Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks
waren von vornherein festgelegt. Du warst der Herrscher, ich die Beherrschte. Und um dein Verhalten mir gegenüber vor dir selbst rechtfertigen zu können, bleibt dir nichts anderes übrig als mich zu manipulieren, weil es dann umso einfacher ist, mich auch zu kontrollieren.“
„Das kann nicht dein Ernst sein!“ Er lachte harsch. „Gibt es denn gar nichts, dessen du mich nicht bezichtigst?“
„Der schwer geprüfte Erwachsene und das aufmüpfige Kind“, fuhr sie unbeirrt fort. „Von Anfang an hast du mich als solches behandelt und dich dann gewundert, dass ich mich auch wie eins benommen habe. Aber damit hast du weder dir noch mir einen Gefallen getan.“ Sie schwieg einen Moment. „Das Kind von damals gibt es nicht mehr, Leo. Und wenn du jetzt erwartest, das ich mit den Füßen stampfe und Zeter und Mordio schreie, dann muss ich dich leider enttäuschen.“
„Das Einzige, was ich von dir erwarte – was ich stets erwartet habe –, ist, dass du dich wie meine Gemahlin verhältst.“ Auch er war aufgestanden, und über den Tisch hinweg sahen sie sich an – einander so nah und gleichzeitig meilenweit voneinander entfernt. „Allerdings kommt es mir jetzt so vor, als hättest du in mir nur einen zweiten Vater gesucht.“
Das Wort Vater stimmte sie traurig. Sie dachte an ihren Dad und wie sehr sie ihn immer noch vermisste. Gleichzeitig beschlich sie der unangenehme Verdacht, dass in dem, was Leo sagte, ein Körnchen Wahrheit steckte. Dass er ihr lediglich gab, was sie von Anfang an unwissentlich von ihm erwartet hatte. Und je länger sie darüber nachsann, umso mehr verstörte es sie.
Konnte es sein, dass sie ihn unabsichtlich und ohne sich darüber im Klaren zu sein in die Rolle des Ersatzvaters gedrängt hatte? Um ihn dann, als er ihre Erwartungen erfüllte, grundlos mit Anschuldigungen zu überhäufen? Tat sie ihm unrecht?
Haben wir, auf meinen eigenen Wunsch, eine Ehe zu dritt geführt?
Sie blinzelte. Welch absurde Idee – sie sah bereits Gespenster. Leos Mangel an Verständnis und seine Kälte waren es gewesen, die sie zur Flucht getrieben hatten. Er hatte sie vernachlässigt, manipuliert und dominiert.
„Wie … wie kannst du nur so etwas behaupten?“, stammelte sie verwirrt. „Wann warst du jemals ein Gatte? Du warst nie für mich da, wenn ich dich brauchte. Du warst immer nur der Fürst, der Herrscher, der Lehrmeister. Was konnte ich da sein, wenn nicht ein Kind?“ Sie schüttelte den Kopf. „Und dann wolltest du obendrein, dass wir eins bekommen.“
„Ich brauche einen Nachfolger, das habe ich nie verheimlicht. Als Prinz von Felici ist das meine oberste Pflicht, und das weißt du.“
„Wie könnte ich das jemals vergessen!“, höhnte sie, obwohl ihr das Herz dabei blutete. „Zuerst kommt der Prinz, danach die Familie und zum Schluss erst der Gatte.“
Schweigend betrachtete Leo sie. Sein Gesicht war eine Maske, hochmütig und unerbittlich. „Ist es das, womit du dich in den letzten Jahren befasst hast, Bethany?“, fragte er endlich, in einem Ton, der ihr durch und durch ging. „Mit der Suche nach einem Sündenbock, dem du die Schuld aufladen kannst?“
„Ich weiß nicht, wer Schuld hat und wer nicht. Ich weiß überhaupt nichts mehr“, flüsterte sie. „Letztlich ist es auch egal. Wir haben beide für unsere Fehler bezahlt, meinst du nicht auch?“
Keine Antwort. Sie sah zu ihm auf – in den schwarzen Augen hielten sich Leidenschaft und Bitterkeit die Waage, der sinnliche Mund war nur noch ein Strich. Sie seufzte leise.
Sein Schweigen sagte alles, was es noch zu sagen gab. Die Kluft, die sie trennte, war zu weit und ließ sich durch nichts überbrücken. Was immer sie zu erklären versuchte, er konnte oder wollte sie nicht verstehen, vermutlich beides. Diese Erkenntnis schmerzte mehr, als sie es je für möglich gehalten hätte.
Aber sie würde es überleben. Wie, wusste sie nicht, sondern nur, dass es ihr gelingen würde. Und nicht nur überleben, sondern darüber hinwegkommen!
„Flieg nach Australien, Leo“, sagte Bethany ruhig „Bleib so lange, wie du möchtest. Es spielt keine Rolle. Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich weglaufe. Ich warte auf dich, damit wir bei deiner Rückkehr endgültig den Schlussstrich ziehen können.“
Als der Privatjet in Sydney landete, war Leos Gemütsverfassung auf dem Nullpunkt und seine Geduld am Ende. Sein persönlicher Assistent, der ihn am Flughafen erwartete, musste das ausbaden: Auf die höfliche Frage, ob Signor
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