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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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vierzehn war, als er sie heiratete?«
    »Ja, er erzählte, wie sie sich in Atlanta getroffen hatten, und er sagte, er habe sie sehr geliebt. Aber nein«, erläuterte sie ernsthaft, »so richtig spricht er nie von ihr, so daß ich mir das Leben der beiden in dieser Berghütte vorstellen könnte. Ich weiß, daß ihn ihr frühzeitiger Tod auf eine Art verwundet hat, von der er sich nie erholen wird. Ich weiß auch, er hat mich geheiratet, weil ich ihn an sie erinnere. Wenn ich mich abends zum Beten niederknie, flehe ich, daß er eines Tages aufhören wird, an sie zu denken. Ich weiß, er liebt mich, und ich habe ihn bereits glücklicher machen können, als er damals bei unserer ersten Begegnung war. Aber er wird sich nie ganz am Leben und an dem bescheidenen Erfolg, den er für sich geschaffen hat, freuen können, wenn du ihm nicht verzeihen kannst und er den frühzeitigen Tod deiner Mutter nicht akzeptieren lernt.«
    »Hat er dir erzählt, was er getan hat?« schrie ich fast. »Glaubst du, es war in Ordnung, daß er seine fünf Kinder für fünfhundert Dollar das Stück verkauft hat?«
    »Nein, natürlich halte ich das nicht für richtig«, antwortete sie ruhig und nahm dadurch meinem Angriff den Wind aus den Segeln. »Er hat mir davon erzählt. Es war eine schreckliche Entscheidung, die er treffen mußte. Ihr fünf hättet verhungern können, während er seine Krankheit auskurierte. Ich kann sein Vorgehen nur dadurch rechtfertigen, indem ich sage, er hat das getan, was ihm zu diesem Zeitpunkt am besten erschien. Und keiner von euch hat doch bleibenden Schaden davongetragen, oder?«
    Ihre Frage blieb in der Luft hängen, während sie mit gesenktem Kopf dasaß und wartete, daß ich sagte, ich würde meinem Vater verzeihen. Glaubte sie denn, das Schlimmste, was er uns angetan hatte, wäre der Verrat am Weihnachtstag gewesen? Nein, das war nur die Krönung des Ganzen! Und ich konnte einfach nicht frei heraus reden und etwas sagen, um seine Grausamkeit auszulöschen. Die Hoffnung, die kurz auf ihrem Gesicht aufgeleuchtet war, verschwand. Ihre Augen glitten zu ihrem Sohn und ihr Gesicht blickte noch trauriger. »Ist schon gut, wenn du ihm heute nicht verzeihen kannst. Ich hoffe nur, du wirst eines Tages, in naher Zukunft dazu fähig sein. Denk darüber nach, Heaven. Das Leben gibt uns nicht viele Chancen zum Verzeihen. Die Gelegenheiten kommen und gehen vorüber, die Zeit verrinnt und dann ist’s zu spät.«
    Ich sprang auf. »Ich dachte, Tom würde hier sein, um mich zu treffen. Wo kann ich ihn finden?«
    »Tom bat mich, dich hier festzuhalten, bis er gegen vier Uhr dreißig zurückkäme. Dein Vater wird erst wesentlich später nach Hause kommen.«
    »Ich habe keine Zeit, bis um vier Uhr dreißig zu warten.« Ich hatte Angst zu bleiben, Angst, sie würde mich davon überzeugen, dem Mann zu vergeben, den ich haßte. »Von hier aus fliege ich nach Nashville, um meine Schwester Fanny zu sehen. Also bitte, verrate mir, wo ich Tom finden kann.« Zögernd gab sie mir eine Adresse, ihre Augen baten mich immer noch um Güte und Verständnis, auch wenn ich nicht verzeihen konnte. Aber ich verabschiedete mich höflich, küßte Drake auf die Wangen und machte dann, daß ich von der jungen Frau mit den Scheuklappen fortkam.
    Ich hatte Mitleid mit einer solch naiven Frau, die eigentlich unter die Oberfläche eines hübschen, ziemlich ungebildeten Mannes hätte schauen können, der Frauen gebrauchte und sie ab und zu auch zerstörte. Ich kannte eine ganze Reihe abgelegter Frauen hinter ihm, Leigh Tatterton, Kitty Dennison, und weiß Gott, was Sarah zustieß, nachdem sie von ihren vier Kindern und mir fortging. Erst als ich in dem Leihwagen saß und auf die Grenze von Florida losbrauste, dachte ich daran, daß ich eigentlich von meiner Fahrt hätte abbiegen sollen, um Großpapa zu begrüßen.
    Eine Stunde später erreichte ich das Provinzstädtchen, in dem Tom jeden Tag während seiner Ferien arbeitete, zumindest hatte es Stacie mir so erzählt. Mißbilligend sah ich rings auf die kleinen Häuser, auf das unpassende Einkaufszentrum mit dem Parkplatz, auf dem eine Menge uralter Autos herumstand. Was war das nur für ein Ort für Tom und seine hochgesteckten Ziele? Wildentschlossen, mein Möglichstes zu tun, um Luke Casteels Pläne für seinen Ältesten zu zerschlagen, lenkte ich wie ein Racheengel mein luxuriöses Auto in die Außenbezirke dieser unbedeutenden Stadt und fand die hohe Mauer, von der mir Stacie erzählt hatte. Niemand

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