Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
zurückweisen, wenn du wüßtest, daß ich aus solch erbärmlichen armen Verhältnissen stamme.«
    Sein rascher, kalter Zorn überraschte mich und machte mir sofort klar, daß dieser Mann kein zweiter Cal Dennison war, den man ohne weiteres zum Narren halten konnte.
    Rasch erzählte ich weiter, ohne Rücksicht auf den Eindruck, den ich jetzt machte: »Was glaubst du, wie ich mich fühlte, als ich hörte, daß du und Jillian mich nur zu Besuch erwarteten? Pa hatte mir erzählt, meine Großeltern wären ganz versessen darauf, daß ich bei ihnen lebe. Und dann muß ich erfahren, daß dies nur als Besuch gedacht ist! Ich habe nichts, wohin ich jetzt gehen könnte. Es gibt keinen Menschen, der mich möchte, niemanden! Also versuchte ich herauszufinden, warum Pa so gelogen hatte. Ich dachte, du würdest dich vielleicht eher um mein Befinden sorgen, wenn du glaubtest, ich würde noch immer um meine eigene Mutter trauern. Und irgendwie trauere ich ja noch immer um sie. Immer habe ich darunter gelitten, daß ich sie nicht kannte. Ich wollte nichts tun oder sagen, was deine Absicht, mich hier zu behalten, ändern könnte – und sei es auch nur für kurze Zeit. Bitte, Tony, schick mich nicht zurück! Laß mich hierbleiben! Ich habe kein anderes Zuhause als das hier. Mein Vater leidet schwer an irgendeiner schrecklichen Nervenkrankheit, die ihn bald töten wird, und er wollte mich mit der Familie meiner Mutter zusammenbringen, bevor er das Zeitliche segnen würde.« Scharf und durchdringend ruhte sein Blick auf mir, er war tief in Gedanken gesunken. Voller Angst, mein Gesicht würde meine Lügen verraten, versteckte ich mich innerlich. Mein ganzer Stolz lag auf den Knien, jederzeit bereit, zu bitten, zu weinen und sich völlig zu demütigen. Ich fing an, am ganzen Körper zu zittern.
    »Diese Nervenkrankheit, die dein Vater hat, wie nennen seine Ärzte sie?«
    Was wußte ich schon von Nervenkrankheiten? Nichts! Meine Gedanken rasten panisch, bis mir etwas einfiel, das ich damals in Candlewick irgendwann im Fernsehen gesehen hatte, ein trauriger Film. »Ein berühmter Baseballspieler ist einmal daran gestorben. Ich kann den Namen dieser speziellen Nervenkrankheit nur schwer formulieren.« Ich versuchte, nicht allzu vage zu klingen. »Es ist so etwas Ähnliches wie Paralyse, und es endet tödlich…«
    Seine blauen Augen hatten sich jetzt argwöhnisch verengt. »Er klang aber ganz und gar nicht krank. Seine Stimme war sogar ganz kräftig.«
    »Alle Bergbewohner haben kräftige Stimmen. Man muß sich eben Gehör verschaffen, wenn keiner was dabei findet, dazwischenzureden.«
    »Wer kümmert sich eigentlich jetzt um ihn, denn deine Granny ist doch tot, und du sagtest doch, glaube ich, dein Großvater wäre senil?«
    »Großvater ist nicht senil!« brauste ich auf. »Er hätte nur so gerne, daß Granny noch am Leben wäre. Das ist nicht verrückt, sondern lebensnotwendig für jemanden wie ihn.«
    »Wenn jemand so tut, als ob die Toten noch am Leben wären, und sich mit ihnen unterhält, würde ich das ziemlich senil nennen«, antwortete er ohne jede Emotion. »Außerdem habe ich bemerkt, daß du deinen Vater manchmal Daddy und dann wieder Pa nennst, warum das?«
    »Daddy, wenn ich ihn mag«, flüsterte ich, »und Pa, wenn nicht.«
    »Aha.« Er sah mich mit etwas mehr Interesse an.
    Meine Stimme klang klagend, als ob ich Fannys Art, eine Rolle zu spielen, angenommen hätte: »Mein Vater hat mir immer wegen des Todes meiner Mutter Vorwürfe gemacht, und als Ergebnis habe ich mich in seiner Nähe nicht wohl gefühlt und umgekehrt. Trotzdem wäre er froh, man würde sich wegen meiner Mutter um mich kümmern. Und Pa findet immer irgendeine verliebte Frau, die sich um seine Bedürfnisse kümmert, bis er diese Welt verläßt.«
    Langes Schweigen folgte, während er über meine Worte nachdachte und sie offensichtlich von allen Seiten betrachtete. »Ein Mann, der sogar im Sterben die Gefühle einer Frau bewegen kann, kann nicht ganz schlecht sein, nicht wahr, Heaven? Ich wüßte nicht, ob es jemanden gäbe, der für mich dasselbe tun würde.«
    »Jillian!« rief ich hastig.
    »Ja, natürlich, Jillian.« Abwesend sah er mich an, bis ich mich wand und mir heiß wurde. Er war dabei, mich abzuschätzen und zu beurteilen, meine positiven und negativen Seiten abzuwiegen. Das schien für immer und ewig so weitergehen zu wollen, sogar als er eine kleine Handbewegung machte und Curtis aus dem Nichts auftauchte, um den Tisch abzuräumen und wieder zu

Weitere Kostenlose Bücher