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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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gleiten lassen, verharrten seine Hände kurze Zeit auf mir. Er stand hinter mir, so daß ich seine Miene nicht lesen konnte. Als ich mich umdrehte, lächelte er, bevor er nach meiner Hand griff und mich zu einer Tür in seiner Küche führte. Diese ging zu einer tiefen, hölzernen Treppe, die uns beide in den feuchtkalten, riesigen Keller brachte. Und dann zeigte mir Troy die grüne Tür mit dem Torbogen. »Ich werde dich zum Haus begleiten«, meinte er, ging voran und hielt noch immer meine Hand. »Als kleiner Junge haben mich diese unterirdischen Tunnel immer erschreckt. Jedes Mal, wenn der Tunnel abbog, wartete ich auf Monster oder Geister, eben irgend etwas, was ich nicht sehen wollte.«
    Sogar jetzt noch, als er voranging und mir mit seiner warmen Hand Sicherheit gab, verstand ich genau, was er meinte. Es erinnerte mich an einen Kohleschacht, den Tom und ich einmal trotz der Schilder »Gefahr! Betreten verboten!« betreten hatten.
    Troy ließ meine Hand erst los, als wir am Ende des kalten Tunnels zu einer schmalen, hohen Treppe gekommen waren, die nach oben führte. »Du wirst im rückwärtigen Teil der Küche herauskommen«, flüsterte er. »Hör dich sorgfältig um, ehe du die Tür ganz oben öffnest. Denn Rye Whiskey arbeitet oft noch sehr spät.« Dann streichelte er meine Wange und fragte: »Wie wirst du’s Tony erklären?«
    »Keine Bange, ich bin eine gute Lügnerin, erinnerst du dich?« Und mit diesen Worten warf ich ihm meine Arme um den Nacken, aber ich küßte ihn nicht, ich preßte nur meine kalte Wange an seine. »Ohne dich wüßte ich nicht, was ich tun sollte.«
    Einen kurzen, erregenden Augenblick lang drückte er mich fest an sich. »Denke nur die ganze Zeit daran, daß du Logan liebst und nicht mich.«
    Ich rannte die Stufen hinauf, und den ganzen Weg tat es weh, weil er es für so wichtig gehalten hatte, mich zu warnen, Distanz zu bewahren. Was war bloß falsch an mir? Ich brauchte jemanden wie Troy, brauchte verzweifelt seine Sensibilität und sein Verständnis. Es gab Zeiten, an denen ich Tony in Erwägung zog, aber dann zwang ich mich rasch, seinen Charme und sein gutes Aussehen zu vergessen. Er war zu beherrschend, wie Pa.
    Als ich den rückwärtigen Teil der riesigen Küche von Farthinggale Manor betrat, fing ich zu schnuppern an. Sogar zu dieser nächtlichen Stunde war Rye Whiskey da und bereitete das Essen vor, das am nächsten Tag serviert werden sollte. Er sang im Takt seiner Nudelrolle und der junge Schwarze, den er ausbildete, schlug hinter ihm mit Löffeln den Rhythmus. Auf Zehenspitzen schlich ich hinter die Küchentür und beschleunigte erst dort meine Schritte. Eine Stunde später lag ich in meinem Bett, starrte zum Fenster hinaus und lauschte dem Wind und meinem eigenen Herzschlag.

 
    9. K APITEL
     
    F EIERTAGE – EINSAME T AGE
     
     
     
    Bereits eine Woche vorher begannen die außergewöhnlichen Vorbereitungen für Thanksgiving. Zwischen Freitag und Montag hatte ich eine Woche lang Ferien. Oben, wo Jillian und Tony fürstlich residierten, schien alles ganz normal, aber drunten in der Küche trudelte allmählich ein solcher Berg von Lebensmitteln ein, daß mir vor Erstaunen fast die Luft wegblieb.
    Frische Kürbisse, und gleich drei Stück, hatte man doch nur sechs Gäste zum Essen eingeladen! Aber mit Jillian und Tony, mit Troy und mir waren’s zehn. Endlich, endlich schloß man Troy als gültiges Familienmitglied ein!
    Thanksgiving brach an, strahlend, sonnig und eiskalt. Ich war so begeistert, daß Troy kam, daß ich mich alle Augenblicke beim Singen ertappte. Ich trug ein ganz besonderes, weinrotes Samtkleid, das Tony ausgesucht hatte. Es schmeichelte mir so sehr, daß ich alle paar Minuten in den Spiegel schaute, um mich selbst zu bewundern.
    Troy kam als erster Gast, und ich rannte, um ihm anstelle von Curtis die Tür aufzumachen. Schließlich hatte ich intensiv das Labyrinth beobachtet. »Guten Tag, Mr. Tatterton, was für ein Vergnügen, Sie nach so langer Zeit als Gast an unserem Tisch begrüßen zu dürfen.«
    Er starrte mich an, als ob er mich nie vorher gesehen hätte. Machte ein Kleid so viel aus? »Ich habe dich noch nie so hübsch wie in dieser Minute gesehen«, meinte er, während ich ihm seinen Mantel ausziehen half. Hinten in der großen Eingangshalle blickte Curtis ziemlich sarkastisch in unsere Richtung, aber was kümmerte das mich. Er war nur eine anwesende Figur, die höchst selten sprach.
    Sorgfältig hängte ich seinen Mantel in einen Schrank

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