Castle 1 - Castle, R: Castle 1
Puzzlestück zuhören, und Aufregung, besonders ihre eigene, verursachte nur unnötigen Lärm.
„Und zweitens: Sie hatten recht. Auf der Außenseite des Fensters an der Feuerleiter waren Fingerabdrücke. Und wir wissen, zu wem sie gehören.“
„Was Sie nicht sagen“, murmelte Rook.
Heat saß da und ließ die Informationen sacken. „Okay. Wir haben also ein Beweisstück, das darauf hindeutet, dass Pochenko Matthew Starr vom Balkon geworfen hat, und ein weiteres dafür, dass er irgendwann erfolglos versucht hat, sich durch ein Fenster Zugang zur Wohnung zu verschaffen.“ Sie ging zum Mordfallbrett zurück und schrieb Pochenkos Namen neben das Wort „Fasern“. Auf eine freie Stelle schrieb sie „Zugang?“ und umkreiste es.
Während sie dort stand und den Stift zwischen ihren Händen hin- und herwarf – eine neue Angewohnheit, wie ihr auffiel –, wanderte ihr Blick zu dem Foto des sechseckigen Rings und dann zu dem der Blutergüsse auf Matthew Starrs Oberkörper. „Detective Raley, wie sehr hängt es Ihnen zum Hals raus, sich das Überwachungsvideo aus dem Guilford anzusehen?“
„Mehr als alles andere?“
Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Dann werden Sie Ihre nächste Aufgabe hassen.“ Sie zog ihre Hand zurück und wischte sie sich diskret an ihrer Hose ab.
Ochoa kicherte vor sich hin und summte die Titelmelodie von
SpongeBob
.
Während Raley das Überwachungsvideo hervorkramte und einlegte, erledigte Heat ihre übliche Anrufrunde, um zu überprüfen, ob es irgendwelche kleineren Diebstähle, tätliche Angriffe oder Raubüberfälle an Geldautomaten gegeben hatte, die von Pochenko begangen worden sein könnten. Es hatte keine Spur mehr von ihm gegeben, seit er sich in der Drogerie bedient hatte. Ein Freund von Nikki, ein Undercoverpolizist von der Sitte, der im russischen Viertel in Brighton Beach im Einsatz war, hatte auch nichts herausfinden können. Heat redete sich ein, diese zwanghaften Überprüfungen seien gute Ermittlungsarbeit – schließlich führte Fleiß oftmals zu Erfolg. Aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie einfach nicht mit der Vorstellung leben konnte, dass dort draußen ein gefährlicher Mann herumlief, der einen persönlichen Groll gegen sie hegte und einfach nicht aufzufinden war. Diese Tatsache forderte die von Detective Heat so geschätzte Fähigkeit heraus, sich von den emotionalen Aspekten ihrer Arbeit zu distanzieren. Immerhin sollte sie die Polizistin und nicht das Opfer sein. Nikki gestattete es sich für einen kurzen Moment, vollkommen menschlich zu sein, und konzentrierte sich dann wieder auf ihre Aufgabe.
Wohin war er verschwunden? Ein so großer und auffälliger Mann, der außerdem verletzt war, sich auf der Flucht befand und nicht in seine Wohnung zurückkehren konnte, würde doch irgendwann zwangsläufig zum Plünderer werden müssen. Sofern er nicht irgendwo geheime Vorräte und/oder Geld versteckt hatte, konnte er seine Anwesenheit nicht so lange verborgen halten. Vielleicht hatte er diese Dinge. Vielleicht. Es fühlte sich nicht richtig an. Sie legte das Telefon nach ihrem letzten Anruf auf und starrte vor sich hin.
„Vielleicht hat er es in eine dieser Realityshows geschafft, in denen die Teilnehmer auf einer einsamen Insel ausgesetzt werden, um Käfer zu essen und sich gegenseitig zu beschimpfen“, schlug Rook vor. „Du weißt schon, so was wie
Ich bin ein gewalttätiger Mörder – Holt mich hier raus!
“
„Schwarz mit einem Stück Süßstoff, richtig?“ Nikki stellte eine Tasse Kaffee auf Raleys Schreibtisch.
„Oh … danke, ja, das ist toll.“ Raley ließ das Überwachungsvideo aus der Lobby des Guilfords vorwärtslaufen. „Es sei denn, das bedeutet, dass ich mit diesem Video eine weitere Nachtschicht einlegen muss.“
„Nein, dieses Mal wird es nicht lange dauern. Spulen Sie zu Mirics und Pochenkos Eintreffen vor und spielen Sie es dann langsamer ab.“ Raley hatte mittlerweile jede Menge Erfahrung mit diesem Teil des Videos und fand auf Anhieb die Stelle, wo die beiden von der Straße in die Lobby kamen. „Okay, halten Sie es an, sobald nur noch Pochenko im Bild ist.“
Raley fror das Bild ein und veränderte die Einstellung so, dass sie an das Gesicht des Russen heranzoomte. „Wonach suchen wir?“
„Nicht danach“, erwiderte sie.
„Aber Sie wollten doch, dass ich das Video genau hier anhalte.“
„Stimmt. Und was haben wir die ganze Zeit gemacht? Wir haben uns nur auf sein Gesicht konzentriert, um ihn zu
Weitere Kostenlose Bücher