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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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nachspionieren dürfen, welche Farbe ich bei unserer Einladung tragen würde.«
    »Ich gehe und ziehe mich auf der Stelle um!« bot ich an und, obwohl ich dieses Kleid wirklich mochte, war ich drauf und dran, aufzuspringen, um mich so schnell wie möglich umzuziehen.
    »Setz dich hin, Heaven«, befahl Tony. »Jillian wird wieder lächerlich. Dein Kleid ist nicht bestickt oder auch nur annähernd so üppig wie das von meiner Frau. Ich mag das Kleid an dir und wünsche, daß du es trägst.«
    Es wurde ein seltsames Thanksgiving-Essen. Zuerst mußte Jillians Mutter hereingetragen und ans Ende der Tafel gesetzt werden (auf den Platz der Gastgeberin, da Tonys Stuhl zu nahe an der Wand stand). Und als Jana einmal in die Rolle der Gastgeberin geschlüpft war, gab sie den Ton an und sonst niemand. Meine Urgroßmutter war grob, dominant und völlig ehrlich. Es amüsierte mich, daß Tony und Troy sie offensichtlich mochten. Trotzdem war es ein ermüdendes Mahl, ein erschöpfender Abend, an dem ich mit tausend Fragen geplagt wurde, die ich nur mit Lügen beantworten konnte. Auf Janas Frage, wie lange ich denn in Farthinggale Manor bleiben würde, wußte ich keine Antwort. Hoffnungsvoll sah ich zu Tony und bemerkte neben ihm Jillians versteinerte Miene. Auf halbem Weg zum Mund hielt sie ihre Gabel inne, drehte sich zu Tony und starrte ihn an, während er mich erlöste.
    »Heaven kam, um so lange, wie sie möchte, zu bleiben«, verkündete er, indem er zuerst mich anlächelte und sich dann mit einer gebieterischen Bewegung Jillian zuwandte. »Sie hat schon mit der Schule in Winterhaven angefangen und hat tatsächlich ihre Aufnahmeprüfungen so toll bestanden, daß sie eine Klasse höher als ihre Altersgenossinnen eintrat. Außerdem haben wir uns schon für Radcliffe und Williams beworben, damit sie für ein erstklassiges College nicht zu weit wegfahren muß. Wir beide sind so glücklich, Heaven hier zu haben, es ist, als ob ein Stück von Leigh endlich zu uns zurückgekommen ist, stimmt’s Jill?«
    Während seiner kleinen Rede hatte Jillian Essen in ihren Mund gestopft, um ihn so voll zu machen, daß keine verräterische Silbe herauskonnte. Sie sagte keinen Ton, starrte mich nur an. Ach, wie sehr wünschte ich mir, sie könnte lernen, mich zu lieben. Ich brauchte so dringend eine echte Mutter, jemanden, mit dem ich mich wirklich unterhalten konnte, jemanden, der mir beibringen konnte, eine richtige Frau zu werden. Aber ich fing an zu begreifen, daß Jillian nie so sein würde. Vielleicht wenn sie mehr von Jana gehabt hätte – grob und übertreibend, aber wenigstens daran interessiert, mich kennenzulernen. Gott sei Dank hatte Jana wenig Gelegenheit dazu. Das ganze Essen hindurch war ich aufgeregt. Ich hatte Angst, sie würde erneut anfangen, nach meiner Vergangenheit zu fragen. Ich hatte Angst, irgendein wahres Wort käme aus Versehen heraus und würde dem, was ich Tony erzählt hatte, widersprechen. Aber das Mahl ging unter einem Schwall von belanglosem Gerede zu Ende, und bald danach brach Jana zu ihrem eleganten Hotel in Boston auf.
    »Schade, daß ich nicht bleiben und dich besser kennenlernen kann, Heaven, aber bei einem Aufenthalt in Farthy habe ich mich noch nie wohlgefühlt« – hier warf sie Jillian einen anklagenden Blick zu – »und morgen muß ich nach Texas zurück. Vielleicht wirst du ja mal zu Besuch kommen.« Vor ihrem Abschied küßte sie mich auf beide Wangen und gab mir das Gefühl, daß mich wenigstens ein weibliches Wesen in der Familie akzeptiert hatte.
    Woche für Woche wurde ich reicher. Tony überwies mir Geld auf ein Konto, das er für mich eröffnet hatte, und er gab mir ein äußerst großzügiges Taschengeld. Ich lebte sparsam und legte, was ich konnte, auf ein Sparbuch, das langsam interessant wurde. Bei seltenen Gelegenheiten gab mir Jillian Zwanzig-Dollar-Scheine, als ob’s Kleingeld wäre. »Ach, sei doch nicht so verdammt dankbar!« schrie sie, wenn ich mich vielleicht etwas zu überschwenglich bei ihr bedankte. »Es ist doch nur Geld!«
    Das gesparte Geld war für den Tag bestimmt, an dem ich meine Familie wieder beisammen hätte, für mich selbst gab ich nur wenig aus. Wenn ich in diesem Jahr einkaufen ging, dann für uns alle, als ob wir schon wieder beisammen wären. Einen wunderschönen, handgestrickten weißen Pulli für Tom, dann eine Kamera mit Dutzenden von Filmen, damit einer seiner Freunde Bilder von ihm machen würde, die er dann wiederum mir schicken konnte.
    Ich versprach mir

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