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Casting fuer die Liebe

Titel: Casting fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Ludwig
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Lebkuchenherz und das Cover von ›Heaven is here‹ an, auf dem Philipp scherenschnittartig abgebildet ist und das ich auf meinem Nachttischkästchen deponiert habe.
    »Klar!«, wiederholt Isabel stoisch.

    Ich bin mir da leider nicht so sicher. Vielleicht hätte Philipp ja auch jeder anderen, die er mit Punsch übergossen hat, ein Lebkuchenherz geschenkt.
    Aber Isabel zeigt auf das Herz und rollt mit den Augen. »Lies doch mal!«, fordert sie mich auf. Völlig unnötigerweise – ich habe die Inschrift heute schon über hundert Mal gelesen! Sie hat sich bereits als unsichtbares Brandzeichen auf meinem Herzen verewigt!
    »S-C-H-Ä-T-Z-C-H-E-N!«, buchstabiert Isabel. »Da steht Schätzchen! Und ein Schätzchen ist doch süß!«
    »Meinst du wirklich?«, frage ich zum ungefähr achtzehnten Mal.
    Isabel stöhnt auf.
    »Um mal von etwas anderem zu reden«, sagt sie dann.»Ich weiß gar nicht, ob mir Dominik überhaupt noch so gut gefällt!«
    Mir stockt augenblicklich der Atem. Wenn Isabel Dominik nicht mehr gut findet, steht sie wahrscheinlich auch auf Philipp! Das wäre ja das Ende vom Anfang!
    »N-n-n-ein?«, stottere ich.
    »Nein«, meint Isabel und rekelt sich auf meinem Teppichboden. Sie beginnt, ein paar Staubflusen aufzupicken.
    »Eigentlich fand ich Gregor gestern ganz süß«, fährt sie dann fort. Aber ich finde, das klingt nicht wirklich überzeugend.
    Überhaupt, was soll denn das für eine Liebe sein? Heute den, morgen den!
    »Und Philipp?«, frage ich unsicher. »Wie fandest du denn?«
    »Auch gut! Aber der passt besser zu dir«, erklärt Isabel und rollt sich auf den Bauch. »Außerdem findet er dich süß!«
    »Meinst du wirklich?«, frage ich schon wieder – und Isabel drückt sich beide Hände gegen die Ohren.

    Von mir aus könnten wir den ganzen Samstag so in meinem Zimmer verbringen,
Room 16
hören, von
Room 16
träumen, über
Room 16
quatschen, Karottenschnitze essen. (Klar, Gummibärchen wären mir lieber. Aber wir haben ja ein Casting vor uns, für das wir jetzt umso mehr in Topform sein müssen!)
    Doch leider schreiben wir am Montag Matheschulaufgabe und Geometrie ist immer noch ein Buch mit siebenundsiebzig Siegeln für uns.
    Meine Mama guckt kurz zu uns ins Zimmer, um uns etwas zu trinken zu bringen und zu sagen, dass sie mit Papa einkaufen fährt.
    »Ich hab einen Apfelstrudel gemacht«, erklärt sie außerdem. »Steht unten in der Küche!«
    Apfelstrudel klingt so verlockend, dass wir unsere selbst auferlegte Nahrungsrestriktion erst mal vergessen und uns runter in die Küche verziehen. Schließlich sind Äpfel ja auch gesund!

    Wir schneiden uns gerade zwei Stücke ab, als die Haustür aufgesperrt wird. Luis kommt nach Hause. Mit David im Schlepptau.
    »Die haben uns ja gerade noch gefehlt«, seufze ich, als Luis auch schon in der Küche erscheint.
    »Hey, hier riecht es ja nach Apfelstrudel!«, ruft er.
    »Mein Lieblingskuchen!«, fügt David hinzu.
    »Ist genug für alle da!«, verkündet Isabel auch noch.
    Ich könnte ihr eine Ohrfeige geben!
    Als David und Luis die Teller ins Wohnzimmer tragen, flüstert sie mir zu: »Apfelstrudel gegen Mathenachhilfe!« Daher weht der Wind also. Ich bin trotzdem nicht begeistert über den unverhofften Nachmittag zu viert.

    Luis und David machen sich über den Apfelstrudel her, als hätten sie gerade einen hunderttägigen Hungerstreik hinter sich. Aber ansonsten benimmt sich Luis ungewohnt manierlich. Keine Beleidigungen, kein lautes Geschmatze, kein Rülpser zum Abschluss.
    Vielleicht ist er ja endlich raus aus den Flegeljahren, in die er – laut meiner Mama – an seinem zweiten Geburtstag eingetreten ist.
    »Wie wär’s heute wieder mit Monopoly?«, fragt David, als er seinen Teller ratzekahl leer geputzt hat. »Spielst du diesmal mit, Leonie?« Er sieht mich so eindringlich an, dass ich schon fast »Ehe ich mich schlagen lasse!« sagen will.
    Aber Isabel kommt mir zuvor. »Wir müssen leider Geometrie lernen«, meint sie und hebt bedauernd die Schultern.
    »Soll ich euch helfen?«, fragt Luis prompt.
    Isabel tut so, als wäre sie selber noch gar nicht auf die Idee gekommen. »Ach, würdest du noch mal?«, fragt sie mit Engelsstimme und lächelt ihn dabei an.

    Dieses Getue ist doch echt übertrieben! Mittlerweile finde ich es ja auch ganz nett von Luis, dass er uns Mathe erklären will.
    Aber meiner Meinung nach ist ihm genug damit gedankt, dass wir die Sache mit der Enthaarungscreme vergessen und er weiterhin als gegelter Igel durch die

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