Casting fuer die Liebe
meinen Arm!
Könnte er mir nicht bitte auch noch einen Tässchen Punsch über den Kopf schütten???
»Wie kann ich das denn wiedergutmachen?«, fragt er und sein Gesicht sieht so rührend besorgt aus, dass ich kurz erwäge, doch noch einfach umzukippen. Ich bekäme bestimmt die schönste Mund-zu-Mund-Beatmung der Welt!
»Das macht … äh … wirklich nichts!«, stammle ich. Ich bekomme einfach keinen geraden Satz raus! Wahrscheinlich sitzt da, wo mein Kopf sein sollte, nur noch ein großer Bausch Zuckerwatte!
»Ich weiß nicht, ob du noch Lust auf Punsch hast, aber wenn du möchtest, geb ich dir einen Becher aus«, erklärt Philipp und hält dabei immer noch meinen Arm fest.
Das ist zu viel für mich. Aus idiotisch großen Augen glotze ich Philipp an und kriege endgültig kein Wort mehr über die Lippen.
Zum Glück springt mir Isabel zur Seite: »Natürlich wollen wir noch Punsch! Oder ist der neuerdings nur noch zur äußeren Anwendung gedacht?«, fragt sie und grinst frech.
Ich bewundere Isabel! Dominik, in den Isabel doch auch Hals über Kopf verliebt ist, steht direkt neben Philipp. Und meine beste Freundin ist trotzdem in der Lage, völlig unbeeindruckt kühne Reden zu schwingen!
»Also zwei Becher für die Damen!«, lächelt Philipp und mein Herz fängt bei diesem Lächeln so wild an zu hüpfen, dass ich befürchte, es könnte aus meiner Brust springen und in den Kessel mit Punsch fallen.
Wir sind als Nächstes an der Reihe und Philipp bestellt je einen Becher für Isabel und mich und dann noch mal einen neuen für sich, weil sein alter Punsch ja auf meinem Mantel gelandet ist.
Am Vordach der Bude hängen verschiedene, bunte Lebkuchenherzen und ich sehe, wie Philipp sie betrachtet und schließlich eines vom Haken nimmt.
Er bezahlt es zusammen mit dem Punsch. Dann dreht er sich um und hängt mir das Herz mit der Aufschrift »Sorry Schätzchen!« vorsichtig um den Hals.
Ich stehe einfach nur da, stumm und starr, und traue mich fast nicht zu atmen. Philipps Gesicht ist nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt. Während ich auf meine Stiefelspitzen stiere, nehme ich Philipps Duft wahr. Er riecht nach seiner Lederjacke und nach Aftershave und ein bisschen auch nach der weiten, wilden Großstadt, in der in dunklen Proberäumen laute Musik gemacht wird.
»Danke!«, sage ich mit belegter Stimme. »Sehr hübsch!« Etwas Bescheuerteres hätte mir auch nicht einfallen können!
In den letzten fünf Minuten war es mir, als würde mein Leben in Zeitlupe verlaufen, aber jetzt geht auf einmal alles ganz schnell.
»Dann schönen Abend euch beiden – und entschuldige noch einmal!«, sagt Philipp, nimmt einen Schluck aus seinem Becher und dreht sich um.
Wie betäubt stehen Isabel und ich da und sehen den Jungs nach, die einfach in der Menge verschwinden.
»Zwick mich, bitte!«, sagt Isabel, als kein Zipfelchen von Philipps schwarzer Schirmmütze mehr zu sehen ist.
Wenn das Lebkuchenherz nicht immer noch um meinen Hals baumeln würde, hätte ich das Ganze wirklich nur für einen Traum gehalten!
Wir würden wahrscheinlich noch eine halbe Ewigkeit wie angewurzelt auf dieser Stelle stehen bleiben, doch leider fängt mein Arm langsam an, ziemlich kalt und klamm zu werden.
Also trinken wir unsere Becher nur halb leer und machen uns dann auf den Weg zu unseren Fahrrädern.
Als ich Isabel gerade von meinem Entschluss berichte, meinen Mantel einfach nur trocknen zu lassen und nie, nie mehr zu waschen, sehen wir Philipp und seine Bandkollegennoch einmal. Sie stehen an einem Stand mit selbst gemachten Stricksachen.
Philipp begutachtet gerade ein Paar grau-grün-blau gestreifte Ringelsocken.
»Die scheußlichen Dinger wird er doch wohl nicht kaufen wollen«, flüstert Isabel mir zu.
Doch tatsächlich zückt Philipp sein Portemonnaie und bezahlt die komischen Strickstrümpfe.
Isabel muss kichern, aber ich finde das irgendwie unheimlich rührend!
Mein cooler Philipp, der beste Rocksänger aller Zeiten, lümmelt zu Hause gemütlich in selbst gestrickten Ringelsocken auf dem Sofa rum! Das macht ihn mir gleich noch viel sympathischer!
Ich drücke das Lebkuchenherz an mich und spüre, wie es rund um das Herz in meiner Brust zu ziehen anfängt.
Ein eindeutiger Fall. Jetzt bin ich endgültig hoffnungslos verliebt!
Tauschgeschäft
K lar, der fand dich süß!«, sagt Isabel nun schon zum ungefähr siebzehnten Mal an diesem Tag.
»Meinst du wirklich?« Ich liege auf meinem Bett und starre abwechselnd das
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