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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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hinderte mich am Betreten einer riesigen grasbewachsenen Arena, in der viele ausgetretene Pfade die Wiesen durchkreuzten. Was war das nur für ein Ort, dachte ich mit rasendem Herzschlag, enttäuscht von dem Gedanken, mein Bruder Tom würde sich für… für… entscheiden. Und dann war mir plötzlich klar, was für eine Zukunft Tom für sich selbst geplant hatte, um Pa zu gefallen!
    Tränen quollen mir aus den Augen. Ein Zirkusgelände! Ein kleiner, billiger, ordinärer, unwichtiger Zirkus, der ums Überleben kämpfte. Tränen begannen mir über die Wangen zu laufen. Tom, armer Tom!
    Häufig hatte Tom in seinen Briefen angedeutet, Pa würde etwas Zauberhaftes tun, von dem er sein ganzes Leben lang geträumt hatte. Zirkusarbeit? Ein kleiner, zweitklassiger Zirkus?
    Fast betäubt vor Verzweiflung bewegte ich mich vorwärts und starrte in Käfige, wo Löwen, Leoparden, Tiger und andere große Raubkatzen eingesperrt waren und anscheinend auf den Transport in eine andere Gegend warteten. Vor einem der alten Tierkäfige hielt ich inne und starrte auf das Tigerposter, das an der Seite, wo rote Farbe abblätterte, angeklebt worden war.
    Ein Zeitstrom riß mich zurück in die Baracke. Es hätte das Original des Tiger-Posters sein können, das mir Granny so oft beschrieben hatte. Das Poster, das ihr Jüngster, Luke, von einer Wand in Atlanta geklaut hatte, als er damals im Alter von zwölf Jahren dorthin gereist war, und sein Onkel aus Atlanta das Versprechen, seinen Hillbilly-Neffen in den Zirkus mitzunehmen, vergessen hatte.
    Und Luke Casteel, zwölf Jahre alt, war fünfzehn Meilen zum Zirkusgelände außerhalb der Stadtgrenzen gelaufen und war ohne Bezahlung ins Zirkuszelt geschlüpft.
    Fast blind vor Tränen senkte ich jetzt meinen Kopf und benutzte ein Taschentuch, um mir das Gesicht abzutupfen. Als ich wieder den Kopf hob, sah ich als erstes einen großen, jungen Mann in meine Richtung kommen. Er trug etwas, das einer Mistgabel glich und hatte unter den linken Arm eine riesige Schüssel mit rohem Fleisch geklemmt. Für die großen Katzen war Futterzeit, und als ob sie’s wußten, fingen Löwen und Tiger an, die zottigen Schädel zu schütteln, bleckten lange, scharfe, gelbliche Zähne. Sie schnüffelten und nagten an Knochen, zermalmten sie knirschend und krallten sich in das blutige, rohe Fleisch, das der Junge mit der Gabel durch die Gitterstäbe schob. Aus ihren Kehlen ertönten tiefe, gurgelnde Laute, die ich als vergnüglich deuten mußte.
    O mein Gott! Lieber Gott! Es war mein eigener Bruder Tom, der behutsam das Fleisch in die Nähe der wilden Pranken warf, die es näher heranzogen, ehe die Zähne zu mahlen anfingen.
    »Tom«, rief ich beim Vorwärtslaufen, »ich bin’s! Heavenly!« Und für einen Augenblick war ich wieder ein Kind aus den Bergen. Die teure Kleidung, die ich trug, verwandelte sich in schäbiges, ausgetragenes, formloses Zeug, das vom häufigen Waschen mit Schmierseife auf einem metallenen Waschbrett grau geworden war. Ich war barfuß und hungrig, als sich Tom langsam zu mir umdrehte und seine tiefgrünen Augen aufriß, bis sie vor Freude blitzten.
    »Heavenly! Bist’s ja, echt du? Kamst, mich zu sehen, endlich, bist den ganzen Weg gefahren!«
    Wie immer, wenn er sich freute, vergaß Tom seine gute Sprache und fiel wieder in den Provinzdialekt. »Was’n toller Supertag! ’s ist endlich passiert! Hab’ so für gebetet!« Er ließ die große Schüssel, die jetzt ohne Fleisch war, sinken und die Gabel fallen und breitete seine Arme aus.
    »Thomas Luke Casteel«, rief ich, »du weißt es doch Besser, als deine Abkürzungen es immer so undeutlich ausdrückten. Haben denn Miss Deale und ich unsere Zeit verschwendet, um dir ordentliche Grammatik beizubringen?« Dann stürzte ich mich in seine Arme, schlang meine um seinen Nacken und klammerte mich fest an den Bruder, der vier Monate jünger war. Und die lange Zeit, die seit unserem letzten Treffen vergangen war, schien ausgelöscht.
    »Jesus, Maria und Joseph«, flüsterte er mit rauher Stimme, tief bewegt, »schilt und korrigiert mich wie in alten Tagen.« Er hielt mich eine Armlänge von sich und starrte mich ehrfürchtig bewundernd an. »Ich dacht’ nie, du könntest noch hübscher werden, aber jetzt bist du mehr als das!« Sein Blick wanderte über meine teure Kleidung, hielt inne, um die Golduhr, die lackierten Fingernägel, die Zweihundert-Dollar-Schuhe und die Zwölfhundert-Dollar-Handtasche in Augenschein zu nehmen, dann sah er mir wieder

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