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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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und achtete darauf, daß die Schulternähte auch korrekt saßen. Dann drehte ich mich um und ergriff seine beiden Hände. »Ich bin so glücklich, daß du hier bist, es zerreißt mich fast. Jetzt muß ich wenigstens nicht mit sechs Gästen allein am Tisch sitzen, die ich noch nie getroffen habe.«
    »Es werden nicht alles Fremde sein, einige hast du schon früher auf anderen Einladungen getroffen… und dann gibt’s noch einen ganz besonderen Gast, der nur um dich zu treffen den weiten Weg von Texas hierher geflogen ist.«
    »Wer denn?« fragte ich mit erstaunt aufgerissenen Augen.
    »Jillians Mutter, die schon sechsundachtzig ist. Jillian wollte wohl die Stories, die sie über dich erzählt hatte, wieder reduzieren, und das machte deine Urgroßmutter so neugierig, daß sie anrief, um ihren Besuch trotz einer Hüftknochenfraktur anzukündigen.«
    Er lächelte und zog mich auf ein Sofa im größten Salon. »Schau nicht so betroffen, sie ist ein zäher, alter Vogel und die einzige, die dir nicht eine Lüge nach der anderen auftischt.«
    Vom ersten Moment an, als sie mit zwei Männern durch die Tür kam, die sie an beiden Seiten stützten, überwältigte sie mich. Sie war kaum größer als eineinhalb Meter, ein zierliches Bündel von einer alten Frau, deren Haare noch immer ziemlich golden schimmerten. An ihren krallenartigen Fingern trug sie vier riesige Ringe: Rubin, Smaragd, Saphir und Diamant. Ihre Edelsteine waren alle von Brillanten eingerahmt. Ein leuchtend blaues Kleid hing ihr lose von den Schultern, und ein schweres Saphir-Collier zierte ihren Nacken. »Ich hasse enge Kleidung«, meinte sie mit einem Blick auf mich und bewegte sich gebückt auf Troy zu.
    Genausowenig konnte sie Krücken ausstehen, auf die man sich doch nicht verlassen konnte. Rollstühle waren ihr ein Greuel. Kissen, Stolen und Wolldecken wurden draußen vom Auto hereingebracht, und innerhalb von dreißig Minuten saß sie bequem. Erst dann richtete sie ihre scharfen, schmalen Augen auf mich.
    »Hallo, Troy, es ist nett zu sehen, wie du dich verändert hast«, konstatierte sie, ohne auch nur zu ihm hinzusehen. »Aber ich bin nicht den ganzen Weg geflogen, um mit einer Familie zu reden, die ich schon kenne.« Wieder musterten mich ihre Augen eindringlich von Kopf bis Fuß. »Ja, Jillian hat recht, das ist Leighs Tochter. An dieser Augenfarbe gibt’s keinen Zweifel – genau wie meine aussahen, bevor mir die Jahre den schönsten Teil meines Äußeren geraubt haben. Und diese Figur ist ganz wie Leighs, wenn sie sie nicht unter irgendeinem formlosen Sack versteckte. Ich begriff nie, wie sie bei solch miserablem Winterwetter so etwas anziehen konnte.« Ihre schmalen, von Falten umgebenen Augen verengten sich, als sie plötzlich fragte: »Warum ist meine Enkelin so jung gestorben?«
    In dem Moment schwebte Jillian die Treppe herab, in ihrem weinroten Kleid sah sie umwerfend schön aus. Bis auf einen reich bestickten Halsausschnitt ähnelte es sehr dem meinen. »Liebe, liebe Mutter, wie schön dich wiederzusehen. Weißt du überhaupt, daß seit deinem letzten Besuch schon fünf Jahre vergangen sind?« – »Ich hatte auch nicht die Absicht noch einmal zu kommen«, antwortete Jana Jankins, während sie auf ihren Platz gebettet wurde. Troy war so lieb gewesen, mir ihren Namen zu verraten. Während ich Jillian und ihre Mutter beobachtete, konnte ich die feindselige Stimmung zwischen den beiden fast riechen.
    »Mutter, als wir von deinem Besuch trotz deines gebrochenen Beines erfahren hatten, war Tony sehr aufmerksam und hat für dich einen wunderbar bequemen Stuhl besorgt, der einmal dem Präsidenten von Sidney Forestry gehört hat.«
    »Glaubst du vielleicht, ich setze mich in einen Stuhl, den ein Killer von Bäumen benutzt hat? Und jetzt vergiß dieses Thema, ich möchte mehr über dieses Mädchen hier wissen.« Und dann bombardierte sie mich schneller als ich antworten konnte mit Fragen: Wie hatte meine Mutter meinen Vater kennengelernt, wo hatten wir gewohnt, und ob mein Vater Geld gehabt hatte? Und ob es auch noch andere Familienmitglieder gäbe, die sie treffen könne.
    Die Türklingel rettete mich vor noch mehr Lügen, Tony trat wie ein Dressman aus seinem Büro, und Thanksgiving begann trotz Jana, die es einfach nicht schaffte, jeden zu überschreien. Zu meinem Entsetzen bemerkte mich Jillian endlich, wie ich still und sittsam und so nahe wie möglich neben Troy saß. Jillians Augen weiteten sich. »Heaven, wenigstens hättest du mir nicht

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