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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Bei unserem Eintritt wird dich jedes Mädchen dort mustern und sich seine Meinung bilden. Halte also deinen Kopf hoch. Gib ihnen nicht den leisesten Verdacht, daß du dich verletzlich, unpassend oder eingeschüchtert fühlst. Die Familie VanVoreen kann man bis zu Plymouth Rock zurückverfolgen.«
    Inzwischen wußte ich, VanVoreen war ein holländischer Name, alteingesessen und achtbar… aber ich selbst war ja nie eine richtige VanVoreen gewesen, sondern nur eine lausige Casteel aus West-Virginia. Mein Hintergrund schleppte sich hinter mir her, warf lange Schatten und verdüsterte meine Zukunft. Nur einen einzigen Fehler mußte ich machen und schon würden mich diese Mädchen mit ihrem »richtigen« Hintergrund als die verachten, die ich wirklich war. Alles, wobei ich mich je unpassend gefühlt hatte, fing an, mir auf der Haut zu prickeln, mir das Blut heiß werden zu lassen. Ich fühlte mich so ängstlich, daß ich schwitzte. Ich hatte viel zu viel an, ganze Lagen von neuer Kleidung: Eine Bluse mit einem Kaschmirpullover, einen Wollrock und über allem einen Kaschmirmantel für tausend Dollar! Meine Haare waren frisch frisiert und kürzer, als ich sie je getragen hatte. Die Spiegel hatten mir am Morgen mein hübsches Aussehen bestätigt – warum also zitterte ich?
    Die Gesichter an den Fenstern, das mußten sie sein! Alle diese Augen, die mich anstarrten und die Neue an ihrem ersten Tag beobachteten.
    Tony gab mir Vertrauen, sein Lächeln die Energie, die Stufen hinaufzugehen, als ob ich mein Leben lang exklusive Privatschulen besucht hätte. Endlich drinnen im Haupthaus, sah ich mich zitternd um. Ich hatte so was wie eine schicke Hotelhalle erwartet, aber was ich sah, wirkte eher schlicht. Es war sehr sauber, mit auf Hochglanz polierten Parkettböden. Die Wände waren cremeweiß, die geschnitzten Paneele dunkel marmoriert. Farne und andere Topfpflanzen standen an einigen Stellen auf Tischen und neben Stühlen mit hohen Lehnen, die ziemlich hart aussahen, verteilt, um die weißen Wände aufzulockern. Aus der Eingangshalle sah ich ein Besucherzimmer, das ein bißchen gemütlicher wirkte. Es hatte einen offenen Kamin und sorgfältig arrangierte Sofas und Stühle mit Chintzbezügen.
    Tony brachte mich rasch zum Büro der Schulleiterin, einer stämmigen, leutseligen Frau, die uns beide mit einem breiten, warmen Lächeln begrüßte. »Willkommen in Winterhaven, Miss Casteel. Es ist eine große Ehre und Auszeichnung, daß die Enkelin von Cleave VanVoreen unsere Schule besucht.« Verschwörerisch blinzelte sie Tony zu. »Keine Angst, meine Liebe, ich werde Ihre Identität geheimhalten und keiner Menschenseele erzählen, wer Sie wirklich sind. Ich muß nur betonen, daß Ihr Großvater ein ausgezeichneter Mann war, ein Geschenk für alle von uns, die ihn kannten.« Sie nahm mich kurz in ihre mütterlichen Arme, hielt mich dann vor sich und musterte mich. »Ich traf Ihre Mutter ein einziges Mal, als Mr. VanVoreen sie hierher zur Einschreibung brachte. Ich bedaure sehr, daß sie nicht mehr unter uns weilt.«
    »Jetzt zum nächsten Punkt«, drängte Tony mit einem Blick auf seine Uhr. »In einer halben Stunde habe ich eine Verabredung, und ich möchte Heaven noch in ihr Zimmer begleiten.«
    Es war ein gutes Gefühl, ihn neben mir zu haben, während wir die steile Treppe hinaufgingen. Ein dunkelgrüner Teppichläufer dämpfte unsere Schritte. Die ernsten, tadelnden Porträts früherer Lehrer säumten die Wand und lenkten ab und zu meine Augen dorthin. Wie kalt sie alle dreinsahen, wie puritanisch… und wie lebendig ihre Augen wirkten, als ob sie sogar jetzt noch alles Schlechte bei jedem Vorübergehenden sehen konnten.
    Neben und um uns her war das leise, unterdrückte Gekicher vieler Mädchen zu hören. Und trotzdem konnte ich keine entdecken, sooft ich mich umsah. »Hier sind wir!« rief Helen Mallory fröhlich und stieß die Tür zu einem hübschen Zimmer auf. »Das beste Zimmer in der Schule, Miss Casteel, von Ihrem ›Onkel‹ für Sie ausgewählt. Ich möchte, daß Sie wissen, daß sich nur sehr wenige unserer Studenten ein eigenes Zimmer leisten können oder sogar wollen. Aber Mr. Tatterton bestand darauf. Die meisten Eltern glauben, junge Mädchen möchten von ihren Altersgenossinnen gar nicht getrennt sein, aber Sie offensichtlich schon.«
    Tony betrat das Zimmer, ging überall herum, öffnete Kommodenschubläden, prüfte den großen Schrank und setzte sich auf beide Sessel. Erst dann nahm er auf dem Schreibtisch

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