Castle 1 - Castle, R: Castle 1
Berichte schnell zusammen, dass eine Dampfleitung explodiert war, ein weiterer Beweis dafür, dass die veraltete Infrastruktur der Stadt den anhaltenden hohen Temperaturen nicht gewachsen war. Die Hitzewelle dauerte jetzt schon fast eine Woche an, und Manhattan fing an, zu brodeln und aufzuplatzen wie eine Käsepizza.
Am Columbus Circle würde es kein Durchkommen geben, also nahm sie den längeren, aber schnelleren Weg zurück zum Revier. Sie näherte sich dem Central Park vom Plaza aus und nahm den East Drive Richtung Norden. Die Stadt hatte den Park bis drei Uhr für Motorfahrzeuge gesperrt, daher glich ihre Fahrt irgendwie einem Sonntagsausflug aufs Land, zumindest bis sie die Klimaanlage einschaltete. Sägeböcke blockierten die Durchfahrt an der Einundsiebzigsten Straße, aber die Polizistin vor Ort erkannte ihren Wagen als nicht gekennzeichnetes Polizeifahrzeug und sorgte dafür, dass der Weg für sie freigemacht wurde. Nikki hielt neben ihr an. „Wem sind Sie denn auf die Füße getreten, um diesen Dienst aufgebrummt zu bekommen?“
„Muss wohl Karma aus einem früheren Leben sein“, erwiderte die uniformierte Kollegin lachend.
Nikki sah zu der ungeöffneten Wasserflasche in ihrem Getränkehalter, griff danach und reichte sie der Frau. „Bewahren Sie einen kühlen Kopf, Officer“, sagte sie und fuhr weiter.
Die Hitze legte alles lahm. Abgesehen von einer Handvoll verrückter Jogger und wahnsinniger Radfahrer, hatte man den Park den Vögeln und Eichhörnchen überlassen. Nikki fuhr langsamer, als sie die Rückseite des Metropolitan-Museums erreichte. Sie betrachtete die geschwungene Glasfassade des Zwischengeschosses und lächelte, wie sie es jedes Mal tat, wenn sie dort vorbeikam. Bei dem Anblick musste sie immer an die Filmszene aus
Harry und Sally
denken, in der Harry Sally beibrachte, wie man einem Kellner erklärte, dass zu viel Pfeffer in dem Paprikasch war. Ein junges Paar spazierte Hand in Hand über den Rasen, und ohne darüber nachzudenken, stellte Nikki den Motor ab und beobachtete die beiden, die einfach nur zusammen waren und alle Zeit der Welt hatten. Als sie einen Anflug von Melancholie verspürte, verdrängte sie diese, indem sie langsam auf das Gaspedal trat. Zeit, zurück an die Arbeit zu gehen.
Rook sprang von ihrem Schreibtischstuhl auf, als Nikki in den Hauptraum des Reviers kam. Er hatte eindeutig auf ihre Rückkehr gewartet und wollte wissen, wo sie gewesen war, womit er eigentlich sagen wollte: Warum durfte ich nicht mitkommen? Während sie ihm erklärte, dass sie noch einmal mit Noah Paxton gesprochen hatte, wurde Rook weder entspannter noch weniger offensichtlich.
„Wissen Sie, mir ist klar, dass es Ihnen nicht besonders gefällt, ständig von mir begleitet zu werden, aber ich finde, dass ich mich bei diesen Befragungen bisher immer als recht nützlich erwiesen habe. Ich biete Ihnen ein zusätzliches Paar Augen und Ohren.“
„Darf ich Sie daran erinnern, dass ich mich mitten in einer laufenden Mordermittlung befinde? Ich musste den Zeugen allein befragen, weil ich wollte, dass er ganz offen mit mir spricht, ohne dass irgendwelche zusätzlichen Augen und Ohren anwesend sind, ganz egal wie nützlich sie auch sein mögen.“
„Sie geben also zu, dass ich nützlich bin?“
„Sie sollten nicht alles so persönlich nehmen und vor allem versuchen, nicht so bedürftig zu wirken.“ Sie sah ihn an und erkannte, dass er einfach nur in ihrer Nähe sein wollte. Sie musste zugeben, dass ihn das eher niedlich als bedürftig wirken ließ. Nikki musste lächeln. „Und ja, Sie sind nützlich – manchmal.“
„Super.“
„Nur nicht jedes Mal, okay?“
„Wir sind auf einem guten Weg, also belassen wir es dabei“, sagte er.
„Es gibt Neuigkeiten von Pochenko“, verkündete Ochoa, als er und Raley durch die Tür kamen.
„Sagen Sie mir, dass er auf Rikers Island ist und sich keinen Anwalt besorgen kann. Das wären gute Neuigkeiten“, meinte sie. „Was haben Sie?“
„Tja, Sie hatten recht“, sagte Ochoa. „Ein Kerl, auf den seine Beschreibung passt, hat heute in einer Duane-Reade-Drogerie im East Village das halbe Regal mit den Erste-Hilfe-Produkten leer geräumt.“
„Wir haben sogar das Überwachungsvideo.“ Raley legte eine DVD in seinen Computer ein.
„Konnten Sie Pochenko identifizieren?“, fragte sie.
„Sagen Sie’s mir.“
Das Überwachungsvideo aus der Drogerie war düster und verwackelt, aber der Mann darauf war eindeutig Pochenko. Der große Russe
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