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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Sechs Stück! Petersilie und Radieschen in Rosenform garnierten das Tablett, in Petersilie-Nestern lagen gepfefferte Eier und rundherum verschiedene Käsestücke und mehrere Sorten Cracker. Dazu noch eine Silberschüssel voll glänzender roter Äpfel. Und das alles, obwohl er doch allein hatte essen wollen? Hinten in den Willies hätten wir eine Woche lang mit all dem Essen leben können, Granny, Großpapa, Tom, Fanny, Keith, ›Unsere‹ Jane… wir alle!
    Und dann brachte er noch zwei Weinflaschen, roten und weißen Wein! Den hatte Cal für mich in den tollen Restaurants bestellt, als ich bei ihm und Kitty in Candlewick lebte. Und Wein hatte mir den Kopf verdreht und mich etwas akzeptieren lassen, was ich sonst abgelehnt hätte.
    Nein! Noch einen Fehler konnte ich mir nicht leisten! Ich sprang hoch und packte meinen Mantel. »Es tut mir leid, aber ich kann nicht bleiben«, sagte ich. »Du wolltest nicht, daß ich von deiner Anwesenheit erfahre… Deshalb tue ich jetzt so, als ob du nicht hier wärst!«
    Wie der Blitz war ich zur Tür hinaus und rannte auf die Hecke zu, in eine fürchterlich kohlrabenschwarze Nacht. Der feuchte Bodennebel wirbelte mir um die Beine, und weit hinter mir hörte ich, wie er meinen Namen schrie.
    »Heaven, Heaven!«
    Und zum erstenmal in meinem Leben dachte ich: Was für ein merkwürdiger Namen, den meine Mutter für mich gewählt hatte, keine Person, sondern ein Ort – und dann stiegen mir die Tränen in die Augen, und ich weinte, weinte völlig grundlos.

 
    4. K APITEL
     
    I N GUTEN WIE IN SCHLECHTEN T AGEN
     
     
     
    »Ich muß dich warnen«, meinte Tony beim Frühstück am nächsten Morgen, als Jillian immer noch oben schlief. »Das Labyrinth ist gefährlicher als es aussieht. Ich an deiner Stelle würde die Erforschung denen überlassen, die damit mehr Erfahrung haben. Und jetzt mußt du mir von dir selbst erzählen. Auf unserer Fahrt hierher hatte ich gestern den Eindruck, in deinen Augen so etwas wie Zorn zu bemerken. Warum sahst du jedesmal so empört drein, wenn dein Vater erwähnt wurde?«
    »Ich hatte keine Ahnung davon«, murmelte ich und wurde rot. Ich wollte die Wahrheit hinausschreien und hatte gleichzeitig Angst, viel zuviel zu verraten. Sein Bruder ging mir mehr im Kopf herum als Pa. Troy war es, über den ich sprechen wollte. Aber trotzdem mußte ich an meine eigenen Pläne denken, an meine Träume; und auch daran, daß es Keith und Unserer-Jane gut ging. Ich wußte, der erste Schritt, sie zu retten, war, mich selbst nicht um mein Wohlergehen zu bringen.
    Ganz vorsichtig fing ich an, eine neue Kindheit für mich selbst zu erfinden, auf Halbwahrheiten aufgebaut. Lüge war nur das, was ich wegließ. »Die Frau, die an Krebs gestorben ist, war nicht meine richtige Mutter, sondern eine Pflegemutter. Sie hieß Kitty Dennison und hatte sich um mich gekümmert, als Pa krank war und ich niemanden sonst hatte.«
    Er saß ganz still da, als ob ihn die Neuigkeit, daß meine Mutter am Tag meiner Geburt gestorben war, zutiefst schockiert hätte. Seine Augen wurden trüb und traurig – und dann kam der Zorn, hart, kalt und bitter. »Was sagst du da? Dein Vater hat gelogen? Wie konnte ein Mädchen, das so jung, kräftig und gesund war wie deine Mutter, bei der Geburt sterben, außer wenn sie vernachlässigt worden war? War sie in einem Krankenhaus? Allmächtiger Gott, Frauen heutzutage und in diesem Alter sterben doch nicht während der Geburt!«
    »Sie war sehr jung«, flüsterte ich, »vielleicht zu jung für diese Prüfung. Wir lebten in einem ziemlich bescheidenen Haushalt, da Pa nur unregelmäßig als Zimmermann arbeiten konnte. Manchmal war das Essen nicht allzu nahrhaft. Ich kann dir nicht sagen, ob sie wegen der Untersuchungen zu einem Arzt ging. Die Leute in den Bergen halten nicht viel von Ärzten, sondern kümmern sich lieber selbst um ihre Leiden. Offen gestanden sind alte Frauen wie meine Granny angesehener als Leute mit einer Praxis in der Stadt und einem Doktortitel auf dem Türschild.«
    War er nun auch dabei, sich von mir abzuwenden, aus demselben Grund wie Pa? »Ich wünschte, du würdest mir nicht wegen ihres Todes Vorwürfe machen, so wie Pa das tut…«
    Seine blauen Augen blickten zum Fenster hinüber, das bis an die Decke ging und von schweren, rosagold gestreiften Samtvorhängen eingerahmt wurde. »Warum bist du gestern einfach dagesessen und hast die Lügen deines Vaters durch Schweigen bestätigt?«
    »Ich hatte panische Angst, du würdest mich

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