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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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ausgearbeitet. Ohne Zweifel hätte er Schweden bevorzugt, wo das Intelligenzniveau hoch war, wo er nackt mit wunderschönen, sonor sprechenden Mädchen hätte schwimmen gehen und lauter glückliche, ungebärdige Stämme illegitimer Yossariáns zeugen können, die der Staat zur Welt bringen helfen und ohne jedes Vorurteil in die Gesellschaft aufnehmen würde; doch war Schweden unerreichbar, es war zu weit entfernt, und Yossarián wartete auf den Flaksplitter, der einen seiner Motoren über den italienischen Alpen außer Gefecht setzen und ihm den Vorwand liefern sollte, die Schweiz anzufliegen. Selbst seinem Piloten würde er verschweigen, wohin er ihn dirigierte. Yossarián dachte oft daran, mit einem Piloten, dem er vertrauen könnte, Motorschaden zu spielen und dann die belastenden Indizien mit einer Bauchlandung zu vernichten, doch der einzige Pilot, dem er traute, war McWatt, der mit seinem Los ganz glücklich war und dem nichts größeren Spaß bereitete, als im Tiefflug über Yossariáns Zelt zu brausen oder so niedrig über den Badestrand zu fliegen, daß der Sog seiner Propeller das Wasser aufwirbelte und noch Sekunden später weißer Schaum umherspritzte.
    Dobbs und Hungry Joe kamen nicht in Frage, und auch Orr nicht, der wieder an dem Ventil der Heizölleitung bastelte, als Yossarián verzweifelt ins Zelt humpelte, nachdem Dobbs ihn abgewiesen hatte. Der Ofen, den Orr aus einem Benzinfaß erbaute, stand mitten auf dem glatten Betonfußboden, den ebenfalls Orr gegossen hatte. Orr arbeitete emsig, auf beiden Knien kauernd.
    Yossarián bemühte sich, ihn nicht zu beachten, humpelte erschöpft zu seinem Bett und ließ sich gedehnt ächzend darauf nieder. Schweißtropfen erkalteten auf seiner Stirn. Dobbs hatte ihn deprimiert. Doc Daneeka deprimierte ihn ebenfalls. Ein drohendes Abbild seines Unterganges stieg deprimierend vor ihm auf, wenn er Orr ansah. Er begann, innerlich auf mehrere Arten zugleich zu zucken. Seine Nervenenden zitterten, und die Vene an einem seiner Handgelenke begann zu pochen.
    Orr betrachtete Yossarián über die Schulter. Seine feuchten Lippen waren geöffnet und ließen zwei konvexe Reihen großer Pferdezähne sehen. Er streckte den Arm zur Seite, kramte aus seiner Kleiderkiste eine Flasche warmes Bier hervor, und nachdem er sie geöffnet hatte, reichte er sie Yossarián. Keiner sagte ein Wort. Yossarián wischte den Schaum ab und legte dann den Kopf zurück. Orr sah ihm schlau und stumm grinsend zu. Yossarián betrachtete Orr wachsam. Orr kicherte dumpf zischend und hockte sich wieder an seine Arbeit. Yossarián erstarrte.
    »Fang nicht an«, sagte er bittend und seine Hände packten die Flasche fester. »Fang nicht an mit deinem Ofen.«
    Orr gackerte stillvergnügt. »Ich bin fast fertig.«
    »Nein, das bist du nicht. Du fängst erst an.«
    »Siehst du das Ventil hier? Es ist schon beinahe zusammengesetzt.«
    »Und du willst es gerade wieder auseinandernehmen. Ich weiß sehr wohl, was du machst, du Molch. Ich habe dir jetzt dreihundertmal dabei zugesehen.«
    Orr erschauerte vor Entzücken. »Ich muß das Leck in der Ölleitung beseitigen«, erläuterte er. »Es ist jetzt schon kein richtiges Leck mehr, es tröpfelt kaum noch.«
    »Ich halte es nicht aus, dir zuzusehen«, gestand Yossarián leise.
    »Wenn du an was Großem arbeiten willst, bitte sehr. Aber dieses Ventil ist voll von winzigen Teilen, und ich habe einfach nicht die Geduld, dir zuzusehen, wenn du an so kleinen, unwichtigen Sachen herumfummelst.«
    »Daß sie klein sind, heißt noch lange nicht, daß sie unwichtig sind.«
    »Es ist mir egal.«
    »Darf ich es noch einmal versuchen?«
    »Ja, wenn ich nicht da bin. Du bist ein heiterer Schwachkopf, und du begreifst nicht, wie mir zumute ist. Wenn du mit diesen kleinen Dingern da herummachst, dann wird mir, ich weiß nicht wie. Ich merke dann, daß ich dich nicht leiden kann. Ich fange an, dich zu hassen und ernstlich darüber nachzudenken, ob ich dir nicht die Flasche auf den Kopf schlagen oder dich mit dem Dolch da erstechen soll. Begreifst du das?«
    Orr nickte verständnisvoll. »Ich werde das Ventil also nicht auseinandernehmen«, sagte er und begann es auseinanderzunehmen, wobei er mit langsamer, unermüdlicher, unendlicher Genauigkeit vorging, das bäuerliche, unhübsche Gesicht nahe am Fußboden, und behutsam den winzigen Mechanismus mit so grenzenloser, gewissenhafter Konzentration befingerte, daß es den Anschein hatte, als sei er mit den Gedanken gar nicht

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