Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
und seinen starren Blick verengte.
»Ja!«
»Dann wirst du das Labyrinth nie mehr betreten oder Gelegenheit suchen, meinen jüngeren Bruder Troy zu besuchen.«
Mir stockte der Atem. »Woher wußtest du das?«
Seine Lippen kräuselten sich. »Nun, kleines Mädchen, er hat es mir erzählt. Er war sehr begeistert von dir und der Art, wie du deiner Mutter ähnlich siehst – soweit er sich daran erinnern kann.«
»Warum möchtest du nicht, daß ich ihn sehe?«
Stirnrunzelnd schüttelte er den Kopf. »Troy hat seine eigenen Leiden, die vielleicht genauso tödlich sein könnten wie die Krankheit deines Vaters. Ich möchte nicht, daß du dich damit ansteckst.«
»Ich verstehe nicht«, antwortete ich hilflos und tief verstört über die Nachricht, er könnte krank sein… und sterben.
»Natürlich verstehst du nichts, niemand versteht Troy! Hast du je einen besser aussehenden jungen Mann gesehen? Nein, natürlich nicht! Wirkt er nicht bemerkenswert gesund? Ja, selbstverständlich. Trotzdem wiegt er zu wenig. Seit dem Tag seiner Geburt – ich war damals siebzehn – hat er nur so zwischen gesund und krank sein geschwankt. Dir zuliebe tu jetzt, was ich dir sage, und laß Troy in Ruhe. Du kannst ihn nicht retten. Niemand kann es.«
»Was heißt das, ich kann ihn nicht retten? Wovor?«
»Vor sich selbst«, antwortete er kurz angebunden und winkte mit der Hand, um das Thema fallenzulassen. »Nun gut, Heaven, setz dich hin und laß uns zum Geschäftlichen kommen. Ich werde dir hier ein Zuhause verschaffen und dich wie eine Prinzessin ausstaffieren. Ich werde dich auf die absolut besten Schulen schicken. Und für alles, was ich für dich tue, brauchst du nur eine Kleinigkeit für mich zu tun. Erstens, wie ich schon sagte, wirst du deiner Großmutter nie erzählen, was dir Kummer macht. Zweitens wirst du Troy nicht heimlich sehen. Drittens wirst du nie mehr deinen Vater erwähnen, weder namentlich noch in der Umschreibung. Viertens wirst du alles tun, um deine Herkunft zu vergessen, und dich nur darauf konzentrieren, an dir zu arbeiten. Und fünftens wirst du mir für all das Geld, das ich in dich investiere, und auch zu deinem eigenen Nutzen, das Recht einräumen, alle wichtigen Entscheidungen in deinem Leben zu treffen. Einverstanden?«
»Welche… welche wichtigen Entscheidungen?«
»Einverstanden oder nicht?«
»Aber…«
»Gut, nicht einverstanden. Du möchtest diskutieren. Mache dich darauf gefaßt, nach Neujahr abzureisen.«
»Aber ich habe keinen Platz, wohin ich gehen könnte!« schrie ich bestürzt auf.
»Du kannst dir die beiden nächsten Monate eine schöne Zeit machen, und dann werden wir uns trennen. Aber glaube ja nicht, daß du bis zum Zeitpunkt deiner Abreise deine Großmutter so überzeugt haben wirst, daß sie dir genug Geld geben wird, um dich durchs College zu bringen. Sie kontrolliert das Geld, das Cleave ihr vererbt hat, nicht selbst – ich verwalte es. Sie hat alles, was sie will, darauf achte ich, aber in Geldsachen ist sie eine Närrin.«
Ich konnte nicht etwas so Entscheidendem zustimmen, nämlich daß er für mich die Wahl traf, ich konnte es einfach nicht! »Deine Mutter wollte ein besonderes Mädcheninternat besuchen, das beste in dieser Gegend. Alle reichen Mädchen wollen unbedingt dorthin, in der Hoffnung, den richtigen jungen Mann für eine spätere Heirat zu finden. Ich nehme an, auch du wirst dort deinem ›Mr. Richtig‹ begegnen.«
Schon viel früher hatte ich meinen Mr. Richtig getroffen, Logan Stonewall. Früher oder später würde mich Logan zurückholen und mir verzeihen. Er würde erkennen, daß ich durch die Umstände gezwungen worden war…
So wie auch Keith und Unsere-Jane Opfer der Umstände waren.
Ich biß mir auf die Unterlippe. Das Leben bot mir sehr wenige Chancen, wie er sie mir schilderte. Hier in diesem großen Haus, mit seiner Arbeit in der Stadt, die ihn oft außer Haus bringen würde, würden wir uns nur selten sehen. Und Troy Tatterton brauchte ich nicht in meinem Leben, nicht wenn ich eines nicht allzu fernen Tages Logan wiedersehen würde.
»Ich werde bleiben. Ich stimme deinen Bedingungen zu.«
Zum ersten Mal lächelte er mich wirklich herzlich an. »Gut, ich wußte, du würdest die richtige Wahl treffen. Deine Mutter entschied sich falsch, indem sie weglief. Jetzt, um etwas, das dich verblüffen könnte, einfacher zu machen und damit du nicht herumschnüffeln mußt: Jillian ist sechzig und ich bin vierzig.«
Jillian war sechzig!
Und Granny war
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