Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks
einen Käfig sperren kannst … Die Worte gefielen ihm kein bisschen.
Du tust, als wärst du eine Art Ersatzvater für mich … Das hatte er nie sein wollen, er hatte nur getan, was sie ihm signalisierte.
Niemals der Gatte, stets der Lehrmeister – was konnte ich da sein, wenn nicht ein Kind … Hätte sie sich nicht so kindisch benommen, wäre ihm die Rolle des Lehrmeisters erspart geblieben. Das Ganze war reiner Unsinn, und er zerbrach sich darüber auch noch den Kopf.
Dann versteifte er sich. Ich zerbreche mir ihretwegen den Kopf …
Vor drei Jahren hatte er keinen Gedanken an Bethanys seelische Verfassung verschwendet und es ihr überlassen, allein mit ihren Problemen fertigzuwerden. Das war keine angenehme Erkenntnis.
Er hielt ihr vor, dass sie ihr Ehegelübde in den Wind geschlagen hatte, als sie ihn verlassen hatte. Warum hatte er sie nicht zurückgehalten? Aus dem einfachen Grund, weil er fand, dass ihr etwas mehr Schliff und Lebenserfahrung nicht schaden könnten. Und weil er die ständigen Auseinandersetzungen müde war und es ihm nicht gelang, aus der zu jungen, zu unerfahrenen Frau die Gemahlin zu machen, die seinem Rang entsprach – die principessa , die sich ihrer Verpflichtungen bewusst war, keine unwürdigen Szenen veranstaltete, tadellose Umgangsformen besaß und ihm den erwarteten Nachfolger schenkte.
Mit anderen Worten, er hatte sie in den gleichen Käfig gesperrt, in dem er sein ganzes Leben verbracht hatte. Warum war ihm das nie bewusst geworden?
Mit einem Drink in der Hand saß Leo in der lauen australischen Frühlingsnacht auf dem Balkon seiner Suite und schaute auf die Lichter von Sydney. Der Besprechung war ein ermüdendes Dinner mit den zukünftigen Geschäftspartnern gefolgt, an dem er wohl oder übel hatte teilnehmen müssen. Nach einer endlosen Serie von Toasts auf den erfolgreichen Vertragsabschluss – seiner Meinung nach verfrüht, da die Unterschriften noch fehlten – hatte er sich um kurz vor Mitternacht aufatmend verabschiedet und war ins Hotel zurückgekehrt.
Sydney war eine Stadt nach seinem Geschmack, aber diesmal war er für ihren Charme unempfänglich. Seine Gedanken weilten bei Bethany, und wenn er die Augen schloss, war ihm, als säße sie neben ihm. Als würde er ihre klare Stimme hören und den betörenden Duft ihrer Haut einatmen. Sie ließ ihn nicht los, selbst hier nicht, am anderen Ende der Welt.
Noch waren sie Mann und Frau. Doch wenn er seine Verstimmung und seinen Frust beiseiteschob, um ihre Ehe aus Bethanys Perspektive zu betrachten, bot sich ihm kein erfreuliches Bild. Als Lebensgefährte hatte er kläglich versagt, an dieser Tatsache führte kein Weg vorbei.
Er hatte sie seinem Cousin und seiner Cousine gegenüber nie in Schutz genommen, obwohl er wusste, wie sehr die zwei Snobs Bethany mit ihren arroganten Unterstellungen und boshaften Sticheleien verletzten. Er hatte ihr verschwiegen, wie anders das Leben in Italien nach den sorgenfreien Wochen in Hawaii sein würde. Seine Aufgabe wäre es gewesen, sie darauf vorzubereiten. Er war der Ältere, der Erfahrene. An ihm war es, dafür zu sorgen, dass sie sich sicher und heimisch in einem Land fühlte, das sie nicht kannte, einer Umgebung, die ihr fremder war als der Mond.
Nichts von all dem hatte er getan.
Stattdessen hatte er keine Gelegenheit versäumt, um sie aller möglichen Vergehen und Unzulänglichkeiten zu bezichtigen. An der Richtigkeit seines eigenen Urteils hatte er niemals auch nur eine Sekunde gezweifelt.
Seufzend fragte er sich, wer in ihrer Beziehung das Kind war – die junge weltfremde Frau oder der überhebliche Mann, der nicht über seine Nasenspitze hinaussehen konnte?
Eine Stunde verging und dann noch eine, ohne dass Leo es merkte. Seine Gedanken weilten bei zwei tiefblauen traurigen Augen, die wieder strahlen, wieder lächeln sollten.
Und das würden sie auch, komme, was wolle.
8. KAPITEL
„Ich habe nicht vor, dich in einen Käfig zu sperren, Bethany.“ Unangemeldet betrat Leo den kleinen Salon neben den Räumen der principessa . „Ganz im Gegenteil.“
Beim Klang seiner Stimme zuckte sie zusammen und ließ die kostbare Erstausgabe zu Boden fallen, in der sie gelesen hatte. Vier Tage, in denen sie nichts von ihm gehört hatte, waren seit seinem Abflug vergangen.
Seit vier Tagen warte ich auf deine Rückkehr.
Sie schwang die Beine vom Sofa und setzte sich auf. Ihr Herz machte einen kleinen Sprung, genau wie früher, wenn Leo von einer seiner zahllosen
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