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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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stillen und glücklichen Naturell altern weit langsamer als Menschen, die sich ständig aufregen und ärgern. Der Trick besteht darin, seinen Zorn zu unterdrücken und schnell an etwas Erfreuliches zu denken.« Sie lächelte strahlend, als wollte sie es demonstrieren.
    »Und jetzt muß ich warm duschen und mir vor dem Abendessen noch etwas ins Gesicht massieren. Dann können wir uns zusammensetzen, und du wirst mir alles über Winterhaven erzählen, einverstanden?«
    Mir schwirrte der Kopf von all den verschiedenen Themen, die sie innerhalb von wenigen Minuten angeschnitten hatte. »Aber ich will dich etwas fragen, Mama. Tony habe ich schon gefragt, und er hat gesagt, er hätte nichts dagegen, wenn es dir recht ist.«
    »Worum geht es denn?« Sie verzog das Gesicht, als bereite sie sich innerlich auf eine fürchterliche Frage oder ein scheußliches Ansinnen vor.
    »Ich habe ein paar nette Mädchen in Winterhaven kennengelernt und mich mit ihnen angefreundet, insbesondere mit meiner Zimmergenossin Jennifer Longstone. Ich würde sie gern am Wochenende einmal einladen.«
    »Am Wochenende! O nein, Leigh, in der nächsten Zeit nicht, bitte. Ich kann nicht zulassen, daß du Scharen von Mädchen auf dem Anwesen herumführst und ganz und gar mit diesen neuen Freundinnen beschäftigt bist. Ich brauche dich, um Tony abzulenken. Er möchte dir Reiten und Skilaufen beibringen. Das hat er mir selbst gesagt, und er freut sich schon darauf, die Wochenenden dafür nutzen zu können.
    Du hast mir versprochen, mir in der Hinsicht zu helfen. Das hast du mir wirklich versprochen, Leigh«, erinnerte sie mich, und ihr Gesicht verzerrte sich. »Ich bin sicher, daß Tony nur aus Höflichkeit ja gesagt hat, als du ihn darum gebeten hast. Ihm wäre es wesentlich lieber, wenn er dich ganz für sich allein hätte, wenigstens eine Zeitlang. Später kannst du deine Freundinnen hierher einladen, aber einzeln.«
    »Aber Mama, wir haben doch soviel Platz hier. Wir brauchen sie doch nicht einzeln einzuladen«, rief ich aus.
    »Das werden wir noch sehen. Ich bin sicher, daß es alles nette und anständige Mädchen sind, wenn sie Winterhaven besuchen«, fügte sie noch hinzu und ging ins Bad. »Aber bitte, Leigh, mach mir keine Schwierigkeiten mehr. Ich bin ohnehin vollkommen ausgelaugt«, rief sie noch und ließ diesen Worten ein zwitscherndes Lachen folgen.
    Mein erstes Wochenende, an dem ich von Winterhaven nach Hause zurückkehrte, begann so, wie fast jedes dieser Wochenenden beginnen sollte. An den Freitagabenden ging es beim Essen immer recht steif zu, und wenn Tony und Mama nicht irgendwo zum Essen eingeladen waren, luden sie gewöhnlich Freunde zu uns ein. Keines der Paare brachte je seine Kinder mit, und das hieß, daß ich immer mit den Erwachsenen zusammen war, die über Dinge redeten, die mich kaum interessierten.
    Manchmal führte Tony einen Film vor. Ein paarmal gab ein Pianist im Musikzimmer eine Darbietung. Bei solchen Anlässen luden Tony und Mama ein halbes Dutzend Freunde oder noch mehr Leute zum Abendessen und dem anschließenden Privatkonzert ein. Mama sagte, das sei nicht nur schick, sondern auch ihre Art, die Kunst und die Künstler zu unterstützen.
    Tony und ich gingen während der Wintermonate zu einem Skihang in der Nähe. Er stellte einen privaten Skilehrer ein, der mir die Grundlagen beibrachte, und es dauerte nicht lange, bis ich ihm den Hang hinunterfolgte.
    Mama kam nie mit. Während wir unterwegs waren, besuchte sie jemanden oder lud ihre Freundinnen nach Farthy zu einer Bridgepartie ein. Wenn sie nicht Bridge spielte, machte sie Einkäufe in Boston oder besuchte eine Matinee.
    Troy war immer noch geschwächt von seiner schweren Lungenentzündung, und er mußte die meiste Zeit im Haus bleiben. Mama beharrte darauf, daß Tony eine Krankenschwester einstellte, die sich ständig um ihn kümmerte, obwohl er nicht mehr krank war. Als er dann Ende März Windpocken bekam und direkt im Anschluß daran Masern, hielt Mama Tony und mir immer wieder vor, wie klug es von ihr gewesen war, darauf zu bestehen, daß Troy rund um die Uhr medizinische Überwachung hatte.
    Er war öfter krank als gesund, und das schwächte den kleinen Troy. Er sah mich aus großen, traurigen Augen an, wenn der Sonntag kam und ich nach Winterhaven zurückkehren mußte, denn dann wußte er, daß er zu weiteren fünf Tagen mit wenig Gesellschaft und Unterhaltung verdammt war. Mama behandelte ihn wie einen wandelnden Seuchenherd und mied ihn nach Möglichkeit.

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