Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
finde es unnötig, wegen etwas so Banalem wie meinem Namen zu lügen. Vielleicht wissen sie es nicht einmal, daß ich hier bin. Außerdem bin ich einundzwanzig. Ich schicke ihnen keine Vorankündigung, wenn ich in meine Hütte und mein Atelier komme, genausowenig wie ich ihnen erzähle, wann ich gehe.«
Ich stotterte. »Aber… aber warum lebst du nicht im Haupthaus?«
Er lächelte. »Ich habe meine Gründe, warum es mir hier besser gefällt. Muß ich dir das erklären?«
»Aber in diesem Haus sind so viele Räume, während hier wenig Platz ist«, murmelte ich jetzt ziemlich verlegen, so sehr, daß ich den Kopf hängen ließ und mich fürchterlich mies fühlte. Er hatte recht, natürlich. Ich hatte mich zum Esel gestempelt. Was gab mir schon das Recht, meine Nase in seine Angelegenheiten zu stecken?
Diesmal befestigte er den Hammer in einer speziellen Nische in der Wand, wo noch anderes Werkzeug in Reih und Glied hing. Seine tiefliegenden, ernsten Augen blickten traurig und voll von etwas, das ich nicht verstand, als sie meine trafen. »Was weißt du von mir?«
Meine Knie knickten zusammen, und wie von selbst saß ich auf einem kleinen Sofa vor dem Feuer. Bei diesem Anblick seufzte er, als ob er mich lieber zur Tür hinausgehen hätte sehen wollen. Aber ich wollte einfach nicht glauben, daß er das tatsächlich wünschte. »Ich weiß nur, was mir dein Bruder erzählt hat, und das ist nicht allzuviel. Er sagte, du bist hochintelligent und hast mit achtzehn dein Studium in Harvard abgeschlossen.«
Er stand vom Tisch auf und kam, um sich in einem Sessel gegenüber meinem auszustrecken. Und dann wischte er meine Worte wie beleidigenden Rauch, der die Atmosphäre zerstört, beiseite. »Mit meiner sogenannten Genialität habe ich nichts Entscheidendes bewirkt, so daß ich ebensogut mit einem IQ von fünfzig hätte geboren werden können.«
Mir blieb der Mund offen, als ich ihn Gedanken äußern hörte, die so völlig im Gegensatz zu meiner Überzeugung standen. Mit der nötigen Bildung lag einem doch die Welt zu Füßen! »Aber du hast an einer der besten Universitäten der Welt abgeschlossen!« Jetzt endlich hatte ich ihn zum Lächeln gebracht. »Ich sehe, wie beeindruckt du bist, das freut mich. Jetzt besitzt meine Ausbildung irgendeinen Wert – wenigstens in deinen Augen.«
Seine Worte ließen mich jung und naiv dastehen – wie eine Närrin. »Und was treibst du mit deiner Ausbildung, außer wie ein Zweijähriger auf Metall herumzuhämmern?«
»Getroffen«, grinste er, was ihn doppelt anziehend machte – und er war weiß Gott schon attraktiv genug für mich. Ich genierte mich, zu beobachten, wie leicht mein Körper über meinen Verstand dominieren konnte. Meine Wut auf ihn flammte wieder auf. »Ist das deine ganze Antwort?« explodierte ich.
»Auf meine ungehobelte Art wollte ich dich vorhin beleidigen.« Er wirkte nicht einmal gekränkt, als er aufstand, zurück zum Tisch ging und wieder diesen unwiderstehlichen, kleinen Hammer zur Hand nahm. »Warum erzählst du mir denn nicht, wer ich bin?« bedrängte ich ihn. »Sag mir meinen Namen, wenn du schon soviel weißt.«
»Einen Moment, bitte«, antwortete er höflich. »Ich muß noch viele kleine Rüstungen für einen besonderen Sammler fertigen, der solche Dinge schätzt.« Er hielt ein Silberstück hoch, das wie ein S geformt war. »Vielleicht werden diese kleinen Stücke an jedem Ende ein Loch haben, und wenn sie dann mit winzigen Bolzen miteinander verbunden sind, wird das Kettenhemd geschmeidig fallen und seinem Träger viel Bewegungsfreiheit geben – ganz im Gegensatz zu den späteren Rüstungen.«
»Aber bist du denn nicht ein Tatterton? Gehört dir denn nicht diese Firma? Warum solltest du deine Energie mit etwas vergeuden, das auch andere erledigen können?«
»Du willst so viel wissen! Aber ich werde diese Frage ausreichend beantworten, weil schon so viele andere dasselbe gefragt haben. Ich arbeite gern mit meinen Händen und habe nichts Besseres zu tun.«
Warum benahm ich mich nur so häßlich ihm gegenüber? Er glich einer Phantasiefigur, die ich vor langer Zeit erfunden hatte. Und hier war sie nun leibhaftig, wartete darauf, von mir entdeckt zu werden. Und jetzt, da ich sie hatte, tat ich alles, damit er mich nicht ausstehen konnte.
Im Gegensatz zu Logan, der stark und selbstbewußt wie der Felsen von Gibraltar erschien, wirkte Troy sehr verletzlich, genau wie ich. Mit keinem Wort hatte er mein häßliches Benehmen getadelt, aber trotzdem
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