Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks
genauso, wie sie klingen sollten – ruhig, beherrscht, vernichtend. „Unsere Ehe war noch nie eine Ehe, sondern immer nur ein Machtkampf, bei dem du alle Trümpfe in der Hand gehalten hast. Aber ich habe es satt, hörst du? Ich lasse mich nicht länger tyrannisieren.“
Leo starrte sie an. Kein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht. Bethany spürte die sanfte Brise auf ihren nackten Armen, sah das leise Flackern der Kerzen. Die Zeit schien stillzustehen, und die ganze Szene hatte etwas Unwirkliches.
Nie wäre es ihr früher in den Sinn gekommen, so mit ihm zu reden. Warum auch? Seine Überlegenheit stand für sie stets außer Zweifel, sein Wort war Gesetz. Wie hätte sie es wagen können, eine seiner Handlungen zu hinterfragen?
Und natürlich hatte sie mit ihrer Unbeherrschtheit alles nur noch verschlimmert. Wer achtete schon auf die Tiraden einer Irren, die sich nicht mehr unter Kontrolle hat und Gegenstände an die Wand schleudert? Er ganz gewiss nicht.
Nicht einmal sie selbst, gestand sie sich insgeheim ein. Zumindest jetzt nicht mehr.
„Du sagst die außergewöhnlichsten Dinge“, bemerkte er kalt.
„Dir muss es so vorkommen, das gebe ich zu. Für jemanden, der von klein auf befiehlt, ist Partnerschaft natürlich ein fremdes Konzept.“
„Du irrst dich, Bethany. Ganz davon abgesehen, was weißt du schon von Ehe und Partnerschaft? Solange es nach deinem Kopf geht, bist du zufrieden.“
„Umgekehrt wird ein Schuh daraus, Leo.“
Hart presste er die Lippen zusammen und sah sie so hochmütig an, dass es ihr kalt über den Rücken lief. Dennoch wich sie seinem Blick nicht aus. Was immer er auch glauben mochte, sie sagte die Wahrheit. Achtzehn Monate lang hatte er ihre Gefühle, ihre Einsamkeit und ihre Verzweiflung ignoriert, bis sie fast daran zugrunde ging.
„Habe ich dich verlassen, Bethany? Bin ich davongelaufen? Habe ich mich geweigert, Verbindung mit dir aufzunehmen? Bin ich dir nicht nach Toronto gefolgt?“ Er verzog den Mund, Verdammnis im Blick. „Nun?“
„Hör auf!“, zischte sie.
Er achtete nicht darauf. Auch seine Selbstbeherrschung hing nur noch an einem dünnen Faden. „Wer war es, der bei der ersten Begegnung nach drei Jahren ohne ein Wort der Begrüßung die Scheidung verlangt hat? Du oder ich?“
Sein Blick ging ihr durch und durch. So hatte sie ihn noch nie erlebt, sie hatte nicht geahnt, dass er so zornig sein konnte. Was war es, das ihn so in Rage versetzte, dass er die Stimme hob und seine Augen Feuer sprühten?
„Und du, ausgerechnet du, kommst auf die Idee, einen Vortrag über das Gelingen der Ehe zu halten.“ Er griff nach dem Weinglas und nahm einen tiefen Schluck.
Bethany schwieg. Protest war unmöglich – alles, was er ihr vorwarf, hatte sie tatsächlich getan. Sie war nicht stolz darauf. Aber verstand er denn nicht, dass er sie dazu getrieben hatte?
„Ich war hier, Bethany, die ganze Zeit hier in Felici. Drei Jahre habe ich gewartet, dass du dich besinnst und zurückkehrst. Aber wer nicht kam, warst du.“
„Ich verstehe nicht, wie du erwarten konntest, dass ich …“ Sie brach ab, es war aussichtslos. Wie hatte sie auch nur für eine Minute annehmen können, dass er die Geschehnisse von ihrem Standpunkt aus sehen könnte?
Leo sah nur, dass sie damals den Koffer gepackt hatte und abgereist war. Dass er sie zuerst verlassen hatte – nicht physisch, sondern gefühlsmäßig, was weit schlimmer war –, sah er nicht. Er hatte sich nichts vorzuwerfen, er war es, dem sie unrecht getan hatte, nicht umgekehrt.
„… dass du dein Ehegelübde einhältst?“, vervollständigte er ihren Satz mit beißender Ironie. „Weil du es bei unserer Trauung gelobt hast, darum!“
Ihre Trauung … Der Tag war der glücklichste ihres Lebens gewesen. Was gäbe sie nicht dafür, wenn sie die Zeit für sie beide zurückdrehen könnte! Wenn sie noch einmal beginnen könnten, mit dem, was sie heute wussten …
Entschlossen schob sie den unmöglichen Traum beiseite. „Auch du hast mir dein Wort gegeben“, erwiderte sie. „Das hat dich nicht davon abgehalten, mich …“
„Habe ich dich misshandelt? Bin ich dir untreu gewesen? Habe ich dich missbraucht? Ging es dir jemals schlecht?“
„Ich …“
„Ist dir mein Heim nicht gut genug?“ Er machte eine ausladende Armbewegung. „Ist es dir zu ländlich? Wäre Mailand mehr nach deinem Geschmack? Erklär mir, was die Wurzel all dieser Bitterkeit, all dieser Feindseligkeit ist. Was habe ich dir angetan, dass du einfach
Weitere Kostenlose Bücher