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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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selbst, daß ich eines Tages die Freude hätte, ihnen beim Auspacken meiner Geschenke zuzuschauen… eines Tages. Am frühen Weihnachtsmorgen trafen Troy und ich uns in seiner Hütte, lange bevor Jillian und Tony auf waren. Er hatte schon sein Frühstück vorbereitet, den Baum hatten wir gemeinsam geschmückt, und darunter lagen unsere Geschenke füreinander. »Komm rein, frohe Weihnachten! Du siehst aber hübsch aus mit rosigen Wangen. Ich hatte solche Angst, du würdest zu spät kommen. Ich habe für uns das köstlichste Schwedische Weihnachtsbrot vorbereitet.«
    Später packten wir wie zwei kleine Kinder unsere Geschenke aus. Troy schenkte mir einen blauen Kaschmir-Pulli, der genau zu meiner Augenfarbe paßte. Ich schenkte ihm ein reich verziertes, in braunes Leder gebundenes Tagebuch, dessen Ränder vergoldet waren. »Was in aller Welt ist das? Ein Tagebuch für mich, um meine lächerlichsten oder bemerkenswertesten Sprüche festzuhalten?« Er machte Witze, aber mir war es todernst. »Ich möchte, daß du darin alles aufschreibst, angefangen vom ersten Tag, an dem dir Tony etwas von Jillian erzählt hat. Alles, was sie dir über meine Mutter vor ihrer Hochzeit erzählten. Wie sie zu ihrem Vater und zu der Scheidung stand. Schreibe über das erste Mal, als du sie sahst, was sie zu dir sagte und du zu ihr. Erinnere dich, was sie anhatte, an deine ersten Eindrücke.«
    Seine Miene wirkte fremd, während er nickte und das Buch von mir entgegennahm. »Nun gut, ich werde mein Bestes versuchen. Trotzdem mußt du dir ins Gedächtnis rufen, daß ich erst drei war – hörst du, Heaven, erst drei. Und sie war zwölf.«
    »Tony erzählte mir, daß du in deinen geistigen Fähigkeiten deinem Alter weit voraus warst. Aber viel jünger, wenn’s darauf ankam, daß man dich alleine ließ.«
    Ich hatte andere Geschenke für ihn, die ihm mehr gefielen. Seine Geschenke schätzte ich mehr als alles andere, was Jillian und Tony unter einen der riesigen Christbäume vor jedem Hauptfenster von Farthinggale Manor legten.
    Jillian, Tony und ich gingen zu einer verrückten Weihnachtsparty ins Haus einer ihrer Freunde. Es war das erste Mal, daß sie mich irgendwohin mitnahmen, aber irgendwie reichte es nicht aus, um mich an diesem Tag nicht doch schrecklich einsam zu fühlen. Ebenso ging’s mir den Rest der Woche bis Neujahr und die Woche danach, als ich wieder zur Schule mußte. Tony ging jeden Tag zum Arbeiten fort, und fast jede Nacht gingen er und Jillian gemeinsam aus. Untertags bekam man Jillian kaum zu Gesicht. Und wenn ich sie schon gelegentlich im Musikzimmer bei einem Solitaire-Spiel beobachtete, lud sie mich nicht mehr ein, mit ihr Karten zu spielen. Jillian hatte sich völlig von mir zurückgezogen, seit Tony an Thanksgiving öffentlich verkündet hatte, ich werde auf Dauer in Farthy wohnen. Für sie war ich ein Mitbewohner, aber kein Familienmitglied.
    Offensichtlich paßte es Jillian, daß ich so beschäftigt war und wenig Zeit hatte, ihre Lebensweise zu teilen, die eine gesellschaftliche oder karitative Veranstaltung nach der anderen bedeutete. Und das ganze Zusammensein, von dem ich angenommen hatte, sie und ich würden es irgendwann mal teilen, schwand mit dem Bewußtsein, daß wir uns doch nie nahestehen würden. Sie machte keine Anstalten, mich zu mögen oder selbst etwas zu empfinden, damit sie mich später einmal nicht vermissen würde. Ach, leider kannte ich sie jetzt schon viel zu gut.
    Sooft ich nur konnte, entwischte ich, um Troy zu besuchen – was nicht häufig vorkam, denn ich hatte den Eindruck, Jillian wußte ziemlich genau, wo ich war, obwohl ich sie nicht sah. Regelmäßig fuhr ich nach Boston in die Bibliothek oder in die Museen. Einige Male ging ich an der »Roten Feder« und an der B. U. vorbei in der Hoffnung, »zufällig« Logan zu begegnen, aber ich sah ihn kein einziges Mal. Vielleicht war er für die Ferien nach Winnerow gefahren – und das war der Punkt, an dem mir die Tränen kamen. Denn Logan hatte mir nicht einmal eine Weihnachtskarte geschickt und auch sonst niemand aus meiner Familie. Manchmal hatte ich den Eindruck, Farthinggale Manor wäre genauso arm dran wie die Willies – nur auf andere Art und Weise. Denn hier herrschte ein Mangel an Liebe, an Zuwendung, Interesse und an Freude. Sogar in unserer verfallenen Hütte hatten wir diese Dinge gekannt. Hier war alles, was man gab, Geld, und so sehr ich mich danach gesehnt hatte, jetzt fing ich an, Liebe und Gefühle mehr zu vermissen.
    Im

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