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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Schluchzend versuchte ich, meine Tränen zu verbergen. »Mit Logan Stonewall bin ich fertig, ein für allemal!«
    Wieder spielte ein leises Lächeln um seine wunderschön geschnittenen Lippen. Erst als sein Lächeln verschwand, drehte er den Kopf von mir weg. »Es ist lieb, daß du vorbeikamst, um den Schneesturm mit mir zu teilen, egal aus welchem Grund. Ich werde Tony nichts verraten.«
    »Warum will er nicht, daß ich hierherkomme?« fragte ich, nicht zum ersten Mal.
    Einen kurzen Augenblick schienen Schatten seine Miene zu verdüstern. »Anfangs, als ich dich zum ersten Mal traf, wollte ich nicht in dein Leben verwickelt werden. Jetzt, da ich dich besser kenne, fühle ich mich zur Hilfe verpflichtet. Wenn ich mich nachts zum Schlafen hinlege, verfolgen mich deine Augen. Wie kann ein sechzehnjähriges Mädchen nur so ausdrucksvolle Augen haben?«
    »Ich bin nicht sechzehn!« platzte ich mit rauher, abgerissener Stimme heraus. »Ich bin schon siebzehn – aber du darfst Tony das nicht erzählen.« In dem Moment, als ich es ausgesprochen hatte, bedauerte ich’s schon. Er war Tony Loyalität schuldig, nicht mir.
    »Warum um alles in der Welt solltest du wegen etwas so Unwichtigem wie ein Jahr lügen? Sechzehn, siebzehn, wo liegt da der Unterschied?«
    »Am zweiundzwanzigsten Februar nächsten Jahres werde ich achtzehn«, verteidigte ich mich. »In den Bergen sind achtzehnjährige Mädchen normalerweise schon verheiratet und haben Kinder.« Dieses Bekenntnis brachte ihn dazu, in meine Richtung zu schauen. »Ich bin froh, daß du nicht mehr in den Bergen lebst. Und jetzt erzähl mir, warum du Tony gesagt hast, du seist sechzehn.«
    »Ich weiß auch nicht, warum ich es tat. Ich wollte meine Mutter einfach davor beschützen, töricht und unüberlegt zu wirken, weil sie meinen Vater geheiratet hat, den sie erst ein paar Stunden, bevor sie seinem Heiratsvorschlag zustimmte, gekannt haben muß. Granny sprach immer von Liebe auf den ersten Blick, was ich nicht verstand und immer noch nicht verstehen kann. Wie konnte ein Mädchen aus einer reichen und prominenten Familie, mit so einem kultivierten Hintergrund, auf einen Mann wie meinen Vater hereinfallen.«
    Troys Augen wirkten wie tiefe Waldseen. Man konnte sich darin fallenlassen.
    Seine Großvater-Uhr begann acht zu schlagen, und der Schneesturm hielt noch immer an. Eine Spieldose, die ebenfalls eine Uhr gewesen sein mußte, fing an, eine bezaubernde Melodie zu spielen, während nacheinander zierliche Figuren aus einer kleinen Tür herauskamen. »So eine Uhr habe ich noch nie gesehen.«
    »Ich besitze eine Sammlung antiker Uhren«, murmelte Troy abwesend, wobei er sich zur Seite drehte, um mich mit stillem Verständnis betrachten zu können.
    »Ich habe schon viel zuviel von deiner Zeit gestohlen. Jetzt muß ich nach Hause, damit Tony wenigstens nicht allzu viele Fragen stellt.«
    In Wirklichkeit erwartete ich seinen Protest, daß es unmöglich wäre zu gehen, aber diesmal stand er auf und lächelte mich an. »Nun gut. Es gibt einen Weg, von dem ich eigentlich nicht wollte, daß du ihn kennst. Hier herrscht ein rauhes Klima, und als sich Farthy mit den Stallungen und Scheunen ringsherum ausdehnte, dachten meine praktischen Vorfahren auch an den starken Schneefall. Sie ließen zu den Ställen und Scheunen Tunnels graben, um sich um die Pferde und die anderen Tiere kümmern zu können. Vor langer Zeit befand sich anstelle dieser Hütte eine Scheune mit tiefem Keller – eine Tatsache, die auch jetzt noch dieser Hütte bei unwirtlichem Wetter Zugang zum Haupthaus verschafft. Ich hätte dir das schon früher erzählen können, aber ich wollte, daß du bleibst und mir Gesellschaft leistest.« Seine Augen glitten von meinem Gesicht und wurden leicht abwesend. »Es ist sehr seltsam, wie wohl ich mich in deiner Gegenwart fühle, da du doch fast noch ein Kind bist.« Wieder fixierten mich seine durchdringenden Augen. »Wenn du in den Keller von Farthy gehst und die westliche Tür, die grün gestrichen ist, benutzt, bringt dich der Tunnel zum Keller unter dieser Hütte. Die übrigen Türen, blau, rot und gelb, bringen dich nirgends hin, denn Tony hat diese Tunnels zuschütten lassen. Er dachte, daß zu viele – wenn auch noch so geheime – Zugänge Farthy für Diebe anfällig machen würden.«
    Aus seinem Gästezimmer brachte er meinen Mantel und die Stiefel. Er hielt mir den Mantel, während ich in die Ärmel schlüpfte, und als er mir den Pelz sachte auf die Schultern hatte

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