Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
seiner Arbeitsstelle zu sein, aber ich bringe es nicht übers Herz, so weit von meinen Eltern wegzuziehen. Ich weiß, sie möchten ihren Lebensstil nicht mehr ändern, wo sie jetzt so alt und zufrieden sind. Sie sind völlig verliebt in Drake.«
    Sie saß mir jetzt gegenüber und erlaubte ihrem kleinen, sehr braven Sohn, ein-, zweimal an ihrem kalten Getränk zu nippen. »Drake, Schatz, das ist deine Halbschwester Heaven. Ist das nicht ein passender Name für eine so reizende junge Dame?«
    Trotz meines Entschlusses, gerade dieses Kind nicht zu mögen, fand ich mich selbst auf den Knien wieder, um so auf einer Augenhöhe mit ihm zu sein. Ich brachte ein Lächeln fertig. »Hallo Drake. Dein Onkel Tom hat mir von dir erzählt. Er sagte, du magst gern Eisenbahnen, Boote und Flugzeuge. Irgendwann in Kürze werde ich dir einen riesigen Karton voller Eisenbahnen, Boote und Flugzeuge schicken.«
    Etwas verlegen sah ich aus den Augenwinkeln zu Stacie hinüber. »Die Tattertons sind seit Jahrhunderten Spielzeugmacher. Sie fertigen solches Spielzeug, das man nicht in normalen Spielwarenläden kaufen kann. Wenn ich wieder zurückfahre, schicke ich Drake alles, womit er spielen kann.«
    »Das wäre ganz reizend von dir«, sagte sie, wieder mit einem einnehmenden, netten Lächeln, das mir direkt durchs Herz fuhr. Denn ich hätte schon vor langer Zeit Drake eine Menge zum Spielen schicken können, aber nicht einmal hatte ich an so etwas gedacht.
    Während die Minuten vergingen und sie neben den Vorbereitungen fürs Mittagessen weiterplauderte, entdeckte ich bald, daß sie den Mann, den ich haßte, liebte, sehr sogar. »Er ist der freundlichste, tollste Ehemann«, meinte sie begeistert, »und immer versucht er sein Bestes, um darauf zu schauen, daß seine Familie alles Nötige hat.« Sie warf mir einen bittenden Blick zu. »Ich begreife, Heaven, daß du ihn vielleicht nicht so siehst, aber dein Vater hat ein sehr schwieriges Leben hinter sich. Um zu sich selbst zu finden, mußte er weg von diesen Bergen und dem Erbe der Casteels. Er ist kein fauler, träger Mensch. Er nahm es nur übel, in etwas gefangen zu sein, was einem endlosen Kreis der Armut glich.«
    Nichts von ihren Worten deutete an, daß sie wußte, wie sehr mich Pa gehaßt hatte und vielleicht noch immer tat.
    Meine Mutter oder Sarah erwähnte sie nicht, und deswegen fing ich an, sie für eine zweite, unschuldige und leichtgläubige Leigh Tatterton zu halten. Dabei schoß mir blitzartig durch den Kopf, daß mein Vater eine Vorliebe hatte, sich in denselben Typ von zierlichen Frauen zu verlieben. Genauso wie er für gelegentliche Bettgeschichten Rothaarige – wie Sarah und Kitty – bevorzugte.
    Sollte er ab und zu auch Brünette ins Bett bekommen haben, müßte ich das erst noch erfahren.
    Nach unserem Mittagessen, das aus Thunfischsalat und grünem Salat, dekoriert mit Käsewürfeln, und aus heißem Gebäck mit Eistee bestanden hatte, gingen wir ins Wohnzimmer zurück. Unser Dessert war ein Schokoladenpudding, den Drake über sein ganzes hübsches Gesicht zu verschmieren verstand.
    Keine trockenen Kekse und keine Sauce, dachte ich bitter. Meine Bitterkeit vertiefte sich noch, als wir in das helle, fröhliche Wohnzimmer zurückkehrten. Ich sah zu den breiten Fenstern hinüber, die auf einen rückwärtigen Garten voll üppig blühender Pflanzen blickten. Ich tat mein Möglichstes, mir Luke Casteel vorzustellen, wie er in einem derart hübschen, modernen Haus lebte, wie er auf diesem langen, schönen Sofa hinter einem Tischchen ohne Staub und Fingerabdrücke saß.
    »Das ist das Lieblingszimmer deines Vaters«, meinte sie, als ob sie gespürt hätte, wie voreingenommen meine Gedanken waren. Stolz schwang in ihrer Stimme mit: »Luke sagte mir, ich könne es nach Belieben ausstatten, aber ich wollte einen Raum, wo er ohne Scheu seine Füße hochlegen, und ein Sofa, auf das er sich ohne Rücksicht auf zerknitterte Kissen legen kann. Tom und dein Großvater genießen diesen Raum ebenso.« Es sah so aus, als ob sie noch etwas sagen wollte, denn sie errötete und sah eine Sekunde lang schuldbewußt und verwirrt drein. Dann berührte sie leicht meinen Arm und lächelte warmherzig. »Es ist wirklich schön, dich endlich unter unserem Dach zu haben, Heaven. Luke spricht nicht viel über seine ›Familie in den Bergen‹, er meint, es würde ihm zu sehr weh tun.«
    O ja, ich konnte mir gut vorstellen, wie sehr ihm das weh tat! »Hat er dir von meiner Mutter erzählt, die erst

Weitere Kostenlose Bücher