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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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einzelne kleine Blatt endlich in seinen Umschlag schob. Mit seiner ganzen Energie und seiner zuverlässigen Art könnte mich Logan vor so vielem retten, wenn er nur wollte und wenn ihm noch genug daran lag.
    Gleich am Tag darauf hatte ich eine Chance, meinen Brief aufzugeben. Tony erzählte ich, ich müßte auf die Toilette, und dann rannte ich zum Seiteneingang des Geschäfts hinaus, um meinen Brief in einen Briefkasten zu stecken. Endlich –erleichtert seufzte ich auf. Ich hatte endlich Kontakt zu meiner Vergangenheit aufgenommen, zu meiner verbotenen Vergangenheit.
    Und dann wieder zurück nach Farthy, das allmählich wie ein Zuhause wirkte. Denn jetzt besaß ich Dinge, die mir selbst gehörten. Früh am Morgen stand ich auf, um mit Tony im Hallenbad zu schwimmen. Nach dem Abtrocknen und Kleiderwechseln frühstückte ich mit ihm. An Curtis, den Butler, hatte ich mich bereits zu gewöhnen begonnen, und so konnte ich seine Anwesenheit schon fast so gut wie Tony ignorieren – außer ich brauchte etwas. Von Jillian sah ich wenig. Sie vergeudete den halben Tag in ihrem Zimmer, bevor sie – atemberaubend hübsch – herauseilte, auf dem Weg zu ihrem Friseur oder irgendeiner Lunch-Party. (Ich hoffte nur, daß sie dort Gehaltvolleres als kleine Sandwiches mit Champagner aß.)
    Und Tony, er fuhr kurz nach dem Frühstück nach Boston, um seinen Pflichten in der Tatterton Toy Corporation nachzugehen. Manchmal rief er aus seinem Stadtbüro an, um mich zum Mittagessen in ein elegantes Restaurant einzuladen, wo ich mich wie eine Prinzessin fühlte. Ich liebte es, wenn sich die Leute nach uns umdrehten, als ob wir Vater und Tochter wären. O Pa, wenn du nur die Hälfte der Manieren besessen hättest, die Tony wie seine zweite Natur zur Schau stellte.
    Dann kamen die harten Tage, die überraschenden Tage, an denen ich früh am Morgen mit Tony wegfahren mußte. Auf seinem Weg zur Arbeit ließ er mich vor einem riesigen, einschüchternden Bürohaus heraus. Dort mußte ich mich Prüfungen unterziehen, die ich bestehen mußte, um überhaupt für Winterhaven zugelassen zu werden. »Die ersten Prüfungen werden dich nach Winterhaven bringen«, erklärte Tony, »die anderen werden herausfinden, ob du für die besten Universitäten qualifiziert bist. Ich erwarte, daß du hohe Wertungen erreichst und nicht nur durchschnittliche.«
    Eines Abends saß ich in Jillians Zimmer und beobachtete sie beim Schminken. Ich wünschte, mit ihr wie mit einer Mutter oder sogar mit einer Großmutter reden zu können, aber in dem Moment, wo ich den komplizierten Test erwähnte, den ich an diesem Tag geschrieben hatte, wedelte sie ungeduldig mit der rechten Hand. »Um Gottes willen, Heaven, langweile mich nicht mit Schulgeschichten! Ich konnte Schule nicht ausstehen, aber für Leigh war es das einzige, worüber sie sich unterhalten konnte. Ich kapiere auch den Unterschied nicht, wo doch hübsche Mädchen wie du so reißend Absatz finden, daß sie nur selten ihr Gehirn wirklich benötigen werden.«
    Schockiert weiteten sich meine Augen bei ihren Worten – in welchem Jahrhundert lebte Jillian eigentlich? In den meisten Ehen arbeiteten heutzutage beide Partner. Daraufhin sah ich Jillian mit anderen Augen an. Ich vermutete, sie war immer überzeugt gewesen, ihr gutes Aussehen würde ihr ein Vermögen verschaffen – und so war es auch. »In Zukunft, Heaven, sobald du endlich diese scheußliche Schule betrittst, versuche nie irgendwelche Freunde von dort nach Hause zu bringen – oder wenn das unbedingt sein muß, bitte warne mich wenigstens drei Tage im voraus, damit ich für meine Person andere Pläne machen kann.«
    Schweigend, verblüfft und tief verletzt saß ich da. »Du wirst mich nie ein Teil deines Lebens werden lassen, oder?« fragte ich mit kläglicher, leiser Stimme. »Als ich noch in den Willies lebte, dachte ich, wenn ich dich, die Mutter meiner Mutter, endlich treffen würde, daß du mich dann mögen, mich brauchen würdest und daß du uns eine liebevoll verbundene Familie schenken würdest.«
    Wie kurios sie mich ansah, fast wie ein Zirkusmonster.
    »Liebevoll verbundene Familie? Wovon sprichst du? Ich hatte zwei Schwestern und einen Bruder, und wir kamen nicht miteinander aus. Alles, was wir taten, war streiten, zanken und Gründe für unseren gegenseitigen Haß zu finden. Hast du denn vergessen, was deine Mutter mir antat? Ich habe nicht vor, dir zu gestatten, einen Zugang zu meinen Gefühlen zu gewinnen, so daß ich wieder verletzt sein

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