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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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College zu schicken, auszuschlagen. Mein ganzes Innerstes konzentrierte sich auf den wunderbaren Tag, an dem ich meine Abschlußurkunde bekommen würde –plötzlich erschien mir das als das einzig Erstrebenswerte.
    Ich stand auf und versuchte mit einer Stimme zu sprechen, die nicht zitterte. »Mr. Tatterton, mein ganzes Leben wußte ich, daß meine Zukunft hier in Boston liegen würde, wo ich die besten Schulen besuchen und mich auf ein besseres Leben vorbereiten könnte als das, was meine Mutter in den Bergen von West Virginia vorfand. Mehr als alles andere möchte ich einen High-School-Abschluß, um dann an eines der besten Colleges zu gehen. So werde ich stolz auf mich selbst sein können. Ich habe es so bitter nötig, stolz auf mich selbst zu sein, denn eines Tages möchte ich nach Winnerow zurück und jedem, der mich als armen Teufel kannte, zeigen, was aus mir geworden ist. Aber meine Ehre und mein anständiges Wesen werde ich nicht opfern, um irgend etwas davon zu erreichen.«
    Er lächelte, als ob er es für absurd hielt, daß gerade ich Ehre und Anständigkeit erwähnte. »Ich freue mich zu hören, daß du beides in deine Überlegungen einbezogen hast, obwohl ich bereits aus deinen Augen deine Zustimmung lesen konnte. Trotzdem erwartest du ziemlich viel von mir. Ich hingegen erwarte nur Gehorsam von dir.«
    »Für mich hat es den Eindruck, als ob ein großer Teil unter der Oberfläche deiner Forderungen läge.«
    »Ja, vielleicht«, stimmte er mit einem wohlgefälligen Lächeln zu. »Du siehst, meine Frau und ich sind in unseren Kreisen einflußreich, und wir wünschen, daß nichts unseren guten Ruf stört. Mitglieder deiner Familie könnten hier auftauchen und peinlich wirken. Ich merke, daß zwischen dir und deinem Vater keine Zuneigung besteht, aber trotzdem beschützt du ihn und deinen Großvater. Von allem, was ich bisher von dir weiß, paßt du dich rasch an. Ich vermute, auf längere Sicht wirst du mehr ein Bostoner sein als ich, und ich bin hier geboren. Aber ich dulde nicht, daß Hillbilly-Verwandte von dir auftauchen, nie, und auch keine deiner früheren Freunde aus West Virginia.«
    Das war zuviel verlangt! Ich hatte geplant, ihm später einmal die ganze Wahrheit zu sagen. Ich wollte ihm erzählen, daß Pa in diesem schrecklichen Herbst, in dem Sarah ein totes, mißgebildetes Baby geboren hatte, an Syphilis erkrankt war. Daß Granny gestorben war und Sarah fortging und ihre vier Kinder und mich in der Berghütte zurückließ. Daß wir uns dann so gut es ging durchschlugen. Und dann dieser grauenvolle Winter, in dem er uns verkaufte, alle fünf, für fünfhundert Dollar das Stück! Verkauft an Leute, die uns mißbrauchten! Und nie sollte ich je Tom hierher zu Besuch einladen, oder Fanny, geschweige denn Keith und Unsere-Jane? – Wenn ich die beiden gefunden hätte…
    »Jawohl, Heaven Leigh, ich wünsche, daß du deine familiären Verbindungen kappst, die Casteels vergißt und eine Tatterton wirst, wie deine Mutter es hätte tun sollen. Sie hat uns verlassen, hat nur einmal geschrieben, ein einziges Mal! Hat irgend jemand dort unten je erwähnt, warum sie nicht nach Hause schrieb?«
    Meine Nerven vibrierten. Er wußte mehr als Granny oder Großvater, sogar mehr als Pa! »Wie sollten sie es wissen, außer sie hat es ihnen erzählt?« fragte ich mit ziemlichen Groll. »Soweit ich hörte, hat sie nie über ihr Zuhause gesprochen, außer, daß sie aus Boston komme und nie zurückgehen würde. Meine Granny vermutete, sie sei reich, weil sie so hübsche Kleider und eine kleine samtene Schmuckschatulle mitgebracht hatte und weil ihr Benehmen so vornehm war.« Aber aus irgendeinem Grund verlor ich kein Wort über die Brautpuppe mit ihrem Porträt, die sie auf dem Grund ihres einzigen Koffers versteckt hielt.
    »Erzählte sie deinem Vater, daß sie nie zurückkehren würde?« fragte er mit dieser merkwürdig gepreßten Stimme, die bewies, daß er innerlich berührt war. »Wem hat sie noch davon erzählt?« – »Keine Ahnung. Granny wünschte, sie würde dahin zurückgehen, woher sie kam, bevor die Berge sie töten würden.«
    »Die Berge haben sie getötet?« fragte er, beugte sich vorwärts und fixierte mich. »Ich hatte angenommen, daß sie mangelnde ärztliche Hilfe das Leben kostete.«
    Meine Stimme nahm einen Tonfall an, der mich an Granny erinnerte, wurde so geisterhaft, wie sie mir zu erzählen pflegte.
    »Die Leute sagen, keiner könne glücklich in den Bergen leben, außer er sei dort geboren

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