab und war ständig böse auf ihre Mutter, bis sie eines Tages endlich entdeckte, daß ihre Mutter ungeheuer eifersüchtig war. Von da an begann Leigh, mit mir ihr Spiel zu treiben. Ich glaube nicht, daß sie es aus böser Absicht tat, es war nur ihre Form von Rache gegenüber einer Mutter, von der sie glaubte, sie hätte das Leben ihres Vaters zerstört.«
Ich wußte, was kommen würde!
Ich wußte es ganz genau! Ich zog mich zurück und hob die Hände, um seine Worte abzuwehren. Aufschreien wollte ich und nein, nein! rufen.
»Leigh fing an, mit mir zu flirten, wagte es, mich zu verspotten und zu necken. Oft tanzte sie um mich herum und zupfte dabei an meinen Händen. Sie stichelte mit Sätzen, die haften blieben, weil sie mich bis ins Mark trafen. ›Du hast eine Papierpuppe geheiratet‹, sang sie mir immer wieder vor. ›Laß Mutter zu meinem Vater zurückgehen‹, bat sie häufig. ›Wenn du’s tust, Tony, wenn du’s wirklich tust, werde ich hierbleiben! Ich bin nicht so selbstverliebt wie sie.‹ Gott möge mir beistehen, aber ich begehrte sie. Sie war erst dreizehn, aber in einem kleinen Finger steckte bei ihr mehr Sexualität als bei ihrer Mutter im ganzen Körper.«
»Hör auf!« brüllte ich los. »Ich will nichts mehr hören!«
Aber wie ein Fluß bei der Schneeschmelze, der weiterfließen und zerstören muß, sprach er unbarmherzig weiter. »Eines Tages hatte Leigh wieder grausam gestichelt. Da packte ich sie am Arm, zog sie in mein Studio und verschloß die Tür hinter mir. Ich wollte sie nur ein bißchen erschrecken und ihr klar machen, sie könne keine Klein-Mädchen-Spiele mit einem Mann treiben. Ich war immer noch erst Zwanzig. Zornig und verwirrt war ich und verachtete mich selbst dafür, daß ich so unüberlegt in die Falle getappt war, die Jillian aufgestellt hatte. Denn vor unserer Hochzeit hatte sie von ihrem Rechtsanwalt Papiere entwerfen lassen. Sie sahen vor, die Hälfte meines ganzen Vermögens würde auf sie übergehen, falls ich sie je um Scheidung bäte. Das bedeutete, ich konnte mich nie von ihr scheiden lassen und gleichzeitig hoffen, etwas für Troy zu retten. Als ich nun diese bewußte Tür zuschlug und verriegelte, bestrafte ich gleichzeitig Jillian für ihren Betrug an mir und auch Leigh, weil sie mir meine törichten Fehler so unter die Nase gehalten hatte.«
»Du hast meine Mutter vergewaltigt… Meine dreizehnjährige Mutter?« Meine Frage konnte ich nur noch flüstern. »Du, mit deinem Hintergrund und deiner Erziehung, hast dich wie irgendein lumpiger Hillbilly verhalten?«
»Du verstehst das nicht.« Er klang verzweifelt. »Ich wollte sie nur necken und erschrecken, denn ich nahm an, sie würde dann so klug sein, mich nicht mehr auszulachen und einen Narren nennen. In dem Fall hätte ich mich auch nicht produzieren müssen. Aber mit ihrem Erschrecken und ihrer Panik erregte sie mich. Ihr unschuldiges Wesen war so völlig überrascht von dem Gedanken, was ich vorhatte, daß auch das mich erregte. Ich redete mir ein, sie würde Theater spielen. Denn es war ein offenes Geheimnis, daß die Mädchen in Winterhaven süchtig nach Sex waren. Ja, ich habe deine Mutter vergewaltigt, deine dreizehnjährige Mutter.«
»Du Untier! Du grauenvoller Mensch!« Gellend schrie ich auf, sprang hoch und stürzte mich auf ihn. Dann hämmerte ich gegen seine Brust und versuchte, ihm das Gesicht zu zerkratzen, aber er war schneller. »Kein Wunder, daß sie fortgerannt ist, kein Wunder! Du hast sie auch noch meinem Vater in die Arme getrieben, nur damit
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