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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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nervös und mein Magen flatterte vor Panik. Dann hörte ich Schritte näher kommen. Als die Tür aufging, hatte ich Toms Namen auf den Lippen.
    Jedoch es war nicht Tom, wie ich mir erhofft und erbeten hatte. Es war auch nicht die gefürchtete Gestalt von Pa. Statt dessen stieß eine sehr hübsche, junge Frau mit blonden Haaren und strahlend blauen Augen die Tür auf und lächelte mich an, als ob sie sich noch nie vor Fremden gefürchtet hätte oder irgend jemanden nicht ausstehen könnte.
    Sie machte mich mit ihrem frischen, unschuldigen Eindruck sprachlos, wie sie da reglos hinter der Sicherheitstüre stand. Mit einem Lächeln wartete sie darauf, daß ich mich vorstellte. Sie hatte weiße Shorts und ein blaues Stricktop an.
    Ganz selbstverständlich hielt sie auf einem Arm ein Kleinkind, das schläfrig wirkte. Das also mußte Drake sein, der Sohn, der Pa so ähnlich sah… sein dritter Sohn.
    »Ja, bitte…?« forderte sie mich auf, während ich die Sprache verloren hatte.
    Verblüfft stand ich da und starrte auf eine Frau und einen kleinen Jungen, deren Leben ich leicht vernichten konnte, wenn ich nur wollte.
    Und jetzt, da ich hier war, wußte ich auf Grund eines Schocks, daß ich nicht nur gekommen war, um Tom zu retten. Ich hatte ein tiefergehendes Motiv: Das Glück zu zerstören, das Pa sich aufgebaut hatte. Alles, was ich hätte herausschreien können, um sie dazu zu bringen, Pa zu hassen, steckte mir wie ein Kloß im Hals, so daß ich Schwierigkeiten hatte, meinen Namen zu murmeln.
    »Heaven?« fragte sie mit einem erfreuten Ausdruck. »Du bist Heaven?« Ihr Begrüßungslächeln wurde noch tiefer. »Du bist die Heavenly, von der Tom immer erzählt? Ach, wie schön, dich endlich kennenzulernen. Komm herein, komm herein!«
    Sie öffnete die Vorsatztür, setzte dann den kleinen Jungen auf die Couch und zog selbstbewußt ihr blaues Top nach unten. Ihre Augen blickten rasch in den nächsten Wandspiegel, um ihr Äußeres zu prüfen. Daraus konnte ich schließen, Tom hatte ihr nicht erzählt, ich würde um elf Uhr erwartet werden. Keinen Gedanken hatte ich an diese Frau verschwendet, als ich meine Pläne machte.
    »Leider hat es einen Notfall gegeben, so daß Tom mit seinem Vater fort mußte«, erklärte sie atemlos und war jetzt dabei, sich umzusehen, ob das Haus aufgeräumt wäre. Aus der Eingangsdiele ging sie in ein großes, gemütliches Wohnzimmer voraus. »Ich habe am Morgen bemerkt, daß Tom einige Male kurz davor war, mir etwas zu beichten, aber sein Vater trieb ihn zur Eile an, so daß ihm keine Zeit blieb. Ich bin sicher, dein Besuch war sein Geheimnis. Bitte, setz dich und mach dir’s bequem, Heaven. Kann ich irgend etwas für dich tun? Bald werde ich das Mittagessen für mich und Drake vorbereiten, und du mußt natürlich bleiben. Aber darf ich dir jetzt etwas Kaltes anbieten? Es ist so ein heißer Tag.«
    »Eine Cola wäre sehr nett«, gestand ich. Meine Kehle war vor Beklemmung und vor Durst gleichermaßen ausgetrocknet. Ich konnte es nicht glauben, daß Tom nicht auf mich gewartet hatte. War ich denn auch für ihn nicht mehr wichtig? Bald war die Frau aus der Küche mit zwei Gläsern zurück. Der scheue kleine Junge – ungefähr ein Jahr alt – blickte mich unverwandt aus braunen Kulleraugen an, die von langen schwarzen Wimpern eingerahmt waren. O ja, er war der Sohn, um den Sarah gebetet hatte, als ihr fünftes Kind deformiert und tot zur Welt gekommen war. Arme Sarah! Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, wo Sarah jetzt wohl wäre und was sie tat.
    Ich schlüpfte aus meiner viel zu warmen Jacke und fühlte mich ganz schön lächerlich. Ich wünschte, ein sensibleres Gefühl gehabt zu haben, anstatt so angeberisch aufzutreten. Stacie Casteel lächelte mich so strahlend an, wie ich es noch selten gesehen hatte. »Du bist so hübsch, Heaven, genau wie dich Tom schon viele, viele Male beschrieben hat. Du hast Glück, einen Bruder zu besitzen, der dich so sehr bewundert. Ich selbst habe mir immer Geschwister gewünscht, aber meine Eltern waren der Meinung, ein Kind würde genügen. Sie leben ungefähr zwei Straßen von hier entfernt, so daß ich sie oft sehe, und sie sind wunderbare Babysitter. Dein Großvater ist gerade mit meinem Vater draußen beim Fischen auf einem nahe gelegenen See.«
    Großpapa. Ich hatte Großpapa völlig vergessen.
    Sie fuhr fort, als ob sie unbedingt jemanden brauchte, um über ihre Familie zu sprechen. »Luke hätte gerne, daß wir nach Florida umsiedeln, um näher an

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