Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen
mußte. Sollte ich Logan die Wahrheit bekennen? Sollte ich ihm erzählen, daß das Kind von Troy sein könnte, und damit das Risiko auf mich nehmen, daß er unser Kind so behandelte, wie ich behandelt worden war? Nein, das durfte nicht geschehen; das konnte ich dem Kind nicht antun. Wenn ich ihm die Wahrheit erzählte, daß ich nicht wüßte, wessen Kind es sei, dann würde er immer Zweifel haben. Er könnte es nie so lieben, wie wenn er sich sicher wäre. Es wäre Logan gegenüber nicht fair. Außerdem konnte es ja sein Kind sein, es konnte genauso sein Kind sein! Nein, ich beschloß, dieses Geheimnis, wie so viele andere, nie zu verraten.
Logan war gerade in Tonys Büro und telefonierte, als ich vom Doktor zurückkam.
»Könntest du bitte in unsere Zimmer hinaufkommen, Logan? Ich muß dir etwas erzählen.«
Er hielt den Hörer zu. »Hat das nicht noch eine halbe Stunde Zeit, Heaven? Ich bin gerade mitten in einer wichtigen Verhandlung.«
»Logan Stonewall! In zwei Minuten bist du oben!« befahl ich. »Du bist gerade dabei, den größten Gewinn deines Lebens zu machen!« Schnell drehte ich mich um und verließ das Zimmer, denn ich wollte nicht, daß er es an meiner Aufregung erriet.
Einige Minuten später stand er im Flur vor unseren Zimmern. Er hatte die Arme verschränkt und wirkte etwas verärgert. »Ich hoffe nur, daß es etwas Gutes ist, Heaven«, warnte er mich.
Ich ging zu ihm, legte die Arme um seinen Hals und sah ihm tief in die Augen. »Du wirst Vater«, sagte ich zärtlich. Vor Aufregung wurde er ganz rot, und seine saphirfarbenen Augen strahlten wie ein Frühlingshimmel an einem klaren Tag; sein Lächeln breitete sich über das ganze Gesicht aus.
»Heaven«, sagte er, »wie kannst du so etwas sagen und dabei so ruhig bleiben?« Er hielt mich ein wenig von sich entfernt, und seine Augen musterten mich genau, als suche er nach irgendwelchen Veränderungen. Dann lachte er, zwinkerte wie ein kleiner Junge und umarmte mich wieder. »Das sind ja wundervolle Neuigkeiten. Warte nur, bis wir es Tony erzählt haben. Oder meinen Eltern. Das ist ein Grund für ein Fest! Heute abend gehen wir alle so toll essen wie noch nie! Ich sage es gleich Tony, und Rye soll das heutige Abendessen wieder einfrieren. Oh, ich bin so glücklich, daß wir das Haus gekauft haben. Ich sage den Innenarchitekten sofort, daß sie ein Kinderzimmer einrichten sollen. Wir müssen ein Kindermädchen einstellen, das dir hier und in Winnerow helfen soll.«
Er klatschte in die Hände, warf die Arme hoch und sah aus, als würde er gleich vor Freude einen Sprung machen.
»Wenn das Kind da ist, dann feiern wir zwei große Feste. Eins in Farthy, für unsere Freunde in Boston, und eins in Winnerow. Du wirst Mutter, und ich werde Vater«, kündigte er an. »Heaven, du siehst wunderschön aus, so strahlend. Was für eine wunderbare Überraschung. Ich danke dir, ich danke dir«, sagte er und drückte mich fest an sich. Er fiel auf die Knie und küßte meinen Bauch. Plötzlich brach er in Tränen aus. Ich streichelte seinen Kopf, aber er konnte nicht aufhören.
»Heaven«, schluchzte er, »ich bin der glücklichste Mensch auf der Erde, ich bin – « Dann sah er auf, und Tränen liefen ihm über das Gesicht. »Ich verdiene dieses Glück nicht«, sagte er, »vergib mir.«
Ich wollte ebenso glücklich sein wie er und seine Aufregung teilen. Doch je mehr die Freude aus ihm herausströmte, desto mehr fragte ich mich, ob ich ihm nicht das Kind eines anderen Mannes gebären würde. Es erschien alles so verlogen, aber ich durfte nichts sagen. Es war Zeit, daß das Glück in dieses Haus einzog. Ein neuer Anfang mußte gemacht werden, und ich wollte ihn um keinen Preis verhindern. Wo wir alle so nötig etwas Glück brauchten.
Vor lauter Aufregung rannte Logan halb nackt aus dem Zimmer. Ich mußte lachen, schob meine dunklen Ängste und Sorgen beiseite und beschloß, ebenso glücklich und aufgeregt zu sein wie er. Einige Augenblicke später erschien Tony neben ihm in der Türe.
»Was plappert Logan hier für unverständliches Zeug? Ich werde Urgroßvater?« fragte Tony, und seine Augen glitzerten vor Stolz und Freude.
»Es scheint so«, antwortete ich.
»Ich gratuliere dir, Heaven«, sagte er und umarmte mich. »Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein. Es ist wie ein Schwung neuer Energie und Hoffnung. Eine geistige Gabe.«
»Wir gehen ins Cape-Cod-Restaurant«, erklärte Logan. »Ich habe einen Tisch reservieren lassen. Champagner und Hummer; das
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