Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks
der glänzenden Pracht zu vergraben. Leo di Marco war ein Traum von einem Mann. Der Traum meiner schlaflosen Nächte, dachte sie mit einem Anflug von Galgenhumor.
Und mehr würde er auch niemals sein. Zu viel war geschehen, zu viel lag zwischen ihm und ihr. So sehr sie sich auch danach sehnte, der Versuch eines Neubeginns war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Und diesmal würde sie daran zerbrechen.
„In zwei Stunden fliege ich nach Sydney“, informierte er sie neutral. „Eine Geschäftsreise, die sich unglücklicherweise nicht aufschieben lässt.“ Bethany hatte den Eindruck, dass er die Worte mit Bedacht wählte. „Eine Situation erfordert meine Anwesenheit.
„Du … fliegst nach Australien? Heute ?“ Sie blinzelte.
Leo nickte. „Es bleibt mir nichts anderes übrig. Ich bin im Begriff, eine Hotelkette zu kaufen, und nun stecken die Verhandlungen fest. Ich hatte gehofft, es würde nicht dazu kommen, aber anscheinend werde ich gebraucht.“
Sie biss sich auf die Lippe. Wie oft hatte sie diese Sätze schon gehört! Irgendwo, irgendwann war seine Anwesenheit immer dringend erforderlich. Ein Tag hier, eine Woche dort – es war immer das Gleiche. Und jedes Mal auf die letzte Minute.
„Wie lange wirst du unterwegs sein?“, fragte sie ausdruckslos, nahm eine Scheibe Toast, legte sie aber gleich wieder zurück auf den Teller. Der Appetit war ihr vergangen.
„Nicht allzu lange, nehme ich an.“
„Zwei Wochen? Zwei Monate? Wenn ich mich recht erinnere, kann ‚nicht allzu lange‘ das eine wie das andere bedeuten.“ Bethany lachte ironisch. „Die Pflicht ruft.“
Sein Blick war unergründlich. Mit einem Handzeichen bedeutete er dem Diener, dass er gehen könne – so, wie er es auch früher getan hatte, wenn eine Meinungsverschiedenheit bevorstand. „Für den Fall, dass dein Temperament mit dir durchgeht“, hatte er sie dabei stets in seinem herablassendsten Ton informiert. Zähneknirschend schob Bethany die demütigende Erinnerung beiseite.
Keiner sagte ein Wort, und nach einer Weile wurde die Atmosphäre im Zimmer so drückend wie bei einem Gewitter, das sich jede Minute entladen konnte.
„Wenn mich nicht alles täuscht, hast du damit ein Problem“, bemerkte er schließlich. „Oder?“
Auch mit diesem Spruch war sie bestens vertraut. Im Klartext bedeutete er, dass nur eine Hysterikerin wie sie auf die Idee käme, wegen einer solchen Lappalie eine Szene zu machen. Die Versuchung, ihm klipp und klar mitzuteilen, was sie von ihm und seinen Geschäftsreisen hielt, war übermächtig.
Aber diese Genugtuung sollte er nicht bekommen – lieber biss sie sich die Zunge ab.
Nach einigen tiefen Atemzügen hatte Bethany sich wieder im Griff. „Warum bin ich überhaupt hier, Leo?“, fragte sie ruhig. Plötzlich kam ihr ein Gedanke, und impulsiv sprach sie ihn aus. „War diese Reise längst geplant? Ist das einer deiner Tricks?“
„Nein, Bethany, das ist ‚keiner meiner Tricks‘, wie du es nennst, sondern etwas, das im Geschäftsleben vorkommt. Du denkst natürlich sofort an ein Komplott.“
Zornig schob sie den Stuhl zurück und stand auf. Fast wäre sie dabei gestolpert, so wütend war auf sich selbst. Warum hatte sie so etwas nicht vorausgesehen? Nichts hatte sich geändert. Leo dachte nur an sich und seine Geschäfte, alles Übrige war nebensächlich.
„Ich kann ebenso gut zurückfliegen und wie bisher weiterleben. Unsere Ehe ist eine Farce, aber dich stört das nicht im Geringsten.“
„Ich kann nicht die ganze Welt kontrollieren, Bethany. Es wäre mir bedeutend lieber, dich nicht allein zu lassen, jetzt, wo du endlich wieder da bist. Aber leider lässt es sich nicht vermeiden. Was erwartest du von mir? Dass ich Millionen verliere, bloß, weil es nicht nach deinem Kopf geht?“
In ohnmächtiger Wut ballte sie die Hände zu Fäusten. Konnte oder wollte er nicht verstehen, wie weh ihr seine Geringschätzung tat? Was gäbe sie nicht dafür, ihm Gleiches mit Gleichem zu vergelten! Aber damit würde sie sich selbst mehr Schaden zufügen als ihm. Wenn sie jetzt den Mund öffnete und ihrem Zorn Luft machte, würde sie es später bitter bereuen.
Nach einer Weile wurde sie ruhiger und wusste, dass sie sich wieder in der Hand hatte.
„Ich behaupte nicht, dass es mir zusagt, aber ich verstehe, weshalb du nicht anders mit mir sprechen kannst. Aus deiner Sicht ist es sogar logisch“, erwiderte sie sachlich. „Für dich war ich nie eine ebenbürtige Partnerin. Die Rollen in unserer Ehe
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