Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks
„Aber ich bin alt genug, um zu wissen, dass nicht alles, was ich möchte, auch gut für mich ist.“
Sie erwartete ein ironisches Lächeln, ein zustimmendes Nicken, aber Leo sah sie nur an. Nach einer Weile schüttelte er leicht mit dem Kopf.
„Soll das heißen, unsere Ehe ist nicht … nicht …“, er krauste die Stirn, als würde er nach dem richtigen Wort suchen, „… gut für deine Gesundheit?“
Bethany überhörte die herablassende Bemerkung und rief sich ins Gedächtnis, weshalb sie in Felici war – nicht, um Vergangenes zu analysieren, sondern um den Schlussstrich zu ziehen, ein für alle Mal. Wann würde sie das endlich kapieren?
Stumm beäugte sie die Speisen auf dem Tisch – zumindest in der Richtung gab es nichts zu befürchten. Die Küche war stets hervorragend gewesen, und daran hatte sich bestimmt nichts geändert. Sie nahm etwas von dem Huhn und eine großzügige Portion Polenta.
„Keine Antwort?“, bemerkte Leo nach einer Weile. „Ich kann nicht behaupten, dass mich das sonderlich überrascht.“
Sie griff nach der Gabel. „Falls es dich interessiert, ich habe sehr lange und gründlich über unsere Ehe nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass …“ Sie schwieg, dann holte sie tief Luft. „Eine Ehe, die nur dazu dient, den Partner zu dominieren oder zu demütigen, ist …“
„Markige Worte, fürwahr.“ Leo lachte spöttisch. „Soll das heißen, dass ich dich demütige?“ Das Lachen verschwand aus seiner Stimme. „Du fühlst dich von mir gedemütigt?“
Er sieht mich an, als würde ich ihn eines Verbrechens beschuldigen, dabei sage ich lediglich, wie es ist.
„Du warst es, der über unsere Ehe reden wollte, Leo, nicht ich“, entgegnete sie aufgebracht. „Du hättest hinzufügen sollen, wie ich zu antworten habe. Auf deinen Hohn kann ich verzichten.“
„Worauf du nicht verzichten kannst, ist, bei der Wahrheit zu bleiben“, konterte er eisig. „Du bist nicht das Opfer, als das du dich so gern hinstellst, Bethany. Und die Tatsache, dass du das immer noch tust, beweist lediglich, wie kindisch und unreif du in Wirklichkeit bist.“
„Siehst du? Du selbst lieferst den Beweis für das, was ich dir vorhalte.“ Jetzt nur keine Schwäche zeigen!
Er ließ sie nicht aus den Augen, und nach einer Weile spürte sie, wie ihre Wangen heiß wurden. Vor Zorn, versicherte sie sich. Sie war wütend auf ihn, sie hatte jeden Grund, wütend zu sein. Darum war dieser unsinnige Wunsch, über den Tisch zu reichen und die Hand auf seinen Arm zu legen, um die Kluft, die sie trennte, zu überbrücken, auch geradezu lächerlich.
„Vielleicht bist du nur zu unreif oder noch zu jung, um zu akzeptieren, wer du in Wirklichkeit bist“, sagte er langsam.
Bethany legte die Gabel auf den Teller – der Appetit war ihr vergangen, ebenso der Wunsch nach Aussprache.
„Wie kannst du es wagen, mir zu sagen, wie oder wer ich wirklich bin?“, brauste sie auf. Wann hatte Leo jemals versucht, sie zu verstehen? Noch heute wartete sie auf diesen Moment. „Ausgerechnet du, der mich am wenigsten kennt!“
„Ich kenne dich, Bethany, ich kenne dich in- und auswendig. Besser als du dich selbst kennst.“
„Das stimmt nicht. Und sollte es jemals zugetroffen haben, dann stimmt es schon lange nicht mehr.“ Wie sehr hatte sie sich nach seinem Verständnis gesehnt – wie sehr sehnte sie sich immer noch danach! Und wie sehr schmerzte die Gewissheit, dass sie sich umsonst sehnte.
„Nein? Dann lass mich dir sagen, wie gut ich dich kenne.“ Leos Stimme war eiskalt, aber seine Augen glühten. „Seit drei Jahren fantasierst du dir etwas zusammen, das mit der Realität absolut nichts zu tun hat – zweifellos mit der tatkräftigen Unterstützung dieses übernatürlich toleranten und verständnisvollen Liebhabers. Dir ist jedes Mittel recht, solange du nur vor den eigentlichen Problemen die Augen verschließen kannst.“
Einer Fackel gleich loderte der Zorn in ihr auf, und diesmal sah sie keinen Grund, ihn zu unterdrücken. Sie hatte nichts mehr zu verlieren, denn es war bereits alles verloren. Diese sogenannte Aussprache war sinnlos und nicht mehr als ein Tauziehen, um festzustellen, wer von ihnen der Stärkere war und den längeren Atem hatte. Warum also sollte sie schweigen?
„Die Ehe ist keine Monarchie, in der du als Herrscher von Gottes Gnaden über mich wie über einen X-beliebigen Untertan bestimmen kannst.“ Drei Jahre lang hatte sie die Worte in sich herumgetragen, und sie klangen
Weitere Kostenlose Bücher