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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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wußte er, daß der Sieg ihm gehörte, denn jetzt konnte er jederzeit abbrechen. Er hatte sich in der Krise bewährt. Es gelüstete ihn, Colonel Schittkopp triumphierend und schadenfroh ins Gesicht zu lachen. Er hatte eine Notlage glänzend gemeistert und beschloß, die Einweisung mit einer feurigen Ansprache zu beenden, die, wie ihm sein Instinkt versicherte, ein Musterbeispiel an beredtem Feingefühl war.
    »Also Leute«, mahnte er, »wir haben heute einen bedeutenden Gast bei uns, General Peckem von der Truppenbetreuung, eben den Mann, dem wir alle unsere Faustbälle, unsere Bilderbücher und die Gastspiele der Fronttheater verdanken. Ihm möchte ich diesen Einsatz widmen. Fliegt gegen den Feind, werft eure Bomben—für mich, fürs Vaterland, für Gott und für General Peckem, diesen großen Amerikaner. Und achtet mir darauf, daß alle Bomben auf die gleiche Stelle fallen!«

Dunbar
    Yossarián scherte es nicht mehr, wohin seine Bomben fielen, wenn er auch nicht so weit ging wie Dunbar, der seine Bomben Hunderte von Metern hinter dem Dorf fallen ließ und vor ein Kriegsgericht gestellt werden würde, falls jemals herauskäme, daß er es vorsätzlich getan hatte. Dunbar wollte mit der ganzen Angelegenheit nichts mehr zu tun haben. Er hatte allerdings niemandem ein Wort davon gesagt, nicht einmal Yossarián. Bei seinem Sturz im Lazarett war ihm entweder ein Licht aufgegangen oder die Hirnmasse durcheinandergeraten. Unmöglich zu sagen, was von beidem der Fall war.
    Dunbar lachte nur noch sehr selten und schien förmlich dahinzuwelken. Er wurde ausfällig gegen seine Vorgesetzten, sogar gegen Major Danby, er betrug sich unfein gegen den Kaplan, ja, er fluchte gar in dessen Gegenwart. Der Kaplan fürchtete sich nun vor Dunbar und schien ebenfalls dahinzuwelken. Die Wallfahrt des Kaplans zu Wintergreen war vergeblich gewesen. Wiederum hatte ein Schrein sich als leer erwiesen. Wintergreen war zu beschäftigt, um den Kaplan zu empfangen. Ein unverschämter Gehilfe Wintergreens überreichte dem Kaplan als Gastgeschenk ein gestohlenes Feuerzeug und erklärte herablassend, Wintergreen sei mit kriegswichtigen Geschäften überlastet und könne sich einer so nebensächlichen Angelegenheit wie der Anzahl der erforderlichen Feindflüge nicht annehmen. Der Kaplan machte sich Sorgen um Dunbar und dachte immer öfter -an Yossarián, nun, da Orr nicht mehr da war. Dem Kaplan, der ganz allein das geräumige Zelt bewohnte, dessen Dach sich jeden Abend wie der Deckel einer Gruft auf ihn senkte und ihn düsterer Einsamkeit preisgab, kam es unglaubhaft vor, daß Yossarián wirklich gerne allein, ohne andere Mitbewohner, in seinem Zelt leben wollte.
    Da Yossarián wieder als Nummer Eins flog, war McWatt sein Pilot, und das war ein gewisser Trost, obwohl er immer noch ohne alle Abwehrmittel war. Er konnte nicht zurückschlagen.
    Von seinem Platz in der Nase des Bombers vermochte er nicht einmal McWatt und den Kopiloten zu sehen. Alles, was er sehen konnte, war Aarfy, mit dessen schwülstiger, mondgesichtiger Unfähigkeit er mittlerweile alle Geduld verloren hatte, und er durchlebte grauenhafte Minuten der Wut und Hilflosigkeit in der Luft, in denen er gierig danach verlangte, degradiert zu werden und hinter einem geladenen Maschinengewehr in einer der seitlich fliegenden Maschinen zu sitzen, statt des Präzisionszielgerätes, mit dem er gar nichts anfangen konnte, ein schweres MG rachsüchtig mit beiden Händen packen und gegen alle jene Dämonen richten zu können, die ihn peinigten: die schwarzen Wölkchen der Flak; die deutschen Richtschützen da unten, die er nicht einmal sehen und denen er mit seinem Maschinengewehr auch kein Leid antun konnte, selbst wenn er sich die Zeit genommen hätte, das Feuer auf sie zu eröffnen; auf Havermeyer und Appleby im ersten Bomber, weil sie beim zweiten Anflug auf Bologna furchtlos und stur geradeaus flogen, während die Granaten aus zweihundertundzwanzig Kanonen zum allerletzten Mal Orrs Motoren demolierten und ihn zwangen, gerade ehe das Gewitter losbrach, zwischen Genua und La Spezia aufs Wasser niederzugehen.
    Tatsächlich konnte er mit dem schweren Maschinengewehr nicht viel mehr anfangen, als es durchzuladen und probeweise ein paar Feuerstöße abzugeben. Im übrigen nützte es ihm so wenig wie das Zielgerät. Gegen angreifende deutsche Jäger hätte er ordentlich damit losballern können, doch gab es keine deutschen Jäger mehr, und er konnte es nicht einmal um 180 Grad drehen und auf die

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