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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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und aufgewachsen. Es gibt Töne in den Bergen, die niemand erklären kann, wie Wölfe, die den Mond anheulen. Dabei sagen die Wissenschaftler, daß der graue Wolf schon vor langer Zeit aus unserer Gegend verschwunden ist. Trotzdem können wir alle ihn hören. Wir haben Bären, Luchse und Berglöwen, und unsere Jäger kommen mit Geschichten zurück, daß sie Beweise für die Existenz grauer Wölfe in unseren Bergen gesehen hätten. Es ist egal, ob wir die Wölfe sehen oder nicht, wenn der Wind ihr Heulen mitbringt, um uns nachts aufzuwecken. Wir haben jede Art von Aberglauben, den ich nicht zu beachten versuchte. Alberne Dinge, wie z. B. daß man sich dreimal im Kreis drehen muß, wenn man sein Haus betritt, damit die bösen Geister einem nicht hineinfolgen. Immer noch werden Freunde, die in unseren Bergen leben wollen, schnell krank und manchmal erholen sie sich nie. Manchmal fehlt ihnen nichts, und trotzdem werden sie immer stiller, verlieren den Appetit, magern ab und dann kommt der Tod.«
    Er preßte seinen Lippen so stark zusammen, daß sich ringsum eine weiße Linie bildete. »Die Berge? Liegt denn Winnerow in den Bergen?«
    »Nein, Winnerow liegt im Tal. Die Leute in den Bergen sagen ›Loch‹ dazu. Mein ganzes Leben versuchte ich, nicht so wie sie zu sprechen. Aber das Tal ist nichts anderes als die Berggegend. Die Zeit steht still dort, auf den Bergen, in den Tälern; aber nicht so wie für Jillian. Die Leute altern rasch, zu rasch. Meine Granny besaß ja auch nie eine Puderquaste, geschweige denn Nagellack.«
    »Genug davon«, sagte er ziemlich ungeduldig. »Ich habe genug gehört. Warum um alles in der Welt möchte ein kluges Mädchen wie du dorthin zurückgehen?«
    »Ich habe meine Gründe«, entgegnete ich störrisch und hob den Kopf, weil ich Tränen in meine Augen steigen fühlte. Ich konnte ihm nicht erzählen, warum ich den Namen Casteel aufwerten und ihm etwas geben wollte, das er nie vorher besessen hatte – Ansehen. Für meine Granny würde ich es tun, für sie. So stand ich da und er saß. Für eine ewig lange Zeit saß er da, seine eleganten, gut gepflegten Hände unter dem Kinn gefaltet, und sprach kein Wort. Dann ließ er die Hände sinken und trommelte gedankenlos auf das frische weiße Taschentuch und auch auf meine Nerven. »Ich habe Ehrlichkeit immer bewundert«, sagte er schließlich und seine blauen Augen wirkten ruhig und undurchschaubar. »Ehrlichkeit ist immer die beste Taktik, wenn man nicht sicher ist, ob eine Lüge helfen oder schaden würde. Am Schluß bringt man seine Sache durch, und wenn nicht, bleibt einem immer noch das Gefühl der eigenen Rechtschaffenheit.« Klug und amüsiert lächelte er mich an. »Drei Jahre nachdem deine Mutter hier fortgelaufen war, beauftragte ich eine Detektivagentur, sie zu finden. Und diese verfolgte ihre Spur bis nach Winnerow. Man sagte ihnen, sie würde außerhalb der Stadtgrenze wohnen und daß Geburten oder Todesfälle auf dem Land oft nicht in die Register kämen. Aber viele Einwohner von Winnerow erinnerten sich an ein hübsches junges Mädchen, das Luke Casteel geheiratet hatte. Mein Detektiv versuchte sogar ihr Grab zu finden, um ihren Todestag zu erfahren, aber fand nie ein Grab mit ihrem Namen auf dem Grabstein… aber schon lange zuvor wußte ich, sie würde nie zurückkommen. Sie hat ihr Wort gehalten…«
    Sah ich da Tränen in seinen Augen? Hatte er sie auf seine Art geliebt?
    »Kannst du ehrlich behaupten, daß sie deinen Vater geliebt hat? Hat er sie auch auf seine Art geliebt?«
    Was wußte ich schon über ihre Gefühle, außer was ich immer gehörte hatte? Ja, sie hatte ihn geliebt, hatte Granny erzählt – weil er sich ihr nie von seiner grausamen, häßlichen Seite gezeigt hatte! »Hör auf, mich nach ihr zu fragen!« schrie ich, bis zum Zusammenbruch gereizt. »Mein ganzes langes Leben lang wurde der Vorwurf für ihren Tod mir aufgebürdet. Und ich denke, jetzt willst du auch noch etwas anderes dazu tun! Gib mir meine Chance, Tony Tatterton! Ich will gehorchen, werde hart lernen, und ich werde alles versuchen, daß du stolz auf mich bist!«
    Was hörte er nur in meiner Stimme, daß er den Kopf in seine Hände vergrub? Ich wollte, daß er Pa genauso wie ich dafür haßte, weil er sie getötet hatte. Ich wollte, daß er sich mit mir zu einer gemeinsamen Racheaktion verbündete. Und mit dieser Erwartung saß ich zitternd vor ihm.
    »Du schwörst, dich gehorsam an meine Anordnungen zu halten?« fragte er, wobei er kurz aufsah

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