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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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trinken, und starrte einen Moment lang vor sich hin; dann erschien ein seltsam ruhiges Lächeln auf seinen Lippen.
    »Wie gewöhnlich nahm Tony an, daß er mir meine Depression abkaufen könnte. Ich möchte ihn nicht dafür tadeln. Eigentlich tut er mir leid, denn ich weiß um die Enttäuschungen, die er wohl immer erlitten hat. Er veranstaltete eine große Party, nur um mich aufzuheitern und mich davon abzuhalten, ständig an meinen nächsten Geburtstag zu denken. Dann versprach er, sich darum zu kümmern, daß ich auch nicht einen Augenblick allein sei.« Er lachte. »Ich muß zugeben, er hatte das richtige Mädchen für diese Aufgabe gefunden… Sie muß zur Hälfte ein Blutegel gewesen sein. Ich mußte mich davonschleichen, um auf die Toilette gehen zu können. Auf jeden Fall«, fuhr er fort, »konnte sie meine Gleichgültigkeit nicht ertragen. Anscheinend hatte sie immer Erfolg bei Männern gehabt, und ich schien mich als eine sehr lästige Enttäuschung zu entpuppen. Sie wurde ziemlich beleidigend. Es kommt nicht darauf an, was sie im einzelnen gesagt hat. Ich habe ihr nicht mehr wirklich zugehört, und ich wollte lediglich allem und jedem entfliehen.
    Mir war klar geworden, daß meine Rückkehr nach Farthy ein Fehler gewesen war. Ich konnte hier nicht mehr leben, du in meiner Nähe und trotzdem unerreichbar für mich. Damals schon verfolgte mich die Erinnerung an deine Stimme. Überall sah ich dich. Kein Mädchen auf der Party schien interessant zu sein, denn keine war wie du. Es machte mich wahnsinnig, und Jillian wußte das. Jedesmal, wenn ich sie ansah, lächelte sie auf sadistische und zugleich befriedigte Weise.
    Ich hatte keinen Plan gemacht; und nie hatte ich vor, das zu tun, was ich dann getan habe. Ich glaube, ich ging zu den Pferden, weil mich die glückliche Erinnerung an unsere Ausritte antrieb. Als ich aber bei den Ställen ankam, stand dort Jillians Pferd und schaute mich genau so herausfordernd und peinigend an wie Jillian. Kurz entschlossen entschied ich, Abdulla Bar zu reiten und diesem Pferd zu zeigen, daß es auch von jemand anderem als Jillian geritten werden konnte.
    Ich weiß, das war dumm und unreif, aber ich war zornig, wütend auf mein Schicksal und böse auf diese Welt, die solches Leid geschehen ließ. Warum hatte man mich zu solchem Kummer auserwählt? dachte ich. Warum wurde mir, als ich endlich Liebe und Hoffnung gefunden hatte, alles wieder entrissen?. Und warum hatte das Schicksal die Macht dazu in Jillians Hände gelegt? Die darin liegende Ungerechtigkeit war überwältigend. Jetzt war mir alles gleichgültig, auch mein eigenes Wohlergehen.
    Ich sattelte das Pferd, und wir rasten aus den Ställen in Richtung Strand. Mein Zorn übertrug sich auf das Pferd. Es galoppierte, als ob es auch vor dem Leben davonlaufen würde, als ob es dazu auserwählt sei, mich aus dieser Existenz in die nächste zu befördern. Versteh doch«, sagte er, mit Aufregung in den Augen, während er sich zu mir hinüberlehnte, »als ich das Pferd ritt, den Wind in den Haaren spürte und das Entsetzen in seinen weitgeöffneten, wilden Augen fühlte, war ich allmählich davon überzeugt, daß das Pferd die Aufgabe hatte, mich aus dieser Welt, aus meinem elenden Leben zu tragen. Also lenkte ich es freiwillig hinüber zum Meer, und das Pferd lief trotzig vorwärts, so als wenn es sich auch mit Selbstmordabsichten trüge.
    Wir ritten ins Meer hinaus, bis uns die Wellen hochhoben und beide, Pferd und Mensch, in die Tiefe rissen. Hinter mir sah ich, wie das Pferd kämpfte. Seine Augen schauten immer noch zornig und herausfordernd drein und klagten mich an, ihm zu diesem entsetzlichen Tod verholfen zu haben. Einen Augenblick lang tat es mir leid, und ich haßte mich selbst. Nichts konnte ich berühren, ohne es zu zerstören oder zu beschädigen, dachte ich. Mir war es vorherbestimmt, ins Meer hinausgetragen zu werden. Ich schloß die Augen«, sagte er, lehnte sich im Stuhl zurück und schloß während des Sprechens ebenfalls die Augen, »und war bereit, meinen unausweichlichen Tod anzunehmen.«
    Er öffnete die Augen, die nun von schlimmen Ahnungen verdunkelt waren.
    »Aber das Meer kann man nicht kontrollieren oder zum Diener menschlicher Wünsche machen. Es ist niemandes Sklave, nicht einmal meiner, der ich so verzweifelt und entschlossen war, es als ein Mittel zum Tod zu benutzen. Jedesmal, wenn ich unterging, hoben mich die Wellen wieder hoch. Ich tauchte auf und wurde dahingetrieben, hin und her geworfen und

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